Schwäbische Zeitung (Biberach)
Handy-Ticket auf dem Vormarsch
Nach dem beschlossenen Aus für die Ding-Card setzt der Nahverkehrsverbund auf Digitales
ULM/NEU-ULM (sz) - Seit Wochen blasen dem Donau-Iller-Nahverkehrsverbund (Ding) und den Stadtwerken Ulm/Neu-Ulm eisige Winde ins Gesicht. Grund ist die geplante Abschaffung der Ding-Card. Der Tenor der Vorwürfe, wie sie etwa auch die Fraktion der CDU im Ulmer Gemeinderat formulierte: Rücksichtslos werde auf Digitalisierung gesetzt und wer nicht mitmachen könne oder wolle, der bleibe auf der Strecke.
Die Stadtwerke, Teilhaber des Nahverkehrsverbunds, gehen jetzt mit „Handy-Ticket-Sprechstunden“in die Offensive, um, wie es der MarketingBeauftragte Markus Zimmermann bei der Vorstellung des Konzepts formulierte, Vorurteile gegenüber dem Ding-Card-Ersatzangebot konsequent abzubauen. Vorurteil 1: Ohne Handy kann man künftig keine Tickets mehr kaufen. Falsch. Der konservative Verkauf am Automaten oder beim Fahrer geht weiter wie bisher.
Vorurteil 2: Ohne Smartphone lässt sich das Handy-Ticket nicht nutzen. Falsch. Nach einmaliger Registrierung können Handy-Tickets per kostenlosem Anruf über eine abgespeicherte Nummer angefordert werden. Eine SMS ersetzt das Ticket.
Vorurteil 3: Wenn der Akku leer ist, nachdem ich ein Handy-Ticket gelöst habe, werde ich als Schwarzfahrer behandelt. Falsch. Wie Zimmermann betont, sei der Fahrgast in diesem Fall besser dran, als ein Kunde, der sein Papier-Ticket schlichtweg verloren habe. Denn nur der Handy-Ticket-Nutzer mit schwachem Akku könne später auf seinem Account nachweisen, dass er tatsächlich eine Fahrkarte gekauft hatte. Allerdings bleibe auch ihm eine „Bearbeitungsgebühr“von sieben Euro, wie sie auch der Schüler, der seine Monatskarte vergisst, nicht erspart. Vorurteil 4: Ich kann nur noch günstig fahren, wenn ich sämtliche Daten von mir offenlege. Weitgehend falsch. Denn wer ein Guthaben einbezahlt („Prepaid-Verfahren“), muss nur seine Handynummer und ein „Kontrollmedium“seiner Wahl (Geldkarte, EC-Karte, Personalausweis) angeben. Handy-Ticket-Sprechstunden Anhand bislang drei terminierter Handy-Ticket-Sprechstunden wollen die Stadtwerke zeigen, „dass es gar nicht so kompliziert ist, wie viele denken“, so Zimmermann. „Im Grunde ist es leichter, als die Fernbedienung des heimischen Fernsehers.“Zumindest, wenn man die einmalige Registrierung bei handyticket.de geschafft hat und sich auch noch ein weiteres Passwort merken kann. Allen Zweiflern zum Trotz, gehört dem Handy-TicketVerkauf wohl die Zukunft. Im nächsten Quartal könnte Ding mit 30 000 verkauften Handy-Tickets einen neuen Rekord aufstellen. Teil der Beratung soll auch sein, über die grundsätzlichen Vorzüge des Handy-Tickets zu sprechen. Zimmermann nennt schon zwei davon: Man benötigt kein Kleingeld und muss nicht am Automaten warten.
Im Kunden-Center der Stadtwerke Trafiti in der Neuen Mitte findet am Mittwoch, 18. Oktober, von 9 Uhr bis 14 Uhr die erste Handy-Ticket-Sprechstunde statt. Weitere Termine: Samstag, 11. Oktober, ebenfalls von 9 Uhr bis 14 Uhr sowie am Dienstag, 2. Dezember, von 13 bis 18 Uhr.