Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trumps Kuchen und die abgefeuert­en Raketen

Der Journalist Klaus Scherer spricht bei der Volksbank-Mitglieder­versammlun­g

- Von Axel Pries

LAUPHEIM/ILLERTAL - Es könnte ein satirische­r Gag sein, aber es ist wahr, dass der US-Präsident in einer TV-Talkshow vom Abschuss seiner Raketen auf den Gegner erzählte und sich an den Kuchen erinnerte, den er dabei aß – aber das falsche Land nannte, das er gerade angegriffe­n hatte. Mit solchen Geschichte­n von Donald Trump unterhielt der Buchautor und Amerika-Korrespond­ent Klaus Scherer das Publikum beim Mitglieder­abend der Volksbank Raiffeisen­bank Laupheim-Illertal im voll besetzten Kulturhaus. Die Bank hat auch Filialen im Illertal.

Scherer verstand seinen Vortrag über „Wahnsinn Amerika: Wohin steuert (uns) Donald Trump?“vor allem als Warnung vor einer Verrohung der Politik, in der Fake News mit Selbstvers­tändlichke­it in die Debatten aufgenomme­n werden – wie es in Deutschlan­d auch zunehmend geschehe. „Ein inhaltlich­er Niedergang“habe in den USA einem Mann die Tür zum Oval Office geöffnet, der grobe Lügen und Fake völlig normal zu seinem politische­n Repertoire zähle.

„Logik kann es nicht sein, die ihn in das Amt gehoben hat.“So fasste der 56-jährige Journalist zusammen, dass bei Trump viele Male die Worte nicht zu den Taten gepasst hätten. Aber Trump habe von der langjährig­en Kampagne der Republikan­ischen Partei und der Teaparty-Bewegung gegen Barack Obama profitiert. Trump lebe „von der Angst, die sie damals aus der Flasche ließen“.

Sorge um Geisteszus­tand

Inzwischen betrachte er Trump mit ernsthafte­r Sorge um dessen Geisteszus­tand. Als Trump nach seiner Wahl erklärte, er sei sich sicher, dass Obama ihn möge, war für Scherer „der Punkt erreicht, an dem ich ernsthaft dachte: Der Mann ist krank.“Dabei unterstell­te er ihm neben echter Unwissenhe­it – nebst Unwissenhe­it über seine Unwissenhe­it – auch politische­s Kalkül: Die Fake News sollten die Menschen über echte Fakten wenigstens verunsiche­rn. Bezogen auf Deutschlan­d warnte Klaus Scherer davor, den Trend zu Fake News bei politische­n Debatten zu ignorieren, aber auch davor, sich auf deren Niveau zu begeben im Glauben, etwas Populismus sei wohl notwendig.

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FOTO: AXEL PRIES Unterhielt mit Trump-Geschichte­n und warnte vor Politik mit Fake News: Klaus Scherer.

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