Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mordprozess beginnt im Januar
34-jähriger Hoßkircher soll Ehefrau getötet und Unfall vorgetäuscht haben
HOSSKIRCH - Der Mordprozess gegen einen 34-Jährigen aus Hoßkirch soll im Januar 2018 vor dem Landgericht Ravensburg beginnen. Die Staatsanwaltschaft Ravensburg legt dem Mann zur Last, Ende Februar seine 30 Jahre alte Ehefrau zu Hause erwürgt und anschließend versucht zu haben, einen Verkehrsunfall vorzutäuschen. Die genauen Termine für die Hauptverhandlung werden derzeit mit Verteidigern und Gutachtern abgesprochen.
Dass von der Tat bis zum Prozessbeginn ein knappes Jahr vergehen wird, ist nicht ungewöhnlich. „Die Anklage ist im August eingegangen“, sagt Richter Franz Bernhard, der auch Pressesprecher des Landgerichts Ravensburg ist. Grundsätzlich versuche das Gericht, Hauptverhandlungen so schnell wie möglich anzuberaumen. „Aber momentan ist unser Zeitplan voll. Fast täglich werden am Landgericht Ravensburg Haftverfahren verhandelt“, sagt Bernhard.
Es ist gut möglich, dass sich die Gerichtsverhandlung in dem Hoßkircher Fall über mehrere Monate ziehen wird. „Es scheint ein Indizienprozess zu werden“, sagt Bernhard. Denn bisher bestreitet der 34jährige Verdächtige die Vorwürfe, und Tatzeugen gibt es nach derzeitigem Erkenntnisstand auch nicht. Die Staatsanwaltschaft führt deshalb in ihrer Anklage insbesondere das Obduktionsergebnis, die Erkenntnisse aus der Spurensicherung und die kriminaltechnischen Untersuchungen und Auswertungen an.
Der Schock war groß
Anfangs war völlig unklar, ob es sich bei dem Fall um einen Unfall oder ein Verbrechen handelt, in das vielleicht noch weitere Beteiligte verstrickt sein könnten. Ein Passant hatte am Fasnetssonntag den Van der Getöteten auf einem Feld zwischen Hoßkirch und Tafertsweiler gefunden. Der dunkelblaue Mercedes Vito, der kaum Beschädigungen aufwies, stand mit laufendem Motor und eingeschalteten Lichtern auf dem Acker, etwa 100 Meter von der Straße entfernt. Die tote Frau saß auf dem Fahrersitz, der Mann lag in einer Entfernung von etwa 100 Metern schwer verletzt auf dem Feld. Er befand sich im Koma und konnte nicht vernommen werden.
Der Schock in Hoßkirch war groß, nachdem sich die Nachricht in dem 720 Einwohner zählenden Dorf während des Fasnetsumzugs herumgesprochen hatte. Zum Feiern war dann niemandem mehr zumute: Der Narrenverein sagte seine Teilnahme an den restlichen Fasnetsveranstaltungen ab und fällte den Narrenbaum ohne großes Aufheben.
Zunächst ermittelte die Kriminalpolizei in alle Richtungen. Die Obduktion der Leiche der 30-Jährigen ergab, dass die Frau erwürgt wurde. Allein die räumliche Nähe zwischen dem Fundort der Toten und des Verletzten sowie die Tatsache, dass sie in einer Beziehung zueinander standen, legten den Verdacht nahe, dass der Mann für den Tod der Frau verantwortlich sein könnte, sagte Oberstaatsanwalt Karl-Josef Diehl. Außerdem habe es keine Spuren gegeben, die auf die Beteiligung Dritter hinweisen.
Trennungsstreitigkeiten
Die Ermittler kamen laut Diehl zu dem Ergebnis, dass der 34-Jährige seine Frau am Abend des 25. Februar in der gemeinsamen Wohnung erwürgt haben soll. Um die Tat zu verschleiern, soll er versucht haben, einen Verkehrsunfall vorzutäuschen. Er soll die Leiche der Frau auf den Fahrersitz des Mercedes Vito gesetzt und angeschnallt haben. Er sei es auch gewesen, der das Auto auf den Acker steuerte, und zwar vom Beifahrersitz aus. Weil er selbst nicht angeschnallt gewesen sei, soll er sich bei der Fahrt über den Acker schwere Verletzungen zugezogen haben.
Laut Staatsanwaltschaft legen aber nicht nur Spuren den Verdacht gegen den 43-Jährigen nahe. Auch zahlreiche Zeugenangaben sprächen dafür, dass er ein Motiv gehabt habe. In der Ehe soll es seit etwa einem Jahr Trennungsstreitigkeiten gegeben haben, die sich immer weiter zuspitzten. Der Verdächtige sitzt nach wie vor in Untersuchungshaft.