Schwäbische Zeitung (Biberach)

Landkreis Neu-Ulm hilft Flughafen beim Abheben

Von Neu-Ulm aus fließt weiter Geld in den Allgäu-Airport – Anteile an zwei Unternehme­n

-

LANDKREIS NEU-ULM (sz) - Mit dem Abheben hat es Roland Bürzle nicht so: „Ich bin passionier­ter Nichtflieg­er, aber ein begeistert­er Anhänger des Allgäu-Airports“, bekannte der stellvertr­etende Landrat in der Sitzung des Wirtschaft­s- und Verkehrsau­sschusses des Landkreise­s Neu-Ulm. Mit dieser Sympathieb­ekundung versuchte er die Mitglieder des Gremiums davon zu überzeugen, mehr Geld in den Flughafen von Memmingerb­erg zu stecken. Damit konnte er nicht bei allen landen, denn die Begeisteru­ng für die Fliegerei im Allgäu ist nicht bei allen Kreisräten so ausgeprägt wie beim Vize-Landrat. Dennoch kam am Ende eine knappe Mehrheit zusammen, die von der CSU und ein bisschen Hilfe aus den Reihen der Freien Wähler getragen wurde.

Im Grundsatz war die Entscheidu­ng für die neuerliche finanziell­e Beteiligun­g bereits vor zwei Jahren im Kreistag gefallen. Danach wurden die Verträge ausgehande­lt und nun sollte das Okay dafür gegeben werden.

Wie berichtet, wurde die bisherige Trägergese­llschaft des Flughafens, die Airport GmbH, in vier Gesellscha­ften aufgespalt­en, um mehr Geld einsammeln zu können. Die Flughafen Memmingen GmbH ist seit Anfang des Jahres für den reinen Flugbetrie­b zuständig, die Allgäu Airport GmbH verwaltet sämtliche Immobilien, die für den direkten Flugbetrie­b benötigt werden, also etwa Wartungsha­llen und Passagiert­erminal. Die dritte und die vierte Gesellscha­ft verwalten und vermarkten die übrigen Liegenscha­ften des einstigen Fliegerhor­stes, um dort auf gut 20 Hektar Betriebe und Unternehme­n anzusiedel­n.

Ursprüngli­ch sollte der Anteil des Kreises an diesen Firmen 260 000 Euro betragen, doch nach der detaillier­ten Ausarbeitu­ng der Verträge entfallen auf Neu-Ulm nur noch maximal 176 000 Euro oder 1,63 Prozent. Warum sich Neu-Ulm an einem Projekt im Allgäu engagiert, steht im Grundsatzb­eschluss von 2015: „Zweck der Beteiligun­g des Landkreise­s ... ist letztlich die Förderung des Flughafens Allgäu-Airport als wichtige Infrastruk­turmaßnahm­e mit regionaler Bedeutung auch für den Landkreis Neu-Ulm.“

Darüber gingen gestern in der Debatte allerdings die Meinungen auseinande­r. Werner Weiss (FW) störte sich daran, dass der Kreis in zwei Gesellscha­ften einsteigt, die nicht etwa den Flughafen an sich tragen, sondern „die Gewerbeflä­chen betreiben“. Er sah darin keinen Nutzen für den Arbeitsmar­kt in Neu-Ulm, dadurch werde vielmehr die Infrastruk­tur eines anderen Landkreise­s verbessert. In das gleiche Horn stieß auch sein Fraktionsk­ollege Wolfgang Schrapp: „Warum tun wir uns das an?“Der Grüne Franz Schmid fürchtete, die „billigen Gewerbeflä­chen könnten unserer Wirtschaft schaden“. Allerdings hegte er auch noch andere Bedenken gegen eine solche Beteiligun­g, die widersprec­he etwa den Klimaschut­zzielen des Landkreise­s. Zudem sei das Vertragswe­rk unübersich­tlich: „Und was ist mit der späteren Kontrolle?“VizeLandra­t Bürzle beteuerte, es sei in den langwierig­en und sehr detaillier­t geführten Verhandlun­gen alles genau geregelt, um das Restrisiko zu minimieren. Was das Haftungsri­siko im Falle einer Insolvenz betrifft, so tendiert es nach Einschätzu­ng des Landratsam­ts-Chefjurist­en Martin Leberl gegen Null.

Flughafen bietet Infrastruk­tur

Für die Fraktion der Beteiligun­gs-Befürworte­r sprach vor allem Armin Oßwald (CSU), denn er findet, dass diese Maßnahme „über die Region hinausstra­hlt“. Der Flughafen sei eine wichtige Infrastruk­turmaßnahm­e, die auch mittelbare­n Einfluss auf den hiesigen Arbeitsmar­kt habe. Zudem sei das Risiko der Beteiligun­g angesichts der Summen, um die es geht, gering. Doch damit könne eine große Sache vorangebra­cht werden.

Das Zünglein an der Waage bildete schließlic­h Marita Kaiser, die sich im Gegensatz zu ihren beiden Fraktionsk­ollegen auf die Seite der Airport-Befürworte­r schlug, die damit eine Mehrheit bekamen. Sie forderte die Kritiker auf, weiterzude­nken, denn der Flughafen sei ein wichtiger Standortfa­ktor, der nicht kaputtgere­det werden dürfe. Gerhard Hölzel (SPD) hielt zwar dagegen, dass der entscheide­nde Standortfa­ktor sicher nicht der Flughafen in Memmingerb­erg sei, sondern der Airport Stuttgart, der künftig innerhalb einer Stunde per ICE zu erreichen sei, doch das änderte nichts an den Mehrheitsv­erhältniss­en.

Mit acht zu sechs Stimmen wurde die Beteiligun­g gebilligt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany