Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der Untergrund ist knifflig
B-312-Bauarbeiten zwischen Jordanbad und Ringschnait sind im Zeitplan.
BIBERACH - Täglich müssen Tausende Verkehrsteilnehmer einen Umweg in Kauf nehmen, wenn sie auf der B 312 zwischen Biberach und Ochsenhausen unterwegs sind. Denn seit Ende August ist der Abschnitt zwischen Jordanbad und Ringschnait für den Verkehr voll gesperrt, weil derzeit die Straße ausgebaut wird. Die „Schwäbische Zeitung“hat sich vor Ort angeschaut, wie die Arbeiten vorankommen.
Wo sonst am Tag viele Autos unterwegs sind, sieht man in diesen Tagen kein einziges mehr. Der Verkehr auf der B 312 zwischen Jordanbad und Ringschnait ist verschwunden. Vereinzelt fahren Baustellenfahrzeuge über den Asphalt. Als Fußgänger lässt es sich beinahe gefahrlos entlang der Straße spazieren, selbst sein Fahrzeug kann man am Straßenrand parken. Inzwischen ist die Straße eine Baustelle. Große Maschinen pressen unterschiedliche Konstruktionen mit ungeheurer Kraft in die Erde, was teilweise den Boden zittern lässt. Anders als man eigentlich erwarten würde, ist von der „alten“B 312 noch relativ viel vorhanden. Einzig im unteren Teil, also kurz nach dem Jordanbad, ist die Straße verschwunden.
13 Millionen Euro an Kosten
„Der eigentliche Straßenbau beginnt erst mit dem zweiten Bauabschnitt, also im Frühjahr 2018“, erläutert Projektleiter Wilhelm Striebel vom Regierungspräsidium Tübingen. „Derzeit machen wir die vorbereitenden Maßnahmen.“Seit etwa eineinhalb Monaten läuft die Baustelle, die den Bund voraussichtlich knapp 13 Millionen Euro kosten wird. „Das Wetter hätte zu Beginn der Arbeiten besser sein können“, sagt der Projektleiter. So erschwerten Regenfälle unter anderem das Anlegen der Baustellenzufahrten. Auswirkungen auf den Zeitplan habe dies jedoch nicht gehabt, so Striebel. „Wir liegen im Zeitplan.“Zwischen 18 und 20 Bauarbeiter sind dort beschäftigt, ausführende Unternehmen sind Strabag und Kurt Motz. Der erste Bauabschnitt, der noch bis zum Ende dieses Jahres läuft, untergliedert sich in zwei Teilbereiche.
So werden auf einer Länge von rund 500 Metern vor dem Ortsteil Reichenbach 2300 Gusspfähle in die Erde eingelassen. Eine Maschine hämmert die auf sieben Meter verlängerten Pfähle nach und nach unter ohrenbetäubendem Lärm in den Untergrund. Acht Gusspfähle sind pro Reihe in der Breite vorgesehen. Nachdem die Pfähle aus Eisen im Boden sind, werden sie „mit Beton ummantelt“, wie Striebel erläutert. Anschließend kommt eine Kiesschicht auf den Abschnitt, um Unebenheiten auszugleichen. Damit das Gewicht der Fahrzeuge, die später einmal auf der Straße rollen, gleichmäßig auf die Gusspfähle verteilt wird, bauen die Arbeiter ein sogenanntes Geogitter ein. Erst danach kann der eigentliche Straßenbau starten. Der Projektleiter erklärt: „Wir haben hier einen anmoorigen Untergrund. Der Boden besteht aus Torf- und Tonmudden. Das ist für einen guten, stabilen Untergrund ungeeignet.“Abhilfe soll deshalb die Gusspfähle-Konstruktion schaffen, damit die Straße nicht wieder nach links und rechts ausbricht, wie sie es in der Vergangenheit getan hat.
Mit instabilen Erdschichten haben die Arbeiter auch weiter oben zu kämpfen. Nach Reichenbach entstehen insgesamt drei Bohrpfahlwände in den Bereichen, in welchen die B 312 eine Kurve macht. Denn die Straße soll nach den Bauarbeiten nicht nur breiter, sondern auch gerader sein. Dafür müssen jedoch Teile des Hangs abgetragen werden. Damit der Hang aber nicht in Richtung Straße abrutscht, müssen bis zu zwölf Meter hohe Bohrpfahlwände eingezogen werden. „Der Hang besteht aus Feinsand und ist sehr feucht. Er würde schnell ins Rutschen kommen, würden wir die Bohrpfähle nicht einbauen“, erläutert Striebel. 160 Bohrpfähle werden errichtet, sechs Stück davon schaffen die Bauarbeiter pro Tag.
Überholspur nach Reichenbach
Noch bis Weihnachten dauert der erste Bauabschnitt, solange bleibt auch noch die Bundesstraße zwischen Jordanbad und Ringschnait für den Verkehr voll gesperrt. Während die Bauarbeiten bis Frühjahr 2018 ruhen, kann der Verkehr auf dem Abschnitt rollen. „Von Frühjahr bis zum Ende des Jahres 2018 machen wir mit dem zweiten und letzten Bauabschnitt weiter“, erläutert der Projektleiter. Dann beginnt der eigentliche Ausbau. Nach Reichenbach wird die Straße zum Teil auf drei Spuren verbreitert, in Richtung Ringschnait gibt es künftig eine Überholspur. Zwischen Jordanbad und Reichenbach erhält die B 312 zudem einen Radweg. Verkehrsteilnehmer sowie die Anwohner der Umleitungsstrecken müssen dann noch einmal Nerven beweisen, weil während des zweiten Bauabschnitts die Straße erneut in beide Richtungen gesperrt wird.