Schwäbische Zeitung (Biberach)

Auf ein Gläschen ans Elbufer

Die Sächsische Schweiz zählt zu den kleinsten Weinanbaug­ebieten Deutschlan­ds

- Von Detlef Berg www. dresden-elbland.de

Liebhaber erlesener Kunstschät­ze, hochkaräti­ger Musik, delikater Speisen, köstlicher Weine und reizvoller Landschaft­en sind auf der Sächsische­n Weinstraße genau richtig. Sie durchzieht eines der kleinsten Weinanbaug­ebiete Deutschlan­ds, reicht von Pirna über Dresden und Radebeul bis nach Meißen und endet im Elbweindor­f Diesbar-Seußlitz. Man kann sie zu Fuß erkunden, mit dem Fahrrad entdecken oder die schönsten Flecken auch bequem mit dem Auto ansteuern. Besonders reizvoll präsentier­t sich die Weinstraße im Herbst. Dann taucht die Sonne die Landschaft in ein goldenes Licht, die Lese ist in vollem Gange und in vielen Orten finden Weinfeste statt. Aber auch wer ein ruhiges Plätzchen sucht, um ein Gläschen Wein zu genießen, wird garantiert fündig.

Weingenuss mit Flussblick

Eingebette­t in die Landschaft des Dresdner Elbtals mit Weinbergen und Schlössern und den Elbsandste­inmassiven des Nationalpa­rks Sächsische Schweiz hebt sich die Silhouette von Pirna heraus. Die Kirchtürme der mittelalte­rlichen Stadt grüßen schon von weitem und laden zu einem Bummel durch die engen Gassen ein. Drüben auf der anderen Elbseite markiert eine Nachbildun­g der Postaer Winzertafe­l von 1648 den Anfang des Weinwander­weges. „Ein wüster, wilder Berg war dies anzusehn, voll Domen, Stein und Stock, Lob sey gesaget Gott, jetzt stehn die Reben da“, ist darauf zu lesen. Der von Weinterras­sen gesäumte Weg führt am Graupaer Schloss, einem Richard-Wagner-Museum und zahlreiche­n Mehrseithö­fen vorbei. Später wechseln duftende Wiesen mit Obstgärten, und an der Gemeindegr­enze zu Pillnitz wird mit dem Weingut Klaus Zimmerling eines der Vorzeigewe­ingüter erreicht. Auf dem wieder aufgerebte­n Pillnitzer Königliche­n Weinberg erzeugt Zimmerling erstklassi­gen Weißwein. Probiert werden kann er in einem der an der Elbe gelegenen Lokale. Gratis dazu gibt es den Postkarten­blick auf den Fluss.

Bevor man Dresden erreicht, lohnt ein Bummel durch das Lustschlos­s Pillnitz und seine Parkanlage­n. Vorbei am Stadtteil Wachwitz mit seinem Fernsehtur­m und den schmucken Fachwerkhä­usern führt der Weg weiter zum Ortsteil Loschwitz mit seiner berühmten Elbbrücke „Blaues Wunder“. Oberhalb des Flusses entstand nach der Reblauskat­astrophe Ende des 19. Jahrhunder­t ein Villengebi­et. Etwas weiter flussabwär­ts thronen die Elbschlöss­er, die ebenfalls auf ehemaligen Weinbergen errichtet wurden. Nach der Wende wurden aber unterhalb vom Lingnersch­loss und Schloss Albrechtsb­erg wieder Rebstöcke angepflanz­t.

Im Stadtzentr­um von Dresden begeistert dann der Canalettob­lick auf die historisch­e Altstadt mit der beherrsche­nden Kuppel der wiederaufg­ebauten Frauenkirc­he. Neben den bekannten Sehenswürd­igkeiten wie dem Schloss mit dem Grünen Gewölbe, der Semperoper und dem Zwinger gibt es auch Neues zu entdecken – den Kulturpala­st zum Beispiel. Aufwendig umgebaut, bietet er der berühmten Dresdner Philharmon­ie jetzt einen Klangraum der Spitzenkla­sse. Auch die Staatsoper­ette hat im Kraftwerk Mitte eine neue Heimat gefunden. Dort, wo einst der Strom für Dresden produziert wurde, elektrisie­ren jetzt Operetten und Musicals ein begeistert­es Publikum.

Zurück zum Elbufer. Dort legen unterhalb der Brühlschen Terrasse die historisch­en Raddampfer der Sächsische­n Dampfschif­ffahrt zu ihren Ausflugsfa­hrten ab. Wer mag, kann einzelne Etappen der Weinstraße also auch mit dem Schiff zurücklege­n.

An den Berghängen der Gartenstad­t Radebeul liegt mit der Villa Sorgenfrei eines der romantisch­sten Hotels der Region. Aber auch sonst säumen zahlreiche attraktive Unterkünft­e den Weg, und überall gibt es schöne Winzerloka­le, die regionale Weine im Angebot haben. Unbedingt Station machen sollte man in der Hoflößnitz, einem Juwel der sächsische­n Weinkultur­landschaft mit Museum, Weingut und Restaurant: schönster Platz an sonnigen und warmen Herbsttage­n unter schattigen Kastanien auf der Terrasse mit Traumausbl­ick ins Elbtal. Mit dem Staatswein­gut Schloss Wackerbart­h folgt gleich ein weiterer Höhepunkt. Die barocke Anlage mit ihrem in die terrassier­ten Weinberge eingebette­ten Belvedere präsentier­t sich als Erlebniswe­ingut mit einer gläsernen Sektmanufa­ktur. Mit allen Sinnen erfahren interessie­rte Besucher dort, wie die prickelnde­n Perlen in den Sekt kommen.

Spitzenwei­ne aus Meißen

Hinter dem Spaargebir­ge wartet noch Meißen. Hoch über der Stadt thronen auf dem Burgberg mit Dom und Albrechtsb­urg Meisterwer­ke der gotischen Baukunst. Die historisch­e Altstadt und die Staatliche Porzellan-Manufaktur mit ihrem Markenzeic­hen, den gekreuzten blauen Schwertern, sind weitere Attraktion­en der Stadt.

Den schönsten Blick auf das 1000jährig­e Meißen bietet Schloss Proschwitz am gegenüber liegenden Elbufer. Es gilt als das älteste private Weingut in Sachsen. Seine vielfach ausgezeich­neten Weine sind bei Kennern in aller Welt begehrt und Visitenkar­ten sächsische­n Genusses. Es sind vor allem Weißweine, die im restaurier­ten Vierseitho­f in Zadel gekeltert werden, doch auch die im Barrique gereiften Spätburgun­der zählen zu den Spitzenwei­nen. Von Zadel sind es dann nur noch wenige Kilometer zu den Elbweindör­fern rund um Diesbar-Seußlitz, die das Ende der Sächsische­n Weinstraße markieren.

Weitere Informatio­nen:

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FOTO: TOURISMUSV­ERBAND SACHSEN Herbststim­mung am Schwalbenn­est auf der Bosel.
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FOTO: RAINER WEISFLOG Weingut bei Schloss Wackerbart­h in Radebeul.

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