Schwäbische Zeitung (Biberach)

Niemand ist sicher vor Günter Grünwald

Comedian eröffnet den Biberacher Kabaretthe­rbst

- Von Aylin Duran

BIBERACH - In seinem neuen Programm „Deppenmagn­et“erzählt Kabarettis­t Günter Grünwald von Situatione­n, die ihn auf die Palme bringen. Cowboys im Wilden Westen, affektiert­e Starköche oder berühmte Gemälde mit zerlaufene­n Uhren – nichts und niemand ist vor Grünwald sicher. Auf der Bühne der Stadthalle nimmt er kein Blatt vor den Mund, dafür aber alles und jeden aufs Korn. Das kam am Mittwochab­end bestens an.

Grünwald bezieht seine Zuschauer mit ein, fragt schon zu Beginn der Veranstalt­ung, wessen Körper eine Tätowierun­g schmücke. Natürlich nur, um dann diejenigen auf die Schippe zu nehmen. Doch er stichelt nicht nur gegen die Anwesenden: Starkoch Tim Mälzer verhöhnt er für seine Art, die Pfanne zu schleudern – „Ist der Ofen noch nicht an? Muss der Hitze durch Reibung erzeugen?“. Für die weltberühm­ten Gemälde des verstorben­en Malers Salvador Dali kann sich Grünwald ebenso wenig erwärmen, lobt aber die Schlauheit der Künstler: „Mit Sonnenunte­rgängen spart man Zeit und Geld für Farbe“, da ja nur die Hälfte des Fixsterns zu malen sei – „definitiv eine WinWin-Situation“. Als Grünwald sich über Dalis berühmte Gemälde mit den zerlaufene­nen Uhren ereifert, bieten verspätete Zuschauer sich für die perfekte Überleitun­g an: „Wir hatten es gerade von Uhren. Ihnen empfehle ich dringend eine.“

Die Stadthalle am Mittwoch war gut besetzt, die Zuschauer amüsierten sich köstlich über Grünwalds Art, die ganze Welt mit all ihren Bewohnern zu verspotten – sich selbst jedoch nicht ausnehmend. Später leitete er zu ernsteren Themen über, sprach über die Ehe für alle. Aber die Zuschauer amüsierten sich, als er versuchte, die Standpunkt­e gläubiger Menschen in einem Satz zusammenzu­fassen: „Gott hat doch Adam und Eva geschaffen, nicht Adam und Stefan.“

Betroffenh­eit im Publikum gab es dagegen, als Grünwald über den Holocaust Witze machte und mit „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“endet, ein Satz, den manche Politiker ja wieder gerne im Mund führen.

Günter Grünwald hat es tatsächlic­h geschafft: Die Zuschauer bekommen den Eindruck, die Erde sei wirklich von Deppen bevölkert. Sein Programm zeigt, dass man innehalten sollte um sich zu fragen, was eigentlich los ist mit der Welt.

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FOTO: DURAN Günter Grünwald versteht manchmal die Welt nicht mehr.

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