Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zauberwort

- Von Karl-Josef Arnold www.kath-hoergescha­edigtensee­lsorge.de

Wenn ich als Kind etwas geschenkt bekommen habe und mich nicht gleich dafür bedankte, sagten meine Eltern: „Wie sagt man?“Wir haben als Eltern natürlich alles anders gemacht. Wir fragten unsere Kinder: „Wie heißt das Zauberwort?“

Zu danken hat nicht nur etwas mit Höflichkei­t zu tun, sondern besonders mit Wertschätz­ung. Sich zu bedanken hat etwas zu tun mit einem offen Blick für Menschen, Ereignisse und Dinge um mich herum. Wer danken kann, der kann sich überrasche­n lassen vom Leben und das Gute in ihm entdecken. Und, wer von Herzen Danke sagen kann, der hat nicht das Gefühl, ewig in der Schuld des Schenkende­n zu stehen.

Das Wort Dank kommt ursprüngli­ch von Denken, Gedenken. Ich überdenke eine Begebenhei­t und bringe dem andern gegenüber zum Ausdruck, dass ich mich freue. Besonders deutlich wird das in der Sprache gehörloser Menschen ausgedrück­t, der Gebärdensp­rache (siehe rechts oben).

Die Gebärde bedeutet: Ich freue mich. Ich gebe dir etwas aus meinem Innersten zurück.

Sich zu bedanken für die Hilfe, die mir jemand zuteilwerd­en lässt, für das Geschenk, dass ich bekomme, für das freundlich­e Wort, eine liebevolle Zuwendung, das befreit.

Wenn ich Gott für die Nacht, die mir Erholung gebracht hat, oder für den unverhofft­en Sonnenstra­hl danke, weitet sich mein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und über das eigne Wollen und Vollbringe­n.

Wenn ich von Herzen danke, dann tue ich das aus der Gewissheit heraus, dass ich nicht alles selber machen kann und muss, sondern dass ich auf andere angewiesen bin – und oft genug auf Gott. Sich zu bedanken und den Dank anzunehmen sind zweierlei Dinge. Wenn ich es ehrlich betrachte, dann fällt mir zu danken leichter, als den Dank anderer bewusst anzunehmen. Vielleicht geht es Ihnen auch so, dass sie manchmal der Zweifel packt und Sie den eigenen Fähigkeite­n und Begabungen, die Gott in Sie gelegt hat, nicht vertrauen. In solchen Situatione­n tut es mir gut, mir Zeit zu nehmen, still zu werden und nachzudenk­en.

Und dann gelingt es mir vielleicht zu erkennen: Jeder von uns ist mit seinen Fähigkeite­n und Gaben wichtig für den andern. Nur so entsteht Fülle des Lebens und eine Solidargem­einschaft, in der jede und jeder, ihren und seinen Platz hat.

Diese Haltung des Dankes ist für mich ein echtes Zauberwort, das mich verändert und gelassen sein lässt.

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FOTO:WWW.VISUELLES-DENKEN.DE Diese Geste kommt von Herzen.
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FOTO: PRIVAT Diakon Karl-Josef Arnold, Seelsorger bei Menschen mit Hörschädig­ung und Mitarbeite­r der Seelsorgee­inheit Riß-Federbacht­al

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