Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zauberwort
Wenn ich als Kind etwas geschenkt bekommen habe und mich nicht gleich dafür bedankte, sagten meine Eltern: „Wie sagt man?“Wir haben als Eltern natürlich alles anders gemacht. Wir fragten unsere Kinder: „Wie heißt das Zauberwort?“
Zu danken hat nicht nur etwas mit Höflichkeit zu tun, sondern besonders mit Wertschätzung. Sich zu bedanken hat etwas zu tun mit einem offen Blick für Menschen, Ereignisse und Dinge um mich herum. Wer danken kann, der kann sich überraschen lassen vom Leben und das Gute in ihm entdecken. Und, wer von Herzen Danke sagen kann, der hat nicht das Gefühl, ewig in der Schuld des Schenkenden zu stehen.
Das Wort Dank kommt ursprünglich von Denken, Gedenken. Ich überdenke eine Begebenheit und bringe dem andern gegenüber zum Ausdruck, dass ich mich freue. Besonders deutlich wird das in der Sprache gehörloser Menschen ausgedrückt, der Gebärdensprache (siehe rechts oben).
Die Gebärde bedeutet: Ich freue mich. Ich gebe dir etwas aus meinem Innersten zurück.
Sich zu bedanken für die Hilfe, die mir jemand zuteilwerden lässt, für das Geschenk, dass ich bekomme, für das freundliche Wort, eine liebevolle Zuwendung, das befreit.
Wenn ich Gott für die Nacht, die mir Erholung gebracht hat, oder für den unverhofften Sonnenstrahl danke, weitet sich mein Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und über das eigne Wollen und Vollbringen.
Wenn ich von Herzen danke, dann tue ich das aus der Gewissheit heraus, dass ich nicht alles selber machen kann und muss, sondern dass ich auf andere angewiesen bin – und oft genug auf Gott. Sich zu bedanken und den Dank anzunehmen sind zweierlei Dinge. Wenn ich es ehrlich betrachte, dann fällt mir zu danken leichter, als den Dank anderer bewusst anzunehmen. Vielleicht geht es Ihnen auch so, dass sie manchmal der Zweifel packt und Sie den eigenen Fähigkeiten und Begabungen, die Gott in Sie gelegt hat, nicht vertrauen. In solchen Situationen tut es mir gut, mir Zeit zu nehmen, still zu werden und nachzudenken.
Und dann gelingt es mir vielleicht zu erkennen: Jeder von uns ist mit seinen Fähigkeiten und Gaben wichtig für den andern. Nur so entsteht Fülle des Lebens und eine Solidargemeinschaft, in der jede und jeder, ihren und seinen Platz hat.
Diese Haltung des Dankes ist für mich ein echtes Zauberwort, das mich verändert und gelassen sein lässt.