Schwäbische Zeitung (Biberach)
Baugenossenschaft verabschiedet Julius Ogertschnig
Der frühere Biberacher Baubürgermeister verlässt nach 18 Jahren den Aufsichtsrat
BIBERACH (gem) - Nach insgesamt 18 Jahren Tätigkeit hat die Baugenossenschaft (BG) Biberach bei der Mitgliederversammlung ihren Aufsichtsratsvorsitzenden Julius Ogertschnig verabschiedet. Für ihn rückt Silke Tasch in das Gremium nach. Ihren rund 1100 Mitgliedern zahlt die BG auch in diesem Jahr wieder vier Prozent Dividende auf die Geschäftsguthaben.
Aufgrund dieser Dividendenhöhe sei die BG in der Niedrigzinsphase hoch attraktiv für ausschließlich investierende Mitgliedsanfragen, sagte BG-Vorstandsvorsitzender Patrick Detzel bei der Versammlung im Restaurant Ropach. Diese Anfragen würden aber konsequent abgewehrt. „Es werden nur Mitglieder zugelassen, die bei uns eine Wohnung anmieten“, so Detzel. Der Fokus der BG liege auf der Hausbewirtschaftung. Hier gelte es Kurs zu halten.
Wie schwierig das derzeit ist, zeigte Detzel durch einen Blick auf die Preissteigerungen, die durch verschiedene Klimaschutzverordnungen hervorgerufen werden. „Etwa 50 Prozent der Preissteigerungen am Bau von 2000 bis 2017 gehen auf das Thema Klimaschutz zurück“, so Detzel. Und weil die BG keine anderen Einnahmen als die Mieten habe, gehe das immer auf Kosten von Mieterhöhungen. „Und weil wir Genossenschaften mit Mietern am unteren Ende der Einkommen unterwegs sind, halte ich das für Klimaschutz zulasten der Schwachen“, sagte Detzel.
1,6 Millionen Euro habe die BG im vergangenen Jahr in Instandhaltung und Modernisierung gesteckt. Zum Problem werde dabei die hohe Auslastung der Handwerker. „Wir wollen schnell reagieren, können das aber nicht immer“, so der Vorstandsvorsitzende.
Die BG hat 669 Mietwohnungen im eigenen Bestand. 73 Mal stand 2016 ein Mieterwechsel an. Zeiten des Leerstands, aber auch der immer schlechtere Zustand, in dem Wohnungen übergeben werden, sorgten für eine Erlösschmälerung, so Detzel. „Im Augenblick sind wir immer noch mit rund 80 Prozent unseres Bestands unter der Sozialmiete des Landeswohnbauförderprogramms“, sagte er. „Wir sind die einzige im Genossenschaftsregister eingetragene Baugenossenschaft der Stadt, die seit vielen Jahren mit dieser bemerkenswerten Sozialbilanz und einer positiven Betriebswirtschaft am Markt aktiv agiert.“
Neues Mehrfamilienhaus
Außerdem hat die BG im Jahr 2016 die Verwaltung von 678 Wohnungen in 38 Eigentümergemeinschaften innegehabt. Zum Ende des Geschäftsjahrs stand ein Bilanzgewinn von rund 200 000 Euro. Ein Großprojekt für die kommenden Jahre wird neben der Bestandserhaltung der Bau eines Mehrfamilienhauses mit 18 Wohnungen im Baugebiet Hochvogelstraße sein.
Verabschiedet wurde bei der Versammlung der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Julius Ogertschnig. Von 1986 bis 1995 und nach seiner Zeit als Biberacher Baubürgermeister ab 2008 gehörte er dem Aufsichtsrat an. Er habe der BG neue Impulse gegeben, sie frischer, offener und bekannter gemacht, lobte Detzel. Bei Bauprojekten sei er immer ein Kämpfer für das historische Stadtbild Biberachs gewesen. „Sie waren mir ein koopertiver und stes unterstützender Partner“, sagte Detzel zu Ogertschnig und überreichte ihm eine Miniskulptur des Bildhauers Klaus Prior.