Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schnelles Internet auf dem Land – Autobahn oder Feldweg?
Ohne schnelles Internet geht gar nichts mehr. Dennoch gibt es im ländlichen Raum immer noch Orte, die im Internetsteinzeitalter leben. Gensenweiler ist ein solcher Ort. Peter Wintner und Tanja Bläschke leben gern in dieser Idylle. Für ihren Möbelhandel „Freisinn“stellt die schlechte Internetverbindung jedoch einen Nachteil dar. Wenn sie momentan eine größere Datei an einen Kunden verschicken, müssen sie das vormittags machen – bevor ihre beiden Teenager nach Hause kommen und den Computer anschalten, um dort Netflix zu schauen oder im Internet zu zocken. „Ohne Computer geht bei uns gar nichts mehr“, sagt Peter Wintner. Egal, ob ein Angebot oder ein Konstruktionsplan an den Kunden gesendet werden muss, alles läuft per Mail. Je nachdem, wie groß die Datei und wie ausgelastet das Netz in diesem Moment ist, kann das Verschicken jedoch mehrere Minuten dauern. „Eigentlich haben wir eine DSL-6000er-Leitung, aber wir kommen beim Hochladen fast nie über ein Mbit/s“, sagt er. „Wir fertigen unsere Möbel exakt nach den Wünschen unserer Kunden an, der Kontakt ist daher extrem wichtig – und wenn wir nicht erreichbar sind, ist das geschäftsschädigend“, sagt Tanja Bläschke. Ingoldingens Bürgermeister Jürgen Schell weiß um das Problem, kann momentan jedoch keine Lösung anbieten. Vor Jahren hatte die Ewa Riss begonnen, in seiner Gemeinde ein Glasfasernetz bis direkt in die Häuser (FTTH) aufzubauen. Halb Ingoldingen, Muttensweiler und Grodt sind mit dieser schnellen Technik versorgt und können mit bis zu 100 MBit/s im Netz surfen. Als die Ewa Riss sich zurückzog, weil nicht genügend Bürger das Angebot nutzten, baute die Gemeinde das Glasfasernetz auf eigene Kosten und mithilfe von Zuschüssen weiter aus. Inzwischen umfasst es ganz Ingoldingen sowie auch die Teilorte Degernau und Winterstettenstadt.
Mit der NetComBW wurde 2015 ein Netzbetreiber gewonnen, der dort nun FTTC – Glasfaser bis zu einer Verteilerstation – anbietet. So können Datengeschwindigkeiten zwischen 25 und 50 MBit erreicht werden. Der Teilort Winterstettendorf wird von der Telekom versorgt. Dort soll mithilfe von Vectoring in Zukunft eine schnellere Datenübertragung erreicht werden. Nicht angebunden sind Gensenweiler und einige Einzelgehöfte, die außerhalb liegen. „Nach den Förderrichtlinien ist es uns nicht möglich, diese mit anzuschließen. Und die Kosten für den Ausbau sind viel zu hoch, um sie als Kommune selbst zu tragen“, stellt Schell klar. Seine Hoffnung: Das Backbonenetz, das der Kreis Biberach plant und danach auch wahrscheinlich baut. Dieses soll alle Kommunen im Landkreis miteinander verbinden und in das neue Internetzeitalter führen.