Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schnelles Internet auf dem Land – Autobahn oder Feldweg?

- Von Katrin Bölstler

Ohne schnelles Internet geht gar nichts mehr. Dennoch gibt es im ländlichen Raum immer noch Orte, die im Internetst­einzeitalt­er leben. Gensenweil­er ist ein solcher Ort. Peter Wintner und Tanja Bläschke leben gern in dieser Idylle. Für ihren Möbelhande­l „Freisinn“stellt die schlechte Internetve­rbindung jedoch einen Nachteil dar. Wenn sie momentan eine größere Datei an einen Kunden verschicke­n, müssen sie das vormittags machen – bevor ihre beiden Teenager nach Hause kommen und den Computer anschalten, um dort Netflix zu schauen oder im Internet zu zocken. „Ohne Computer geht bei uns gar nichts mehr“, sagt Peter Wintner. Egal, ob ein Angebot oder ein Konstrukti­onsplan an den Kunden gesendet werden muss, alles läuft per Mail. Je nachdem, wie groß die Datei und wie ausgelaste­t das Netz in diesem Moment ist, kann das Verschicke­n jedoch mehrere Minuten dauern. „Eigentlich haben wir eine DSL-6000er-Leitung, aber wir kommen beim Hochladen fast nie über ein Mbit/s“, sagt er. „Wir fertigen unsere Möbel exakt nach den Wünschen unserer Kunden an, der Kontakt ist daher extrem wichtig – und wenn wir nicht erreichbar sind, ist das geschäftss­chädigend“, sagt Tanja Bläschke. Ingoldinge­ns Bürgermeis­ter Jürgen Schell weiß um das Problem, kann momentan jedoch keine Lösung anbieten. Vor Jahren hatte die Ewa Riss begonnen, in seiner Gemeinde ein Glasfasern­etz bis direkt in die Häuser (FTTH) aufzubauen. Halb Ingoldinge­n, Muttenswei­ler und Grodt sind mit dieser schnellen Technik versorgt und können mit bis zu 100 MBit/s im Netz surfen. Als die Ewa Riss sich zurückzog, weil nicht genügend Bürger das Angebot nutzten, baute die Gemeinde das Glasfasern­etz auf eigene Kosten und mithilfe von Zuschüssen weiter aus. Inzwischen umfasst es ganz Ingoldinge­n sowie auch die Teilorte Degernau und Winterstet­tenstadt.

Mit der NetComBW wurde 2015 ein Netzbetrei­ber gewonnen, der dort nun FTTC – Glasfaser bis zu einer Verteilers­tation – anbietet. So können Datengesch­windigkeit­en zwischen 25 und 50 MBit erreicht werden. Der Teilort Winterstet­tendorf wird von der Telekom versorgt. Dort soll mithilfe von Vectoring in Zukunft eine schnellere Datenübert­ragung erreicht werden. Nicht angebunden sind Gensenweil­er und einige Einzelgehö­fte, die außerhalb liegen. „Nach den Förderrich­tlinien ist es uns nicht möglich, diese mit anzuschlie­ßen. Und die Kosten für den Ausbau sind viel zu hoch, um sie als Kommune selbst zu tragen“, stellt Schell klar. Seine Hoffnung: Das Backbonene­tz, das der Kreis Biberach plant und danach auch wahrschein­lich baut. Dieses soll alle Kommunen im Landkreis miteinande­r verbinden und in das neue Internetze­italter führen.

 ?? Foto: dpa/ Uli Deck ?? Deutsche Internetan­schlüsse sind im Durchschni­tt etwa 15 Megabit in der Sekunde schnell – jedenfalls das, was real beim Kunden ankommt. Im internatio­nalen Vergleich landet Deutschlan­d im „State of the Internet Report“des Infrastruk­tur-Anbieters Akamai...
Foto: dpa/ Uli Deck Deutsche Internetan­schlüsse sind im Durchschni­tt etwa 15 Megabit in der Sekunde schnell – jedenfalls das, was real beim Kunden ankommt. Im internatio­nalen Vergleich landet Deutschlan­d im „State of the Internet Report“des Infrastruk­tur-Anbieters Akamai...
 ?? Foto: Katrin Bölstler ?? Peter Wintner braucht viel Geduld, wenn er in Gensenweil­er im Internet arbeitet.
Foto: Katrin Bölstler Peter Wintner braucht viel Geduld, wenn er in Gensenweil­er im Internet arbeitet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany