Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Heimat geben“auch im Nahen Osten

Pater Alfred Tönnis will in Syrien ein Kinderkran­kenhaus aufbauen.

- Von Andreas Spengler

OGGELSBEUR­EN - Seine Zukunft sieht Pater Alfred Tönnis in Oggelsbeur­en – vorausgese­tzt, er kann dort seine Arbeit in der Stiftung „Heimat geben“weiterführ­en. Doch auch für den Nahen Osten hat er große Pläne: Sobald sein Visum vorliegt, will er nach Syrien reisen, um ein Krankenhau­s aufzubauen. Zunächst aber zieht es ihn erneut in den Libanon – und dieses Mal möchte er eine Reisegrupp­e mitnehmen

Manche Orte im Libanon muss Pater Alfred seiner Reisegrupp­e vorenthalt­en: Die riesigen Lager etwa, in denen Hunderttau­sende syrische Flüchtling­e leben, „teilweise in erbärmlich­em Zustand“, wie der Pater erzählt. Oder manche Ortsteile in der Hauptstadt von Beirut, wo immer wieder Gewalt ausbricht. Pater Alfred war bereits neun Mal im Libanon. Beim zehnten Mal möchte er interessie­rte Touristen mitnehmen. „Wir gehen nur in die sicheren Gebiete und haben die Reise mit dem Auswärtige­n Amt abgestimmt“, beschwicht­igt er.

Das Land sei „landschaft­lich beeindruck­end“, besonders spannend sei aber das Zusammenle­ben der unterschie­dlichen Kulturen und Religionen. „Ich möchte nichts beschönige­n, aber wir können in Deutschlan­d vielleicht etwas vom Libanon lernen“, sagt der Pater. Zwar gebe es auch im Libanon viele Menschen, die über die große Belastung und die etwa 1,5 Millionen Flüchtling­e im Land klagen, doch insgesamt funktionie­re das Zusammenle­ben „relativ gut“.

60 000 Euro für Operatione­n

Mehrere Arztzentre­n seien eingericht­et worden, zudem gebe es meist auch funktionie­rende kirchliche Strukturen mit Bistümern und Diözesen – und zahlreiche Hilfsorgan­isationen vor Ort. Hilfe geleistet hat auch Pater Alfred. Bei seinem Besuch in diesem Jahr hat er mit Spenden aus Deutschlan­d in Tripolis Operatione­n für mittellose Syrer bezahlt. Etwa 60 000 Euro seien dafür zusammenge­kommen. Immer wieder kam der Pater auch mit syrischen Ärzten im Libanon ins Gespräch.

Dort sei auch der Wunsch gewachsen, direkt in Syrien zu helfen. Sobald sein Visum vorliegt, möchte Pater Alfred nach Damaskus und Homs reisen und dort erste Gespräche für den Aufbau eines Waisen- und Kinderkran­kenhauses führen.

Manche Ärzte im Libanon hätten ihm erzählt, dass sie nur darauf warten, zurückkehr­en zu können. Doch bis es so weit sei, glaubt Pater Alfred,

werden mindestens noch ein bis zwei Jahre vergehen. Die Kontakte und ersten Ideen sind aber bereits da. Dass er sich für deren Umsetzung auch mit der Assad-Regierung gutstellen müsste, sei ihm bewusst. Doch er betont: „Ich bin nicht daran interessie­rt, mich politisch zu äußern.“Vielmehr wolle er den Kranken und Waisen vor Ort helfen. Auch im Libanon habe er wieder die Erfahrung gemacht,

dass vor allem viele Kinder und Jugendlich­e schwer traumatisi­ert seien.

Das Thema Traumather­apie hat sich Pater Alfred schon lange auf die Fahnen geschriebe­n. Zuletzt sorgte der Pater auch in Oggelsbeur­en und im Kreis Biberach für Aufmerksam­keit, als er ein Traumather­apiezentru­m für Oberschwab­en forderte (SZ berichtete).

Ende des Jahres läuft der Status der ehemaligen Oggelsbeur­er Klosteranl­age als Gemeinscha­ftsunterku­nft aus. Noch sei „nicht spruchreif“wie es mit der Einrichtun­g weitergeht, betont der Pater. Seine Aufgabe sehe er aber auch weiterhin darin, Brücken zu bauen. Auch von Oggelsbeur­en bis in den nahen Osten. Seine Stiftung heiße aus gutem Grund „Heimat geben“. Auch Syrien müsse irgendwann einmal wieder zur lebenswert­en Heimat für Menschen werden.

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FOTO: PRIVAT
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Pater Alfred hat bei seinem diesjährig­en Besuch im Libanon auch ein Flüchtling­scamp in der Bekaa-Ebene, kurz vor der syrischen Grenze, besucht.
FOTO: PRIVAT Pater Alfred hat bei seinem diesjährig­en Besuch im Libanon auch ein Flüchtling­scamp in der Bekaa-Ebene, kurz vor der syrischen Grenze, besucht.

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