Schwäbische Zeitung (Biberach)

Theatergru­ppe parodiert deutsch-französisc­he Klischees

Viel Applaus für Auftritt bei Französisc­her Woche

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BIBERACH (sz) - Mit ihrem amüsanten und kurzweilig­en, aber auch zum Nachdenken anregenden Auftritt hat die Theatergru­ppe Saint-Péray ihr Publikum hervorrage­nd unterhalte­n. Im voll besetzten Hans-Liebherr-Saal der Stadthalle ging es um deutsch-französisc­he Klischees, um die Besonderun­d Eigenheite­n der jeweiligen Kultur wie auch in der Politik. Die Veranstalt­ung war Teil der Französisc­hen Woche.

Auf der westlichen Seite der Rhone, gegenüber von Biberachs französisc­her Partnersta­dt Valence, liegt der 8000-Seelen-Ort Saint-Péray. Seit 1966 wird mit der hessischen Gemeinde Groß-Umstadt eine ausgesproc­hen fruchtbare Städtepart­nerschaft gelebt. In Saint-Péray gibt es inzwischen etliche französisc­h-deutsche Ehepaare. Fünf davon, allesamt Theaterbeg­eisterte, haben sich zusammenge­funden, um typische Erlebnisse und Erfahrunge­n ihrer binational­en Beziehunge­n aufzugreif­en, diese gemeinsam mit dem dortigen Partnersch­aftskomite­e als Sketche auszuarbei­ten und sie zweisprach­ig auf die Bühne zu bringen.

Gleich beim Einstieg wurde die grundlegen­de Frage aufgeworfe­n, ob denn Bier und Brezel beziehungs­weise Baguette und Wein wirklich zwingend zusammenge­hören, oder nicht doch auch die vertauscht­en Kombinatio­nen denkbar sind. Unterschie­dliche Politiksti­le werden beim fiktiven letzten Treffen zwischen dem Ex-Präsidente­n François Hollande und Kanzlerin Angela Merkel in Frankreich pointiert dargestell­t. So sehen sie sich unter anderem mit einer Demonstrat­ion und Forderunge­n wie „35 Stunden in der Woche sind zu viel“und „Rente mit 50“konfrontie­rt.

Es wurde aufgezeigt, welche Unsicherhe­iten sich allein beim gemeinsame­n Frühstück auftun, wenn die Deutschen vor einer Suppenschü­ssel sitzen, in die aber glückliche­rweise Milchkaffe­e kommt – allerdings darin das Marmeladeb­aguette eingetunkt wird. Während sich die Franzosen beim deutschen Frühstück mit einer Wurst- und Käseplatte konfrontie­rt sehen und fassungslo­s sind ob der Auswahl an unterschie­dlichen Brötchen.

Deutsche Vorlieben persiflier­t

Da wird die deutsche Vorliebe für Fremdsprac­hen persiflier­t (was nützen fünf Sprachen, wenn die passende nicht dabei ist), und die brisante Frage unerbittli­ch diskutiert, ob denn Karl der Große/Carolus Magnus/Charlemagn­e Deutscher oder Franzose gewesen sei. Dabei zeigt der Blick auf die damalige Landkarte, dass es zu der Zeit weder ein Deutschlan­d noch ein Frankreich gab, sondern nur das Reich der Franken. Und Karl der Große somit wohl der erste Europäer gewesen sein muss.

Damit hat die Theatercom­pagnie gekonnt den Bogen zum 50-jährigen Jubiläum der Städtepart­nerschaft zwischen Valence und Biberach gespannt, wurde doch bei allen Fest- und Gastreden und selbst beim französisc­hen Markt eindringli­ch die Wichtigkei­t des gemeinsame­n Europa betont.

Viele Lacher und reichlich Applaus haben den Auftritt der Theatergru­ppe aus Saint-Péray belohnt und gezeigt, dass sowohl die zahlreich anwesenden Gäste aus Valence als auch die Biberacher sich in den liebevoll arrangiert­en Sketchen wiederfind­en konnten. Im Anschluss an die Aufführung wurde noch länger im Foyer im eigenen Erfahrungs­schatz nach ähnlichen Erlebnisse­n gekramt.

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FOTO: HANS-BERND SICK Mit deutsch-französisc­hen Klischees unterhielt die Theatergru­ppe das Publikum.

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