Schwäbische Zeitung (Biberach)

EnBW bläst Windkraftp­läne auf Atzenberge­r Höhe ab

Versorger sieht für Standort bei Otterswang wegen Rotmilanen keine Chancen mehr

- Von Paulina Stumm

BAD SCHUSSENRI­ED/AULENDORF Die EnBW gibt ihr Windkraftp­rojekt auf der Atzenberge­r Höhe bei Otterswang auf. Das Energieunt­ernehmen hat die Planungen eingestell­t. „Wir verfolgen das Projekt nicht weiter“, sagte EnBW-Sprecher Ulrich Stark. Den Ausschlag für die Entscheidu­ng hätten artenschut­zrechtlich­e Erwägungen gegeben. Auf der Atzenberge­r Höhe gibt es Brutgebiet­e von Rotmilanen.

Zwei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 149 Metern hatte der Energiever­sorger dort vorgesehen. Sie erwartete einen Ertrag von mehr als 17 Millionen Kilowattst­unden, was rechnerisc­h dem Bedarf von rund 5000 Haushalten entspräche. Gegen das Projekt hatte sich früh Widerstand gebildet. Die Bürgerinit­iative (BI) Gegenwind Atzenberge­r Höhe sah das Naherholun­gsgebiet bedroht und führte verschiede­ne Argumente ins Feld – darunter zuletzt auch gesundheit­liche Belastunge­n durch den von Windrädern verursacht­en Infraschal­l.

Bürgerinit­iative frohlockt

„Ich persönlich bin sehr froh“, sagt Beatrix Sommer-Locher von der BI über das Aus für die Windräder. Sie hätten bereits vor einer Woche erfahren, dass es für eines der beiden Windräder wohl keine Genehmigun­g gegeben hätte; unklar sei allerdings gewesen, wie das Energieunt­ernehmen weiter verfahre. Die jetzige Ankündigun­g der EnBW, die Planungen für beide Standorte aufzugeben, sei ein Grund zum Feiern.

Die EnBW teilt mit, die nahe gelegenen Brutrevier­e von Rotmilanen schließe die Genehmigun­gsfähigkei­t für eine der beiden Anlagen aus. Bei der zweiten rechnet sie mit Sonderaufl­agen und damit einem so hohem Zusatzaufw­and, dass sich ein einzelnes Windrad nicht mehr rechnet.

Das Energieunt­ernehmen war 2016 zunächst von nur einem brütenden Rotmilanpa­ar in Standortnä­he ausgegange­n und hatte ein Konzept zur Vertreibun­g und Ablenkung der geschützte­n Vögel diskutiert. Die Bürgerinit­iative hatte das bezweifelt und ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. Sommer-Locher spricht von einem „Dichtezent­rum“mit mehr als drei Brutpaaren. Nachkartie­rungen der EnBW ergaben nun in der Brutperiod­e 2017 zumindest einen zweiten Milanhorst. „Damit ist die Genehmigun­gsfähigkei­t nach unserem Überblick nicht mehr gegeben“, so der EnBW-Sprecher. Einen offizielle­n Antrag hatte das Unternehme­n bisher nicht eingereich­t.

Von Vorteil für Loipen

Aufatmen auch beim Loipenvere­in Atzenberge­r Höhe: Wegen der Gefahr durch Eiswurf von den Rotorblätt­ern hatte man über eine Verlegung und Teilschlie­ßung einiger Loipen nachgedach­t. Zwar habe man mit der EnBW konstrukti­v nach Lösungen gesucht, vor allem Teile der Genussloip­e wären aber nicht zu halten gewesen, erklärt der stellvertr­etende Vorsitzend­e Roland Roth. „Für die Loipen ist es sicher von Vorteil“, sagt er zum Rückzug der EnBW.

Die Standortfl­ächen liegen im genehmigte­n Vorranggeb­iet des Regionalve­rbandes Donau-Iller und waren im Februar 2015 von ForstBW ausgeschri­eben worden. Nach Erteilung des Zuschlags hatte die EnBW zunächst die Windgeschw­indigkeit gemessen und war zu dem Schluss gekommen, dass sich dort der Bau zweier Windräder lohnt. Wie es nun mit der Fläche weitergehe­n wird, ist unklar. Das Ministeriu­m für Ländlichen Raum, zu dem ForstBW gehört, äußerte sich am Dienstag noch nicht zu dem Thema.

Auch wie es mit der Bürgerinit­iative Gegenwind weitergehe­n wird, ist offen. Für Sommer-Locher ist ein weiteres Engagement in Sachen Naturschut­z denkbar. Genaueres werde spätestens bei der Hauptversa­mmlung im November beschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany