Schwäbische Zeitung (Biberach)

Katalonien ist nicht der Kosovo

- Von Ralph Schulze

Der Katalonien-Konflikt ist weiter denn je von einer Lösung entfernt: Die katalanisc­hen Separatist­en geben nicht auf und ließen auch das letzte Ultimatum Madrids, auf den Weg der Legalität zurückzuke­hren, verstreich­en. Dabei nehmen sie bewusst in Kauf, dass die Lage in der spanischen Region, deren Bevölkerun­g tief gespalten ist, weiter eskaliert. Nun wird die spanische Regierung die in der Verfassung vorgesehen­e Zwangsentm­achtung der katalanisc­hen Führung einleiten. Um zu verhindern, dass die einseitige und illegale Unabhängig­keitsfahrt weitergeht. Und um dem Recht im abdriftend­en Katalonien wieder Geltung zu verschaffe­n.

Keine leichte Entscheidu­ng für Spaniens Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy. Denn bis zuletzt gab es Hoffnungen, dass der Dialog noch eine Chance bekommt. Sogar Separatist­enchef Carles Puigdemont nahm bis zuletzt für sich Anspruch, den „Willen zum Dialog“zu haben. Ehrlich war dies nie gemeint. Ein Dialog kann nicht unter der Bedingung geführt werden, dass Unrechtsha­ndlungen als Recht anerkannt werden. Und Puigdemont­s unilateral­er Unabhängig­keitsplan, den er gegen Spaniens Verfassung und alle demokratis­chen Gepflogenh­eiten vorantreib­t, ist ein eklatanter Rechtsbruc­h.

Dass sich Puigdemont einen Teufel um das Gesetz schert, ist wichtig festzuhalt­en. Denn seine gut geschmiert­e Propaganda­maschineri­e versucht der Welt seit Tagen vorzugauke­ln, dass seine unterdrück­te Region das Recht zur Rebellion gegen einen repressive­n Staat habe. Doch Spanien ist nicht Jugoslawie­n und Katalonien ist nicht der Kosovo. Entspreche­nd muss sich auch Puigdemont an die rechtsstaa­tlichen Regeln halten. Wenn er und seine Mitstreite­r dies nicht tun, müssen sie, wie jeder Bürger, die Folgen akzeptiere­n.

Den Beweis, dass sie mit ihrem brachialen Unabhängig­keitsplan für eine klare Mehrheit sprechen, haben Katalonien­s Separatist­en bisher nicht erbracht. Deswegen ist es vermutlich keine schlechte Idee von Spaniens Regierung, in Katalonien eine Neuwahl anzusetzen. Danach wüsste man, was das Volk will.

politik@schwaebisc­he.de

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