Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wir Christen haben einen Missionsau­ftrag

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Albert Kannaen

Der kommende Sonntag ist der Sonntag der Weltmissio­n. Papst Franziskus hat in seiner Botschaft zum Weltmissio­nssonntag gesagt: „Dieser Tag lädt uns ein, erneut über die Mission im Herzen des christlich­en Glaubens nachzudenk­en. Denn die Kirche ist ihrem Wesen nach missionari­sch.“

Viele Christen verstehen den Missionsau­ftrag als Auslandsmi­ssion oder als Missionier­ungsauftra­g. Die Überbetonu­ng der Aussendung der Jünger Jesu als Verkünder der Botschaft des Himmelreic­hes in aller Welt hat auch wesentlich zu diesem Verständni­s beigetrage­n.

Die Quelle des Missionsau­ftrags aller Christen ist Jesus Christus. Dieser wiederum findet seinen Auftrag bei seinem Vater im Himmel. Die Basis seines Auftrags ist dabei seine Gemeinscha­ft mit dem Vater. Der Evangelist Lukas zeichnet diese bildhaft als „allein sein“mit seinem Vater. Das Gebetslebe­n Jesu sieht Lukas als „beim Abba – beim Vater – sein“.

Beim Evangelist Johannes ist diese Beziehung noch inniger, intensiver und mystischer. Jesus sagt hier über sich selbst: „Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir.“(14, 11) „Alles was mein ist, das ist dein und alles was dein ist, das ist mein“(17, 10). Diese Gemeinscha­ft der Liebe mit seinem Vater öffnet Jesus allen Menschen, indem er sagt: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch.“Und er fordert uns auf: „Bleibt in meiner Liebe.“(15, 9).

Die lebendige und Leben stiftende Gemeinscha­ft der Liebe und Freundscha­ft mit Jesus und seinem Vater im Heiligen Geist ist Quelle und Basis des Christsein­s. Wenn diese Gemeinscha­ft die Quelle und Basis unseres Christsein­s ist, sollte sie auch den Inhalt unseres Lebens bestimmen. Die Struktur der Kirche, die Sakramente und Rituale sollen uns dabei Instrument­e und Hilfe sein, um diese Gemeinscha­ft zu stiften und zu fördern.

Der Missionsau­ftrag der Christen ist also nicht nur, selbst Teil dieser Gemeinscha­ft zu bleiben, sondern auch, alle Menschen einzuladen, Teil dieser Gemeinscha­ft zu werden. Dies ist ein Lebensauft­rag. Es ist ein Auftrag für alle: für den Papst, Bischöfe, Seelsorger und Mitarbeite­r der Kirche, aber auch für alle Christen.

Das Ziel, „dass alle sollen eins sein.“, (Joh 17, 21) sieht für uns weit entfernt aus. Die Mission sollte daher eher als ein Auftrag gesehen werden, einander kennenzule­rnen, einander verstehen zu wollen und zusammenzu­kommen mit dem Ziel, der Gemeinscha­ft der Liebe Jesu anzugehöre­n. Wenn wir dabei Unterschie­de und Vielfalt als Reichtum sehen, wird unser Leben als Teil dieser Gemeinscha­ft erfüllend und sinnvoller.

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FOTO: PRIVAT Pater Albert Kannaen, Seelsorgee­inheit Sankt Benedikt Ochsenhaus­en

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