Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein beleuchteter Weg ist sicherer
Zum Bericht „Nicht jeder möchte es nachts heller“in der SZ vom 18. Oktober:
Ich kann mangels genauer Ortskenntnis die konkrete Situation zwischen Rindenmoos und Rißegg nicht beurteilen. Mit einer gewissen Fassungslosigkeit habe ich aber von den Argumenten gegen die Beleuchtung des Radwegs gelesen, die nun gerade nicht auf den konkreten Fall abzielen, sondern genereller Natur und eigentlich auf jede Straßenbeleuchtung anwendbar sind. „Lichtsmog“und die „Störung nachtaktiver Insekten“sind natürlich ernsthafte Punkte, aber in dieser Allgemeinheit und mit dieser Prioritätensetzung würden sie doch in der Konsequenz die Abschaltung jeder Straßenbeleuchtung erfordern.
Mit solchen Argumenten, die bei vielen Bürgern Abwehr hervorrufen können, schadet man dem Naturschutz mehr als man ihm nutzt. Es wurde weiter die Sorge geäußert, dass man, wenn man hier im fraglichen Fall beleuchtet, auch über andere Geh- und Radwege nachdenken müsse. Da kann man doch nur sagen: Natürlich muss man das! Über jeden Fall muss nachgedacht werden, und es muss eine situationsbezogene, vernünftige Entscheidung getroffen werden. Etwas zugespitzt: Das Argument „… dann könne ja jeder kommen …“kann nicht Leitlinie verantwortungsvoller Politik sein.
Für ein heute leider gängiges Totschlagargument halte ich die Aussage, es sei nicht erwiesen, dass ein beleuchteter Radweg für mehr Sicherheit sorge. Welche umfangreichen Untersuchungen werden hier eigentlich gefordert, um letztlich das zu belegen, was Lebenserfahrung ist: Ein beleuchteter Weg ist nicht nur gefühlt, sondern objektiv sicherer und weniger unfallträchtig als ein stockdunkler. Wobei noch bedacht werden muss, dass es im Winterhalbjahr schon sehr früh dunkel und erst spät hell wird. Für geradezu abenteuerlich halte ich den Vorschlag, statt einer Beleuchtung weiße Randstreifen aufzumalen. Dann könnte man im Stadtgebiet mit etwas weißer Farbe viel Beleuchtung einsparen.
Ziel umweltfreundlicher Politik muss es doch sein, die Nutzung des Fahrrads gerade auch bei Jugendlichen zu fördern und nicht durch Sparsamkeit an falscher Stelle zu behindern. Eine Stadt, die sich den Abbau und die Einlagerung eines Kunstwerks für mehr als 200 000 Euro leistet, weil das Objekt manchen Personen ein Dorn im Auge ist, sollte Geld auch für weit wichtigere Maßnahmen ausgeben.
Dr. Herbert Köppen, MittelbiberachReute