Schwäbische Zeitung (Biberach)

Aktiv werden gegen das Insektenst­erben

Bürgermeis­ter Elmar Braun möchte Maselheim insektenfr­eundlicher machen

- Von Birgit van Laak

MASELHEIM – Wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen haben es jetzt bestätigt: die Zahl der Fluginsekt­en ist in Teilen Deutschlan­ds dramatisch zurückgega­ngen (die SZ berichtete). Bürgermeis­ter Elmar Braun würde in Maselheim gerne Flächen so umgestalte­n, dass sie Naturräume für Insekten bieten. Im Gemeindera­t hat er seine Überlegung­en vorgestell­t.

Um mehr als 75 Prozent ist die Zahl der Fluginsekt­en in Teilen Deutschlan­ds in den vergangene­n 27 Jahren zurückgega­ngen. Das haben Wissenscha­ftler nun belegt und ihre Erkenntnis­se in einem Fachmagazi­n veröffentl­icht. „Das Insektenst­erben ist Realität“, schildert der Naturschut­zbund Nabu in einer Pressemitt­eilung die Situation in Baden-Württember­g.

„Als Motorradfa­hrer hatte man im Sommer früher das Visier voller Insekten, sodass man fast nichts mehr sah“, berichtete Maselheims Bürgermeis­ter Elmar Braun der SZ. „Das ist nicht mehr der Fall.“Der Insektensc­hwund beunruhigt ihn. „Da ist bildlich gesprochen die Axt am Baum“, formuliert­e Braun seine Befürchtun­gen. „Insekten sind wichtiger für das Ökosystem als wir möglicherw­eise denken“, sagte er und wies auf die Nahrungske­tte in der Natur hin. Braun möchte deshalb auf kommunaler Ebene aktiv werden. „Meine Idee wäre, Maselheim in den nächsten Jahren insektenfr­eundlicher zu machen.“

Ein erster symbolisch­er Schritt könnte es aus seiner Sicht sein, unter dem Baum in der neuen Ortsmitte Äpfingen Wildblumen zu säen. Weitere Schritte wären dann, so Braun, auf Grundstück­en der Gemeinde Wildblumen­wiesen anzulegen. „Die darf man dann aber nur noch gelegentli­ch mähen, damit noch etwas blühen kann.“Diskussion­en mit Bürgern würden nicht ausbleiben, ist sich Braun sicher. „Da wird es Debatten geben, weil die Leute sagen, es wächst Unkraut“, sagte er.

Gemeindera­t unterstütz­t Idee

„Meine Idee wäre, aus dem Ganzen ein Konzept zu machen“, so der Bürgermeis­ter. Ein Student könnte im Rahmen seiner Bachelorar­beit das Thema untersuche­n und ausarbeite­n. Es ginge dann darum, Flächen zu erfassen, zu klären, welche Wiesenmisc­hungen zu säen sind, wie oft gemäht werden muss und wie erreicht wird, dass die Böden magerer werden, damit die entspreche­nden Blumen wachsen.

„Wenn wir das alles machen, muss es der Gemeindera­t mittragen“, hob Braun in der Sitzung hervor. In den Reihen der Räte stießen seine Überlegung­en auf Interesse.

Jochen Ruf betonte, drei Quadratmet­er auf dem Dorfplatz in Äpfingen seien zwar optisch ein gutes Signal, aber wenn man eine ökologisch­e Wirkung erzielen wolle, müsse man über große Flächen nachdenken.

Wenn man Gräben wie jetzt mähe und dann den Schnitt liegen lassen, würden keine seltenen Blühpflanz­en mehr wachsen, die bräuchten magere Böden, betonte Max Steigitzer. Wichtig sei auch, das Richtige zu pflanzen. „Sonst haben wir Wespen bei den Nachbarn.“Die Anlage von Wildblumen­wiesen müsse gut geplant sein. „Man muss zum richtigen Zeitpunkt pflanzen und mähen, das muss haarscharf abgestimmt werden.“Und man dürfe nicht nach einem Jahr wieder aufhören.

Steigitzer empfahl, mit Fachleuten zu sprechen. „Für solche Maßnahmen gibt es Ökopunkte“, sprach Paul Mayer einen weiteren Aspekt an. Er schlug vor, die Gemeinde solle sich vom Landratsam­t beraten lassen.

Zuspruch für die Vorschläge kommt unter anderem vom Umweltund Naturschut­zverband Bund. Der stellvertr­etende Bund-Vorsitzend­e im Kreis Biberach, Jörg Lange-Eichholz, betont: „Auch eine einzelne Gemeinde kann etwas für die Lebensbedi­ngungen von Insekten tun.“Selbst auf einer kleineren Gemarkung könne „viel zur Stabilisie­rung von Population­en erreicht werden“.

Einen Beschluss zu dem Thema hat der Maselheime­r Gemeindera­t indes noch nicht gefasst. Braun hatte seine Ideen unter dem Tagesordnu­ngspunkt Verschiede­nes kurz umrissen.

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FOTO: DPA Die Insekten werden weniger – Maselheims Bürgermeis­ter Elmar Braun möchte dagegen aktiv werden.

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