Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nahverkehrsplan für den Landkreis Biberach wird immer konkreter
Vorerst abgelehnt: Stadt Biberach beantragte Beteiligung des Landkreises am neuen Nahverkehrskonzept der Stadt
BIBERACH - Die Fortschreibung des neuen Nahverkehrsplans für den Landkreis Biberach geht in die nächste Runde. Über den aktuellen Stand informierte Landrat Heiko Schmid die Kreisräte in der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses am Mittwoch. Das Gremium stimmte einstimmig für die vierte Fortschreibung. Endgültig entscheidet der Kreistag am Mittwoch, 25. Oktober. Im Entwurf geht es um ein weiterführendes umfassendes Konzept für den öffentlichen Nahverkehr im Kreis.
Abgestimmt wurde auch über den Antrag der Stadt Biberach auf Mitfinanzierung des neuen Nahverkehrskonzepts der Stadt. Die gewünschte Beteiligung des Landkreises liegt bei rund 500 000 Euro. Die Kreisverwaltung schlug den Räten vor, den Antrag vorerst abzulehnen, aber gesprächsbereit zu bleiben und zu einem späteren Zeitpunkt in die Mitfinanzierung einzusteigen. Dem stimmten die Räte zu, es gab zwei Enthaltungen.
„Wir sehen viele Chancen im neuen Nahverkehrskonzept der Stadt, das bereits Ende des Jahres greift“, sagt Schmid. Mit einer Beteiligung an den Mehrkosten wolle er allerdings noch abwarten, wie sich das Konzept entwickelt. „Wir müssen jetzt verifizieren, ob das Ganze Sinn macht und auch von den Menschen angenommen wird“, so Schmid. In zwei Jahren könnte der Kreis dann entscheiden.
Ähnlich sieht das auch Franz Lemli (SPD): „Wir beteiligen uns am Konzept, warten aber noch ab und nehmen das nicht in den Nahverkehrsplan auf.“Finanziell unterstützt werde die Stadt sowieso. Das Konzept, das Stadt und Landkreis gemeinsam erarbeitet haben, sei richtig gut: „Biberach hat einen super ÖPNV und jetzt wollen sie noch einen oben draufsetzen.“Ob dadurch auf dem Land mehr Leute in den ÖPNV zu bekommen seien, hält er für fragwürdig: „Da wird das Auto immer eine wichtige Rolle spielen.“
Geht es um die Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Landkreis Biberach, sind sich die Kreisräte allerdings einig. „Das ist jetzt ein starkes Werkzeug“, sagt Peter Fromm (Freie Wähler Vereinigung). „Ein Werk, das viel regelt und sehr gut gemacht ist.“Denn mittlerweile wurden alle Beteiligten wie Gemeinden und Städte, Verkehrsverbünde, Verkehrsunternehmen, das Regierungspräsidium und auch die Behindertenbeauftragte angehört und die Verbesserungsvorschläge mit eingearbeitet.
Barrierefreiheit kostet viel Geld
Was Peter Fromm, Omnibusunternehmer aus Wain, allerdings noch zu bedenken gibt: „Ich hoffe, dass die Kreisverwaltung bei den künftigen Vergaben auch die kleinen Unternehmen nicht vergisst.“Denn wenn es darum gehe, mit zehn Fahrzeugen präsent sein zu müssen, dann übersteige das bei vielen die Kapazität. Schmid sagte ihm Unterstützung zu: „Jetzt haben wir ein Werkzeug, mit dem wir die Passgenauigkeit schärfen können. Die Unternehmen sollen gemäß ihrer Leistungen zum Zug kommen.“
Was Mario Glaser (Freie Wähler Vereinigung) noch stört, sind die Anmerkungen zur vollständigen Barrierefreiheit. Der Landkreis will zwar für barrierefreie Haltestellen sorgen, aber das gilt nur für die Haltestellen, für die der Kreis zuständig ist. Rund 900 Haltestellen im Kreis liegen allerdings im Zuständigkeitsbereich der Gemeinden. „Das sind dann Summen, die alles übersteigen“, sagt Glaser. Für sechs barrierefreie Haltestellen müsste man mit weit über einer Million Euro rechnen. Er stellte aber noch klar: „Wir sind nicht dagegen, dass wir das angehen, aber bitte mit Augenmaß.“