Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der letzte Abt hat Ochsenhausen stark geprägt
Romuald Weltin versorgte umliegende Gemeinde mit reichlichem Waldbesitz – Viele Bauwerke errichtet
OCHSENHAUSEN (sz) - 250 Jahre ist es jetzt her, als Romuald Weltin zum letzten Abt des Klosters Ochsenhausen gewählt wurde. Weltin war nicht nur der 26. Reichsabt der Benediktiner von Ochsenhausen, sondern zugleich einer der bedeutendsten. In seine Amtszeit fiel unter anderem der letzte Bauabschnitt des Klosters mit dem Bibliothekssaal.
Niemand ahnte damals, als Weltin am 22. Oktober 1767 im zweiten Wahlgang zum Abt gewählt wurde, dass er der letzte Abt des Klosters Ochsenhausen sein würde. Weltin führte den Konvent bis zur Säkularisation, also der Einziehung kirchlicher Besitztümer. Er sorgte dafür, dass die Menschen in seinem Territorium kaum Not leiden mussten. Aber nicht nur seine Untertanen beschenkte er, auch Einrichtungen bedachte er des Öfteren mit einem Geldsegen. Das abgebrannte St. Blasien, das fast baufällige Stift Mehrerau bei Bregenz und das Kloster Elchingen, welches durch einen Blitzschlag seine Kirche verloren hatte, erhielten eine Finanzspritze von ihm.
Die Gemeinden um Ochsenhausen haben ihm zu verdanken, dass sie noch heute reich an Waldbesitz sind. Denn Weltin verfügte 1786 eine Holzabteilungsverordnung für das Amt Ochsenhausen. Darin regelte er für die 23 Klostergemeinden den Waldbesitz. Er erließ diese Verordnung, weil das Holz im Wald immer knapper wurde. Die Gemeinden um Ochsenhausen konnten nämlich bis zu der Verordnung ihren Brennholzbedarf unentgeltlich aus den klösterlichen Wäldern decken. Der kostenfreie Holzbezug wurde durch diese Verordnung aufgehoben. Im Gegenzug gab er Teile der Klosterwälder in die Eigenverantwortung der Gemeinden zurück. Jede Gemeinde erhielt je nach Größe einen gewissen Teil der klösterlichen Wälder, aus welchen sie sich mit Holz versorgen konnten. Bei anderen Klöstern fiel der Klosterwald im Zuge der Säkularisation in fremde Hände.
Ein weiteres wichtiges Kapitel war der Bau des Bibliothekssaals. Von 1785 bis 1789 ließ Weltin den Bibliothekssaal, das Armarium (Instrumentensammlung) und den Kapitelsaal des Klosters Ochsenhausen neu bauen. 1789 kaufte er die 9000 Bände starke Bibliothek des Fürstbischofs Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg. Jedes Jahr gab er sehr viel Geld für den Kauf von Büchern aus, denn er war auch ein Förderer der Wissenschaften, der Sternwarte und des Schulwesens.
1791 ließ er für 10 000 Gulden die Pfarrkirche St. Josef in Mittelbuch errichten. Die Straße zu dieser Kirche trägt heute seinen Namen. Weitere Bauwerke, die in seiner Amtszeit entstanden, sind die Marienkapelle in Erlenmoos, die Kapelle St. Michael in Oberstetten und die Kapelle St. Michael in Edenbachen. In Bellamont, Rottum und Mittelbuch führte er die Vereinödung durch, welche er in den Jahren 1790 bis 1800 in Mittelbuch vollziehen ließ. Es wurden im und um das Dorf eine Aussiedlung und Flurbereinigung durchgeführt. So entstanden um Mittelbuch 27 Einödhöfe (Parzellen), im Dorf dagegen waren es im Jahr 1800 noch 21 Häuser. Bei der Säkularisation 1803 wurde das Benediktinerkloster unter Leitung des Landesherrn Franz Georg Fürst von Metternich-Winneburg zum Schloss. Abt Weltin musste sein Amt aufgeben. Ihm wurde ein Ruhesitz auf Schloss Obersulmetingen versprochen und er bekam auch jedes Jahr eine gut bezahlte Pension, um dort leben zu können. 1807 wurde Weltin in der Niederkirch in Untersulmetingen bestattet.