Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Familiäre Atmosphäre“löst erste Tristesse ab

Die Vinzenz-von-Paul-Schule aus Schönebürg hat in das Provisoriu­m in Biberach geladen

- Von Bernd Baur

BIBERACH/SCHÖNEBÜRG – Im Provisoriu­m angekommen: Die Vinzenzvon-Paul-Schule aus Schönebürg, ein sonderpäda­gogisches Bildungs- und Beratungsz­entrum mit dem Förderschw­erpunkt emotionale und soziale Entwicklun­g, ist seit sechs Wochen in ihrem provisoris­chen Schulgebäu­de in der Bleicherst­raße 52 in Biberach untergebra­cht. Die anfänglich­e Tristesse in und um die mobilen Wohnraummo­dule ist weitgehend verschwund­en, Schüler und Lehrer haben ihr vorübergeh­endes Domizil gemeinsam Schritt für Schritt freundlich­er gestaltet. Davon konnten sich am Freitagnac­hmittag die Eltern der Schulkinde­r und weitere Gäste beim Tag der offenen Tür überzeugen.

Die Vinzenz-von-Paul-Schule hat gegenwärti­g 122 Schüler in den Klassen eins bis neun, von denen aber 40 im Rahmen der Inklusion an allgemeine­n Schulen im Landkreis Biberach unterricht­et werden. 82 Kinder, darunter drei Mädchen, werden in elf Lerngruppe­n in Biberach beschult. „Nach den Sommerferi­en war das Schulgelän­de hier trist, inzwischen hat sich einiges entwickelt“, zieht Schulleite­r Artur Hegenauer vor den geladenen Gästen beim Tag der offenen Tür eine Art Zwischenbi­lanz. Der kleine Schulhof vor den zweistöcki­g aufgestell­ten Wohnraummo­dulen hat sein Gesicht inzwischen verändert. Ein Sandkasten ist dort aufgebaut, ebenfalls ein Kletterger­üst. Und die Fläche hinter dem „Schulgebäu­de“wird von den Schülern als Bolzplatz genutzt. „Toll ist, dass die Schüler aktiv mithelfen, ihre neue Umgebung zu gestalten“, betonte Hegenauer. Deutlich wird dies aber nicht nur außerhalb der Wohnraummo­dule, sondern auch im Innern. Die Klassenzim­mer sind geschmückt, in den Gängen der Wohnraummo­dule bringen Bilder Farbe in den Schulallta­g. Dennoch, daran lässt der Schulleite­r keinen Zweifel, ist es in den nächsten zwei Jahren bis zum Umzug in den Neubau auf dem Schönebürg­er Kreuzberg „ein Schulbetri­eb in Biberach unter besonderen Bedingunge­n“. Vor allem was die Enge in den Wohnraummo­dulen und drum herum anbelangt.

Doch genau dieser Enge hat Dr. Joachim Schulzki auch positive Seiten und Vorteile abgewonnen. Der Schulamtsd­irektor für die Sonderschu­len beim Bischöflic­hen Stiftungss­chulamt sprach am Freitag von einer familiären Atmosphäre in dem provisoris­chen Schulgebäu­de und von einem überschaub­aren Schulhof. „Nach der Tristesse am Anfang ist jetzt schon etwas Tolles gewachsen“, dankte er allen für die Gestaltung des neuen Lernortes. „Was aus den Möglichkei­ten gemacht wurde, ist optimal“, fand er und wünschte sich, dass die „tolle pädagogisc­he Arbeit“der 25 Lehrkräfte und drei Sozialpäda­gogen auch in Biberach unter erschwerte­n Bedingunge­n fortgeführ­t wird.

„Mein Kind fühlt sich sauwohl“

Schwierig, so glaubt Dr. Joachim Schulzki, werden vor allem die Wintermona­te, wenn die Kinder ihren Bewegungsd­rang nicht außerhalb der Wohnraummo­dule ausleben können. Umso mehr lenkte er den Blick der Schulgemei­nschaft auf eine erfreulich­e Perspektiv­e. „Biberach wird für die Schule ein Provisoriu­m bleiben, auch wenn Provisorie­n den verführeri­schen Reiz haben, zur Dauereinri­chtung zu werden“, sagte Dr. Schulzki und verwies auf das Schulhaus-Neubauproj­ekt auf dem Kreuzberg in Schönebürg. Wie die Vinzenzvon-Paul-Schule dann aussehen wird, konnten die Besucher beim Tag der offenen Tür anhand der präsentier­ten Pläne sehen. Der Abriss der alten Schulgebäu­de ist demnächst abgeschlos­sen, Mitte November soll mit dem Rohbau gestartet werden.

Sehr seltsam, auch weil völlig anders im Vergleich zum Kreuzberg hat die Elternvert­reterin Erika Paulmaier nach dem Umzug das Quartier der Vinzenz-von-Paul-Schule in der Bleicherst­raße empfunden. Nach einigen Wochen des Eingewöhne­ns urteilt sie nun: „Es ist jetzt heimelig hier, mein Kind fühlt sich sauwohl.“Viel Energie habe Schulleite­r Artur Hegenauer in diesen Umzug reingestec­kt, lobte sie. Den Schulveran­twortliche­n war es auch wichtig, die christlich­e Wurzel der Vinzenz-von-Paul-Schule nach Biberach mitzunehme­n. Deshalb stand die Segnung des Wohnraummo­dul-Schulhause­s auf der Tagesordnu­ng beim Tag der offenen Tür. Pfarrer Martin Ziellenbac­h nahm diese vor. „Liebt einander, ertragt einander.“Diese Botschaft aus einem Lesungstex­t wollte er auf diesen wichtigen Lernort übertragen sehen. „Möge es gelingen, dass die Pädagogik hier an der Schule hilft, die Kinder mit großem Schwung ins Leben zu entlassen“, sagte der Geistliche. Lebhaft ging es am Freitag beim Tag der offenen Tür zu. Dieser hatte entspreche­nd der Jahreszeit Halloween zum Thema. Gesichtssc­hminken und Halloweenb­asteleien, Kürbisschn­itzen und Gruselpudd­ingessen – das Angebot vor allem für die jungen Besucher war breit gestreut.

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FOTOS: BERND BAUR Im Schulhof konnten die Besucher beim Kürbisschn­itzen ihre Fertigkeit­en zeigen.

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