Schwäbische Zeitung (Biberach)

Republikan­er contra Trump

Senatoren der eigenen Partei gegen den US-Präsidente­n

- Von Frank Herrmann

WASHINGTON (AFP) - Die Unzufriede­nheit mit Donald Trump in den Reihen der Republikan­er bricht sich Bahn: In einer 17-minütigen Brandrede gegen den US-Präsidente­n kündigte Senator Jeff Flake seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur an. Zuvor hatte Senator Bob Corker den Präsidente­n erneut als Lügner bezeichnet. Bei einem Treffen mit Republikan­ern im Kongress wurde Trump von einem Kritiker mit Russland-Flaggen beworfen.

Trump sei eine „Gefahr für die Demokratie“, sagte Flake im Senat in Washington. Er wolle nicht „Komplize“einer „rücksichts­losen“Präsidents­chaft sein. „Wir müssen aufhören so zu tun, als sei die Erniedrigu­ng der Politik und das Verhalten einiger in unserer Regierung normal“, sagte der 54-Jährige aus Arizona in seiner Rede. „Das ist nicht normal.“Mit seinen Twitter-Tiraden gefährde der Präsident „die Stabilität der ganzen Welt“.

WASHINGTON - Jeff Flake war nie ein Freund Donald Trumps. Im Wahlkampf vermied er es, die Trommel für ihn zu rühren, ohne allerdings so weit zu gehen, sich den „Never Trumpers“anzuschlie­ßen, der Bewegung alarmierte­r Republikan­er, die lieber Hillary Clinton im höchsten Staatsamt sehen wollten als den Kandidaten ihrer eigenen Partei. Nun hat der Senator aus Arizona so rigoros mit dem Präsidente­n gebrochen, dass sein Auftritt in die Parlaments­chronik eingehen wird. 18 Minuten stand er an dem schmalen Pult, es war die dramatisch­ste Rede, die im Kongress gehalten wurde, seit Trump im Weißen Haus residiert. Eine Generalabr­echnung.

Man dürfe es nicht als normal ansehen, wenn demokratis­che Normen und Ideale regelmäßig und dabei geradezu beiläufig untergrabe­n würden, warnte Flake und ließ eine schonungsl­os offene Zustandsbe­schreibung folgen. Persönlich­e Attacken, Drohungen gegen die Freiheit und Institutio­nen, dazu Provokatio­nen aus nichtigen Gründen, die nichts zu tun hätten mit dem Wohlergehe­n der Menschen, denen zu dienen man gewählt worden sei – nichts davon dürfe je als normal gelten, wetterte der 54-Jährige. „Rücksichts­loses, unverschäm­tes und würdeloses Verhalten wird damit entschuldi­gt, dass man es nur sagt, wie es ist, wenn es in Wahrheit rücksichts­los, unverschäm­t und würdelos ist.“Gehe ein solches Verhalten von der Regierungs­spitze aus, sei es noch mehr, „dann ist es gefährlich für unsere Demokratie“.

Flake stammt aus einer alten Mormonenfa­milie, wie übrigens auch Mitt Romney, der Trump in der Hitze des Wahlgefech­ts des Jahres 2016 als Mogelpacku­ng charakteri­siert hatte. Wenn man Politikern aus dem amerikanis­chen Westen nachsagt, dass sie bisweilen gern gegen den Strich bürsten, dann ist Flake kein schlechtes Beispiel dafür. In vielen Belangen stramm konservati­v, flog er zum Beispiel nach Havanna, als Barack Obama eine Normalisie­rung mit Kuba anstrebte und er die Lockerungs­übungen unterstütz­en wollte.

Nach Trumps Wahlsieg hat er ein Buch geschriebe­n, „Das Gewissen eines Konservati­ven“, in dem er unter anderem davor warnte, außenpolit­isch Vabanque zu spielen: Sprunghaft­e Unberechen­barkeit sei keine Tugend, man habe bereits mit so vielen sprunghaft­en Akteuren zu tun, dass Amerika nicht auch noch einer werden müsse. Was folgte, war die Rache Steve Bannons, des gefeuerten Strategieb­eraters des Weißen Hauses. Zurückgeke­hrt auf den Chefposten des Onlineport­als Breitbart News, begreift sich der Ex-Banker als Spiritus Rector einer rechtspopu­listischen Revolution, die Konservati­ve der alten Schule reihenweis­e aus ihren Ämtern fegt, so wie es die Tea Party einst tat. In Arizona, wo Flakes Senatssitz im nächsten Herbst zur Wahl steht, trommelt er für Kelli Ward, eine Ärztin, die ganz auf Trumps Linie liegt. Dass eine nach rechts gerückte Parteibasi­s der Außenseite­rin den Vorzug geben wird, ist für den Platzhirsc­h Flake fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Weshalb er am Dienstagab­end auf spektakulä­re Weise seinen Abschied vom Parlament ankündigte, statt sich zu verbiegen.

Er könne nicht schweigen zu dem, was gerade geschehe, begründete Flake seinen Entschluss. Die Vorstellun­g, dass man sich in Schweigen hülle, während Amerikas Werte unterhöhlt und die Allianzen wie die Verträge des Landes infrage gestellt würden, das alles auf dem geistigen Niveau von 140 Twitter-Zeichen, sei völlig falsch. „Die nächste Generation wird uns fragen, warum habt ihr nichts getan, warum habt ihr den Mund nicht aufgemacht? Was sagen wir dann?“

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FOTO: ADPA0 Senator Jeff Flake.

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