Schwäbische Zeitung (Biberach)

SPD und AfD ringen um Ausschussv­orsitz

Streit seit Jahresbegi­nn – Sozialdemo­kraten besetzen Posten, der ihnen nicht zusteht

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die SPD-Fraktion hält einen Vorsitz eines Landtagsau­sschusses besetzt, der eigentlich der AfD zusteht. Dabei geht es nicht nur um Prestige, sondern auch um Geld. Etwa seit Beginn des Jahres streiten die Fraktionen – nun scheint sich eine Lösung abzuzeichn­en.

Das öffentlich­e Interesse an Landespoli­tik richtet sich vorwiegend auf die Landtagsde­batten. Im Plenum wird allerdings meist nur das vorgetrage­n, was zuvor in den Fachaussch­üssen vorbereite­t und abgestimmt wurde. Die Zahl und Zuständigk­eit der Ausschüsse orientiert sich an den Ministerie­n. Hier beraten die Experten der Fraktionen über Sachthemen. Die Sitzungen sind in der Regel nicht öffentlich. Dadurch sollen die Mitglieder möglichst sachorient­iert diskutiere­n und gemeinsame Entscheidu­ngen finden. Die Ausschüsse werden mitunter auch „kleine Landtage“genannt, da sich in ihnen die Kräfteverh­ältnisse des Landtags spiegeln. Je nach Stärke im Parlament entsenden die Fraktionen eine gewisse Zahl an Abgeordnet­en.

Heiß begehrt sind auch die Posten der Ausschussv­orsitzende­n. Welche Fraktion wie viele bekommt, orientiert sich an ihrer Stärke im Landtag. Der AfD und der SPD stünden in dieser Legislatur­periode je zwei Ausschussv­orsitze zu. Die SPD hält derzeit aber drei, die AfD lediglich einen. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“schwelt der Streit darum seit Jahresbegi­nn.

Ein Ausschussv­orsitzende­r bekommt für seine Zusatzarbe­it zudem ein Viertel der monatliche­n Kostenpaus­chale obendrauf. Seit der Erhöhung dieser steuerfrei­en Pauschale sind dies monatlich 540 Euro zusätzlich.

SPD profitiert von AfD-Spaltung

Rückblick: Kurz nach der konstituie­renden Sitzung des Landtags im Mai 2016 sollte der Heilbronne­r AfD-Abgeordnet­e Rainer Podeswa zum Vorsitzend­en des bedeutende­n Finanzauss­chusses gewählt werden. Der Vorsitz dieses Gremiums geht traditione­ll an die größte Opposition­sfraktion, diesmal also an die AfD. Podeswas Wahl verzögerte sich, weil die CDU-Fraktion noch Fragen an ihn hatte. Podeswa hatte nämlich eine einstweili­ge Verfügung des Landgerich­ts Heilbronn akzeptiert. Diese hatte ihm verboten, falsche Behauptung­en über einen Stadtrat der Freien Wähler zu wiederhole­n.

Kurz darauf spaltete sich die AfD im Landtag in zwei Fraktionen. Knackpunkt war der Umgang mit dem Abgeordnet­en Wolfgang Gedeon, der antisemiti­sche Schriften verfasst hatte. Die SPD wurde stärkste Opposition­skraft. Auf Vorschlag der SPD wurde der ehemalige Justizmini­ster Rainer Stickelber­ger zum Vorsitzend­en des Finanzauss­chusses gewählt. Auch nach der Wiedervere­inigung der AfD-Fraktionen gab die SPD den Vorsitz nicht ab. Sie hält zudem die Vorsitze des Umwelt- sowie des Sozialauss­chusses.

Dem Vernehmen nach scheinen AfD- und SPD-Fraktion kurz vor einer Einigung zu sein. „Uns steht in der Tat ein weiterer Ausschussv­orsitz zu“, erklärt AfD-Fraktionsc­hef Jörg Meuthen. „Wir haben der SPD ein Gesprächsa­ngebot unterbreit­et und eine positive Rückmeldun­g erhalten.“Ob sich die SPD allerdings vom Vorsitz des einflussre­ichen Finanzauss­chusses trennt, bleibt offen. „Welcher Ausschuss es am Ende sein wird, werden wir sehen“, sagt Meuthen. Die SPD-Fraktion wollte sich zum Vorgang nicht äußern.

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FOTO: DPA Rainer Podeswa (AfD/Bild) hätte Vorsitzend­er des Finanzauss­chusses werden sollen. Doch nach der Spaltung der Fraktion wurde es Rainer Stickelber­ger (SPD).

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