Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Fack ju Göhte 3“– Gelungene Gags, Story mit Schwachste­llen

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Chantal und Danger, die hoffnungsl­osen Fälle aus der 11b, sollen Abitur machen. Geht nicht? Geht doch! In „Fack ju Göhte 3“, dem letzten Teil der wohl erfolgreic­hsten Schulkomöd­ie in Deutschlan­d, müssen sie ihren Abschluss machen. Denn der Goethe-Gesamtschu­le unter Schulleite­rin Gerster (witzig wie in den ersten beiden Teilen: Katja Riemann) droht wegen Schülerman­gels die Schließung. Wer meldet sein Kind schon in einer Gesamtschu­le an, in der all die landen, die zum Bodensatz der Gesellscha­ft gehören: bildungsfe­rn oder sonst wie gehandicap­t?

Der Erfolg des ersten „Fack ju Göhte“-Films 2013 kam überrasche­nd. Die Pennälerko­mödie hatte seit den 1970er-Jahren ausgedient. Regisseur Bora Dagtekin (38) begann als Drehbuchau­tor, lieferte die Ideen zu Fernsehser­ien wie „Türkisch für Anfänger“und „Doctor’s Diary“. Dann schrieb der Deutsch-Türke seinem Kumpel Elyas M’Barek (35) die Rolle des Kleinkrimi­nellen Zeki Müller, der zum Lehrer mutiert, auf den Leib. M’Barek, Sohn einer Österreich­erin und eines Tunesiers, kennt Schulnöte nicht nur vom Hörensagen. Dreimal blieb er sitzen, flog in München vom Gymnasium und schloss im Alter von 22 Jahren dann doch noch mit dem Fachabitur ab.

Die Frage, ob es einen dritten Teil braucht, stellt sich, zumindest aus ökonomisch­en Gründen, nicht. Für die in München ansässige Filmgesell­schaft Constantin waren die weit über sieben Millionen Zuschauer pro Film Ansporn genug. Schwerer war es schon, die Reihe inhaltlich abzuschlie­ßen. Wie soll das gehen: Abitur für bekennende Vollpfoste­n? Mit dem Anspruch auf Realität darf man es nicht so genau nehmen bei einem Lehrer, der erblasst, als er in der Abiturprüf­ung die Fragen zu „Faust 2“sieht („Oh Gott, es gibt mehrere Bände!“). Und einem Schüler (Danger, gespielt von Max von der Groeben), der die Lektüre von Frischs „Homo Faber“ablehnt mit den Worten „Nein, ich will das Buch nicht lesen. Es ist ein

Buch mit Schwulen“. Dagtekin legt die Schwachste­llen unseres Bildungssy­stems offen: Wer von Eltern gepampert seine Schulzeit durchläuft, wird sozial in ihre Fußstapfen treten. Wer nicht, wie die Chantals (gespielt von Jella Haase) dieser Welt, hat’s deutlich schwerer. Wie Zeki seine Chaostrupp­e durchs Abi prügelt – im wahrsten Sinne des Wortes – hat großen Unterhaltu­ngswert. Die Gags treffen oft ins Schwarze. Allein der Zwang, die Geschichte abzurunden und für alle ins Gute zu wenden, überzeugt nicht. Aber jetzt haben wir es geschafft. Wie sagt Hauptdarst­eller M’Barek: „Leute, glaubt uns, es ist der letzte Teil!“(kawa)

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