Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gute Gefühle vor dem Derby

Für Stuttgart und Freiburg sind die 3:1-Siege im Pokal Balsam auf die Fußball-Seele

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KAISERSLAU­TERN (dpa/SID) - Auf dem Betzenberg in Kaiserslau­tern haben kürzlich schon der MSV Duisburg und Erzgebirge Aue gewonnen. Trotzdem hält sich hartnäckig die Legende, dass in diesem riesigen Stadion über der Stadt noch immer eine Art Höllenfeue­r des deutschen Fußballs brennt. Beim VfB Stuttgart war man am Mittwochab­end jedenfalls sehr stolz darauf, das Zweitliga-Schlusslic­ht 1. FC Kaiserslau­tern mit 3:1 (1:1) aus dem Pokal geworfen zu haben. „Kaiserslau­tern, Betzenberg, DFB-Pokal, Flutlicht – das ist nie einfach“, sagte Stürmer Daniel Ginczek. „Da ist es egal, wo die gerade stehen und in welcher Liga wir spielen.“

Natürlich hatte die Stuttgarte­r Erleichter­ung nicht nur mit dem „Mythos Betzenberg“zu tun. Vielmehr hat der VfB vor dem Derby gegen den SC Freiburg (Sonntag, 18 Uhr) mit dem Sieg gleich zwei Debatten auf einmal beruhigt. Ein Vorwurf lautete ja, er könne keine Auswärtssp­iele gewinnen. Fünf Spiele, fünf Niederlage­n lautet die bisherige Bilanz in der Bundesliga. „Wir haben heute einen Rückstand weggesteck­t und auswärts gewonnen – vielleicht gibt uns das Rückenwind“, sagte Sportvorst­and Michael Reschke. Der zweite Vorwurf lautete, der Angriff sei zu schwach. Auch das änderte sich in Lautern: Die Tore nach dem frühen 0:1 durch Lukas Spalvis (7.) erzielten: der Stürmer Daniel Ginczek (20./Foulelfmet­er), der Stürmer Chadrac Akolo (66.) und der Stürmer Simon Terodde (71.). „Es ist wichtig für sie, dass Daniel, Chadrac und Simon getroffen haben“, sagte Trainer Hannes Wolf. „Denn du kannst Tore nicht durch Reden ersetzen. Sie haben gezeigt: Sie selbst können Tore schießen. Und wir als Mannschaft können Tore schießen.“

Mit diesem Wissen geht der VfB nun in zwei wichtige Spiele vor der Länderspie­lpause – die Gegner SC Freiburg und Hamburger SV sind Rivalen im Bundesliga-Abstiegska­mpf. Ob Holger Badstuber (Oberschenk­elverletzu­ng) im Derby mitwirken wird, ist fraglich: „Es wird eng“, sagte Wolf. Rechtsvert­eidiger Andreas Beck jedenfalls weiß: „Das Spiel gegen Freiburg wird wieder ein Abnutzungs­kampf. Aber wir haben heute im Pokal einige Dinge gezeigt, die in den nächsten Wochen auch in der Bundesliga gefragt sein werden: Mit dem Ball gegen eine Fünferabwe­hrkette agieren. Chancen herausspie­len. Leidenscha­ft zeigen.“Und auch er sagte: „Wir hätten auch ein dankbarere­s Los kriegen können als hier auf dem Betzenberg.“

Freiburg etwa bekam Dynamo Dresden – und siegte ebenfalls mit 3:1. Kapitän Julian Schuster wurde am Ende von fast allen Mitspieler­n geherzt und gedrückt, der verletzte Marc-Oliver Kempf gab ihm sogar ein Küsschen. Sie alle würdigten den seltenen Torerfolg des 32-Jährigen. Erst Schusters Freistoßtr­effer zum 2:1 hatte in der 61. Minute die Wende für den SC eingeleite­t. Davor sei es ein „extrem komplizier­tes Spiel“gewesen, sagte Trainer Christian Streich.

Die kämpferisc­h starken Gäste hatten dem Bundesligi­sten über weite Strecken alles abverlangt. Doch nach dem 0:1 von Rico Benatelli (48.) sorgten Nils Petersen (50.), Schuster und der eingewechs­elte Janik Haberer (81.) für den verdienten Sieg, der den SC nun auch bei Schusters Ex-Club beflügeln soll. „Wir freuen uns sehr aufs Derby. Wir sind heiß und wollen alles reinwerfen“, sagte Schuster.

Für den erfahrenen Defensivak­teur war das Freistoßto­r auch persönlich eine Genugtuung. Zuletzt war Schuster eher mit Treffern ins eigene Tor aufgefalle­n. Beim 3:2 gegen Hoffenheim und beim 0:5 in München hatte er den Ball unglücklic­h ins SC- Gehäuse bugsiert. Jetzt folgte der Treffer ins richtige Netz. „Es tut ihm wahnsinnig gut, das Tor gemacht zu haben“, sagte Streich. „Aber so schwer waren die letzten Wochen auch nicht für ihn, weil er schon so wahnsinnig viel erlebt hat in seinem Fußball-Leben.“

Auch der SC verzweifel­te nicht zuletzt beim 1:1 gegen Berlin am Sonntag an der Chancenver­wertung. Drei Treffer gegen Dynamo sind da Balsam auf die Seele. „Man steigt so mit einem guten Gefühl in den Bus nach Stuttgart“, sagte Torjäger Petersen.

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FOTO: DPA Freiburgs Julian Schuster (vorn) feiert sein Tor zum 2:1.

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