Schwäbische Zeitung (Biberach)
Für Luther war Christus der Rettungsanker
Festgottesdienst am Reformationstag bildet den Abschluss der Renovierung der Friedenskirche
BIBERACH - Rund 450 Christen haben in der frisch renovierten Biberacher Friedenskirche mit der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Biberach in einem Festgottesdienst das Reformationsjubiläum gefeiert.
Nach monatelanger Renovierungszeit könne in der Friedenskirche erstmals wieder Gottesdienst gefeiert werden, sagte Pfarrerin Birgit Schmogro bei ihrer Begrüßung. „Renovierungen und Sanierungen können uns einen frischen Blick, neuen Schwung und zukunftsorientierte Perspektiven verleihen“, so Birgit Schmogro. Wichtig sei, „dass wir uns bei aller Erneuerung auf einem festen Grund wissen“. Passend dazu sei das Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“.
In den Festgottesdienst waren kurze Predigtimpulse zum Thema Reformation eingebettet, die von den Geistlichen der Kirchengemeinden vorgetragen wurden. Fragen nach dem Kern des christlichen Glaubens hätten Martin Luther umgetrieben, befand Dekan Hellger Koepff. Luther sei es dabei um einen festen, tiefen Glauben an den einen Gott gegangen. Er habe den Glauben wieder konzentriert, „denn zur damaligen Zeit war vieles zerfleddert und Nebensächliches spielte sich als Wichtiges auf“.
„Wir messen unseren Wert daran, wie exotisch unser Urlaub war oder wie luxuriös unsere Wohnung oder unser Auto ist. Danach messen wir uns, und andere werten wir nach ihrer Leistung“, sagte Pfarrer Peter Schmogro in seiner Predigt. Und: Kein Haar besser sei die religiöse Variante, bei der zwischen Rechtgläubigen und Andersgläubigen unterschieden werde.
„Es gab vom Geist Beseelte und Begeisterte, jeder wollte es besser wissen“, beschrieb Stadtpfarrer Ulrich Heinzelmann die Zeit vor 500 Jahren. „In der protestantischen Konfessionsfamilie wäre über Jahrhunderte eine ‚Jamaika-Koalition’ nicht möglich gewesen“.
Für Martin Luther sei das „Solus Christus“(Christus allein, theologischer Grundsatz der Reformation) der Rettungsanker gewesen, „für ihn war Christus allein der feste Grund“, sagte Pfarrerin Andrea Luiking.
Die evangelische Kantorei mit Ralf Klotz, unterstützt vom Jazztrio mit Martin Kiebler (Keyboard), Peter Barth (Bass) und Markus Krattenmacher am Cajon (Holztrommel) und der Posaunenchor, unter der Leitung von Katharina Bickel, wechselten sich mit den Gottesdienstbesuchern bei den Strophen der Lieder ab.
„Katholiken willkommen“
„Katholiken sind willkommen“, hatte Ulrich Heinzelmann in einer Einladung betont – und sie sind gekommen. So waren neben Pfarrern und Diakonen viele Gesichter aus umliegenden katholischen Kirchengemeinden zu sehen.
Für den Festgottesdienst waren 350 Liedblätter gedruckt worden und diese reichten bei Weitem nicht aus. Zu den Bänken stellte das Kirchenpersonal noch zusätzliche Stühle dazu. Wer hier nicht zum Zug kam, musste beim gut 90-minütigen Gottesdienst mit einem Stehplatz vorliebnehmen. Etwa 450 Besucher dürften es schon gewesen sein, schätzte Pfarrer Peter Schmogro im anschließenden Gespräch.