Schwäbische Zeitung (Biberach)
Busfahrer erleben ÖPNV vom Rollstuhl aus
Schulung zur Barrierefreiheit für Mitarbeiter des Stadtverkehrs
BIBERACH (sz) - 22 Stadtbusfahrer im Linienverkehr der Stadtwerke Biberach (SWBC) haben jüngst zum Thema Barrierefreiheit und Beförderung von Fahrgästen mit Mobilitätseinschränkungen eine Schulung erhalten.
Die Schulung wurde im Rahmen des Inklusionsprojekts „Mittendrin – voll inklusiv“mit der Fahrerakademie Süd aus Ravensburg konzipiert. Durchgeführt haben sie Johanna Wiedergrün (Projektleiterin) und Jürgen Fortenbacher (Referent für Mobilitätsschulungen) in Kooperation mit den Stadtwerken Biberach, welche diese Schulung im Rahmen des Projektes „Besser Bus“finanzieren.
Fahrgäste mit Mobilitätseinschränkungen sollen im Stadt- und Überlandverkehr der Stadtwerke von qualifizierten Mitarbeitern bedient werden. Dass es dafür neben barrierefreien Haltestellen und Bussen auch geschultes Personal braucht, zeigten die Gespräche während der Schulung. Im Theorieteil der Fortbildung wurden die Rechte und Pflichten der Fahrerinnen und Fahrer und auch der Fahrgäste vertieft. Lösungswege für Probleme wurden gesucht. Was ist etwa zu tun, wenn ein Rollstuhl und ein Kinderwagen im Bus Platz brauchen, das Fahrzeug aber nur einen ausgewiesenen Platz hierfür freihat? Die Kommunikation war immer wieder ein wichtiges Schlüsselwort bei der Suche nach guten Lösungen für alle Beteiligten.
Im zweiten Teil ging es dann um die Sensibilisierung des Fahrpersonals im Umgang mit mobilitätseingeschränkten Personen. In praktischen Übungen erfuhren die Fahrer am eigenen Leib, welche Herausforderungen Menschen mit Behinderung meistern müssen, wenn sie den ÖPNV nutzen wollen. Die Busfahrer setzten sich selbst in den Rollstuhl und testeten das Ein- und Ausfahren am Bus. Mit einer Augenbinde erfuhren sie, wie sich die Wahrnehmung verändert, wenn man blind ist. Im Alterssimulationsanzug konnten sie verschiedene Einschränkungen erleben, die unter anderem im Alter auftreten können. Am Ende der Schulung wurde noch eine Testfahrt gemacht, um sich die Gegebenheiten verschiedener Haltestellen in der Stadt, wie zum Beispiel am ZOB, anzuschauen.
Die Barrierefreiheit ist in den kommenden Jahren ein grundlegendes Thema für die Verantwortlichen des ÖPNV. Laut Gesetz soll er bis 2022 vollständig barrierefrei sein. Im Verkehr der Stadtwerke Biberach werden Niederflurfahrzeuge schon seit über 20 Jahren eingesetzt. In den zwölf Neufahrzeugen können Fahrgäste mit Rollatoren ab Dezember auch vorne einsteigen. Neben Abstellflächen für Rollatoren gibt es in den neuen Gelenkzügen dann zwei ausgerüstete Stellplätze für Rollstühle.