Schwäbische Zeitung (Biberach)
ZfP bietet neue Form des betreuten Wohnens an
16 Bewohner erhalten intensive Unterstützung und zugleich mehr Freiräume
BAD SCHUSSENRIED (sz) - Das Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Bad Schussenried erprobt ein neues Konzept für ambulant betreutes Wohnen. 16 Bewohner des Abt-Siard-Hauses nehmen daran teil. Die Bewohner werden intensiv betreut, haben aber mehr Möglichkeiten, ihr Leben auch selbstständig zu gestalten.
Eigentlich sollten die 16 Bewohner der Wohngruppe sechs im Abt-SiardHaus ins neue Fachpflegeheim in Ehingen umziehen. Hintergrund ist ein Ambulantisierungsprojekt. „Aber sie wollten Bad Schussenried nicht verlassen, der Ort ist für sie zur Heimat geworden“, heißt es in der Pressemitteilung des ZfP. Deshalb sei das neue Konzept geschaffen worden, das eine Kombination von Angeboten aus verschiedenen Leistungsbereichen bildet. Die stationär betreuten Wohnplätze werden in ambulant betreute Plätze umgewidmet. Der weiterhin hohe Betreuungsbedarf werde durch Tagespflege, psychosoziale Betreuung im Rahmen der Eingliederungshilfe und die pflegerische Basisversorgung gedeckt, so das ZfP. „Wohnen und Betreuung – Psychiatrische Pflege ambulant“heißt das Angebot.
Für die 16 Bewohner ändere sich vieles und doch wenig, erläutert das ZfP: Sie werden zu privaten Mietern, die in einer WG leben, mit eigenen Zimmern und Gemeinschaftsbereichen, der Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, Zugang zu Waschmaschine und einem Briefkasten. Die 16 wohnen weiterhin in ihren bisherigen Zimmern, die angepasst werden, beispielsweise durch einen Kühlschrank, außerdem werden Gemeinschaftsküchen eingebaut. Wer sich nicht selbst versorgen kann und will, erhält weiter Unterstützung durch das Pflegepersonal. Gesetzliche Betreuer helfen zusätzlich.
„Das Konzept hat Modellcharakter“, sagt Christoph Vieten, Leiter des Bereichs Wohnen in Bad Schussenried. „Die Betreuungsintensität ist mit einer stationären Versorgung vergleichbar. Gleichzeitig haben die Klienten mehr Gestaltungsfreiräume.“Das Essen können sie beispielsweise weiterhin geliefert bekommen. Sie können sich aber auch selbst versorgen. Gleiches gilt für Bettwäsche und deren Reinigung, die Post oder die Verwaltung ihres Kontos. Das Konzept bietet laut Vieten die Chance, bei Bewohnern mit einem hohen Hilfebedarf gleichzeitig die Selbstständigkeit zu stärken und die Chancen auf Teilhabe zu erhöhen.