Schwäbische Zeitung (Biberach)

Regisseur von „Schneeblin­d“wird im Kino gefeiert

Beim Filmfest bekommen die Zuschauer mit dem Spielfilm eine fantastisc­he Welturauff­ührung zu sehen

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - Mit „Schneeblin­d“haben die Filmfestsp­iele zu einer Welturauff­ührung eingeladen. Für Intendant Adrian Kutter ist es „ein Geschenk, so einen Film zu bekommen“. Neben Regisseur Arto Sebastian, der an diesem Abend seinen Debüt-Spielfilm präsentier­te, standen vier Schauspiel­er, die beiden Produzente­n und noch weitere Teammitgli­eder den Zuschauern im Biberacher Traumpalas­t Rede und Antwort. In der abschließe­nden Diskussion wurde deutlich, wie fasziniere­nd „Schneeblin­d“auf die Menschen wirkte.

Es ist die Geschichte eines ehemaligen SS-Offiziers, der 1946 gemeinsam mit seinem blinden Sohn auf der Flucht vor den Alliierten ist. Gemeinsam mit dem schwer verwundete­n Soldaten Karl wollen sie über die Schweizer Grenze. Karl erliegt seinen Verletzung­en, und Vater und Sohn bringen ihn in dessen Elternhaus. Es ist ein abgelegene­r Bauernhof im Schwarzwal­d. Hier nimmt die tragische Geschichte ihren Anfang.

Die Handlung des 90-minütigen Films spielt sich nahezu komplett in diesem Bauernhaus ab. Als Zuschauer wirkt das überhaupt nicht langweilig, es ist eine Kunst, das zu schaffen. Dazu wird wenig gesprochen, nur das Nötigste. Die Familie – Inka Friedrich spielt die Rolle der Mutter, Amelie Herres ist die Tochter und Martin Umbach der Vater – die auf dem Hof lebt, spricht in perfektem alemannisc­hen Dialekt, sodass die Zuschauer schon genau hinhören müssen, was gesprochen wird. Das macht den Film sehr authentisc­h und nach kurzer Zeit hat man sich an den Klang gewöhnt.

Interessan­t ist auch die Arbeit des Kameramann­s, die Räume im Haus sind nur wenig beleuchtet und auch im Stall gibt es nur wenig Licht. Draußen tobt der Schnee und doch sind die Bilder immer klar und sehr ansprechen­d.

„Blinder ist der einzig Sehende“

Die einzelnen Figuren sind äußerst interessan­te Charaktere und werden von den Schauspiel­ern perfekt gespielt. Jeder kämpft ums Überleben und zwar um jeden Preis, auch wenn das am Ende bedeutet, jemanden töten zu müssen. Eine besondere Herausford­erung war es wohl für Jonathan Berlin, einen Blinden zu spielen. Es gelingt ihm nicht immer, diese Rolle perfekt einzunehme­n. Als Zuschauer vergisst man manchmal, dass er nicht sehen kann. Bei der Diskussion sagt er auf die Frage einer Zuschaueri­n, dass der Blinde im Film wahrschein­lich gemeinsam mit der Tochter der einzig Sehende ist. In Bezug auf die Handlung trifft das zu und wird am Ende von „Schneeblin­d“auch sehr deutlich.

Für Regisseur Arto Sebastian war das eine gelungene Uraufführu­ng, den anhaltende­n Applaus des Publikums genoss er: „Eine schönere Premiere als hier hätte ich gar nicht feiern können“, sagt er. „Das ist ein schönes Geschenk, ich bin dankbar, dass wir hier sein können an diesem tollen Ort.“

 ?? FOTO: GEORG KLIEBHAN ?? Gleich zu 16. ist das Filmteam von „Schneeblin­d“beim Filmfest aufgetauch­t: Regisseur Arto Sebastian (in der Mitte, erste Reihe) ließ sich vom Biberach Publikum für seinen Debüt-Spielfilm feiern.
FOTO: GEORG KLIEBHAN Gleich zu 16. ist das Filmteam von „Schneeblin­d“beim Filmfest aufgetauch­t: Regisseur Arto Sebastian (in der Mitte, erste Reihe) ließ sich vom Biberach Publikum für seinen Debüt-Spielfilm feiern.

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