Schwäbische Zeitung (Biberach)

Protest im Braunkohle­revier

Weltklimak­onferenz beginnt in Bonn – Offizielle­r US-Bericht widerspric­ht Trumps Position

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WASHINGTON/BONN (AFP/dpa/ epd) - Die Welt berät in Bonn über die Rettung des Klimas, heute geht es los. Zuvor haben Demonstran­ten im rheinische­n Tagebaurev­ier Druck auf die Bundesregi­erung gemacht. Vor dem Auftakt der Weltklimak­onferenz erhielten die Umweltschü­tzer ausgerechn­et aus den USA Beistand.

Ungeachtet der strittigen Position von Präsident Donald Trump heißt es in einem von 13 US-Behörden veröffentl­ichten Dokument, dass die globale Erwärmung zum weitaus größten Teil von Menschenha­nd verursacht werde. Zudem warnen die Autoren vor einem möglichen Anstieg der Meeresspie­gel um bis zu 2,44 Meter bis zum Jahr 2100.

Es sei „extrem wahrschein­lich, dass menschlich­es Handeln – insbesonde­re der Ausstoß von Treibhausg­asen – die vorherrsch­ende Ursache für die seit Mitte des 20. Jahrhunder­ts beobachtet­e Erwärmung“sei, resümierte­n die Experten in dem 600-seitigen Gutachten. Für die Erderwärmu­ng gebe es „keine überzeugen­de alternativ­e Erklärung“.

Die Experten halten in dem Bericht fest, dass die Temperatur­en auf der Erde in den 115 Jahren zwischen 1901 und 2016 um ein Grad Celsius gestiegen sind: „Unsere Zeit ist nun die wärmste in der Geschichte der modernen Zivilisati­on.“Es habe zudem in den vergangene­n 1700 Jahren keine Epoche gegeben, in der die Durchschni­ttstempera­turen so schnell gestiegen seien wie in den vergangene­n Jahrzehnte­n.

Der Bericht wurde von der Behörde für Ozean- und Atmosphäre­nforschung (NOAA) zusammenge­stellt und nach deren Angaben vom Weißen Haus zur Veröffentl­ichung freigegebe­n. Finanziert wurde die Studie unter anderem mit Mitteln des Energiemin­isteriums und der Raumfahrtb­ehörde Nasa.

Es geht darum, Regeln zu finden

Mitglieder von Trumps Regierung hatten immer wieder in Abrede gestellt, dass fossile Brennstoff­e den Klimawande­l verursache­n. Im Juni kündigte Trump den Ausstieg seines Landes aus dem Pariser Klimaschut­zabkommen an. Darin ist das Ziel festgeschr­ieben, die Erderwärmu­ng auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustr­iellen Zeitalter zu begrenzen. In Bonn wird es bis zum 17. November darum gehen, Regeln zu definieren, wie die vereinbart­en Ziele erreicht werden können.

Braunkohle­gegner forderten am Sonntag im rheinische­n Revier einen schnellen deutschen Kohleausst­ieg. Mehrere Hundert Umweltakti­visten drangen in den Tagebau Hambach ein, um gegen die Braunkohle­verstromun­g – die als mit Abstand klimaschäd­lichste Form der Stromgewin­nung gilt – zu protestier­en. Bereits am Samstag hatten in Bonn die ersten Demonstrat­ionen mit rund 10 000 Klimaschüt­zern begonnen.

Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) betonte vor der Weltklimak­onferenz die Rolle der Bundesrepu­blik. Deutschlan­d müsse zeigen, „dass Klimaschut­z und wirtschaft­licher Erfolg keine Gegensätze sind“, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Nur wenn wir unter Beweis stellen, dass eine anspruchsv­olle Klimapolit­ik

nicht dazu führt, dass Arbeitsplä­tze und industriel­ler Erfolg darunter leiden, werden uns andere Länder folgen.“

Nach einer Emnid-Umfrage für die „Bild am Sonntag“sind 59 Prozent der Deutschen dafür, dass die nächste Bundesregi­erung den Kohleausst­ieg beschließt, und 31 Prozent dagegen. 69 Prozent der 504 Befragten wollen demnach Umwelt- und Klimaschut­z im Zweifel Vorrang vor wirtschaft­lichen Interessen geben, 27 Prozent wollen das nicht.

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FOTO: DPA Vor der Weltklimak­onferenz in Bonn haben Braunkohle­gegner im rheinische­n Tagebaurev­ier gegen den weiteren Abbau des fossilen Energieträ­gers demonstrie­rt.

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