Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Vollmond“packt die Besucher bis zum Schluss
Psychodrama erzählt wahre Geschichte einer Frau
BIBERACH - Begeisterte Besucher, glückliche Filmemacher: Der Regisseur Andreas Arnstedt hat beim Biberacher Filmfest das Psychodrama „Vollmond“mit Elzemarieke de Vos in der Hauptrolle vorgestellt. Sie spielt die Figur der 30-jährigen Lara Wildner. „Ich habe sie bewusst provokant inszeniert“, sagte Arnstedt. Lara Wildner ist keine Sympathieträgerin. Trotzdem wird sie der Zuschauer mögen, sobald er ihre ganze Geschichte kennt.
Es ist einer dieser magischen Momente im Kino. Es herrscht absolute Stille, kein Popcorn knirscht zwischen den Zähnen. Dutzende Menschen starren nur in eine Richtung: auf die Leinwand. Einen solchen Moment gibt es in dem knapp 90-minütigen Spielfilm „Vollmond“. Der Höhepunkt des Streifens ist grausam, jeder dürfte von solch einer Tat schon einmal in der Zeitung gelesen haben. Nur liegt dieses Drama außerhalb der Vorstellungskraft. Besonders bedrückend wird es, wenn sich der Zuschauer klarmacht: Der Film beruht auf einer wahren Geschichte.
Was genau in dieser Szene passiert, kann an dieser Stelle nicht verraten werden. Das würde den exzellent aufgebauten Spannungsbogen zerstören. Nur so viel: Was man da tut, blende man aus, so der Schauspieler Oliver Stokowski. „Man muss sich rein technisch verständigen.“Einen ganzen Drehtag haben sich die Beteiligten für diese Szene Zeit genommen. Im Film dauert die Grausamkeit nur wenige Minuten.
Der Streifen erzählt die Geschichte von Lara Wildner. Sie lebt in einer zerrütteten Familie, der Vater (Oliver Stokowski) ist Alkoholiker, die Mutter (Kristine Keil) kann sich nur mühsam von ihm lösen. Lara Wildner arbeitet bei ihrem Onkel (Stephan Grossmann) als Fotografin. Er versucht seiner Nichte zu helfen, sie von ihrem Trauma zu befreien – und greift zu einem letzten, drastischen Mittel.
Warum die Figuren, darunter auch Mathieu Carriére als Hausmeister, so handeln, wie sie handeln, erschließt sich dem Publikum erst am Ende des Films. „Das Ende haut rein und ist raffiniert gestrickt“, sagte Filmfestintendant Adrian Kutter. Handwerklich stimme alles: Von der Auswahl der Schauspieler, über Licht, Kameraführung bis hin zur Musik. Das sah auch das Filmfestpublikum so. Eine Besucherin sagte: „Die Schauspieler haben sich die Seele aus dem Leib gespielt.“