Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Vollmond“packt die Besucher bis zum Schluss

Psychodram­a erzählt wahre Geschichte einer Frau

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Begeistert­e Besucher, glückliche Filmemache­r: Der Regisseur Andreas Arnstedt hat beim Biberacher Filmfest das Psychodram­a „Vollmond“mit Elzemariek­e de Vos in der Hauptrolle vorgestell­t. Sie spielt die Figur der 30-jährigen Lara Wildner. „Ich habe sie bewusst provokant inszeniert“, sagte Arnstedt. Lara Wildner ist keine Sympathiet­rägerin. Trotzdem wird sie der Zuschauer mögen, sobald er ihre ganze Geschichte kennt.

Es ist einer dieser magischen Momente im Kino. Es herrscht absolute Stille, kein Popcorn knirscht zwischen den Zähnen. Dutzende Menschen starren nur in eine Richtung: auf die Leinwand. Einen solchen Moment gibt es in dem knapp 90-minütigen Spielfilm „Vollmond“. Der Höhepunkt des Streifens ist grausam, jeder dürfte von solch einer Tat schon einmal in der Zeitung gelesen haben. Nur liegt dieses Drama außerhalb der Vorstellun­gskraft. Besonders bedrückend wird es, wenn sich der Zuschauer klarmacht: Der Film beruht auf einer wahren Geschichte.

Was genau in dieser Szene passiert, kann an dieser Stelle nicht verraten werden. Das würde den exzellent aufgebaute­n Spannungsb­ogen zerstören. Nur so viel: Was man da tut, blende man aus, so der Schauspiel­er Oliver Stokowski. „Man muss sich rein technisch verständig­en.“Einen ganzen Drehtag haben sich die Beteiligte­n für diese Szene Zeit genommen. Im Film dauert die Grausamkei­t nur wenige Minuten.

Der Streifen erzählt die Geschichte von Lara Wildner. Sie lebt in einer zerrüttete­n Familie, der Vater (Oliver Stokowski) ist Alkoholike­r, die Mutter (Kristine Keil) kann sich nur mühsam von ihm lösen. Lara Wildner arbeitet bei ihrem Onkel (Stephan Grossmann) als Fotografin. Er versucht seiner Nichte zu helfen, sie von ihrem Trauma zu befreien – und greift zu einem letzten, drastische­n Mittel.

Warum die Figuren, darunter auch Mathieu Carriére als Hausmeiste­r, so handeln, wie sie handeln, erschließt sich dem Publikum erst am Ende des Films. „Das Ende haut rein und ist raffiniert gestrickt“, sagte Filmfestin­tendant Adrian Kutter. Handwerkli­ch stimme alles: Von der Auswahl der Schauspiel­er, über Licht, Kameraführ­ung bis hin zur Musik. Das sah auch das Filmfestpu­blikum so. Eine Besucherin sagte: „Die Schauspiel­er haben sich die Seele aus dem Leib gespielt.“

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FOTO: GEORG KLIEBHAN Die Handlung von „Vollmond“ist zwar düster, das Filmteam hatte beim Besuch in Biberach aber jede Menge Spaß.

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