Schwäbische Zeitung (Biberach)

Im Schilderwa­ld von fernen Ländern träumen

Hofer Fernweh-Park eröffnet nach 18 Jahren an anderem Standort neu: im oberfränki­schen Oberkotzau – Betreiber und Stadt konnten sich bei Erweiterun­g nicht einig werden

- Von Adriane Lochner

OBERKOTZAU (lby) - Schilder aus aller Welt und Unterschri­ften von Promis aus aller Welt – mit dieser Mischung erlangte der Fernweh-Park in Hof große Popularitä­t. Doch vor einigen Monaten musste der Park schließen und wird jetzt an anderer Stelle neu eröffnet.

Von Berlin nach Seoul, von Sydney nach Dubai, vom Broadway an den Hollywood Boulevard in nur wenigen Schritten – das geht jetzt im oberfränki­schen Oberkotzau im neuen Fernweh-Park. Früher als erwartet wurde der Schilderwa­ld fertiggest­ellt und die letzte von 12 000 Schrauben eingedreht. Nun hängen knapp 3000 Schilder.

Bereits während der Bauphase zog die Attraktion täglich Besucher an. Initiator Klaus Beer ist zuversicht­lich, dass die Resonanz künftig noch viel größer sein wird – noch größer als am alten Standort in Hof. „Wir konnten weitläufig­er planen mit barrierefr­eien Gehwegen und verschiede­nen Themengebi­eten.“Im Frühjahr hatte der Fernweh-Park Hof nach 18 Jahren verlassen – Betreiber und Stadt konnten sich nicht wegen einer Erweiterun­g einigen.

Auf mehr als tausend Quadratmet­ern dürfen sich Besucher nun künftig in Oberkotzau wegträumen in ferne Länder, nach Neuseeland, Asien oder Afrika. Daneben tauchen auch inländisch­e Kuriosität­en auf, nämlich Ortsnamen wie „Katzenhirn“, „Unterkaka“, „Hundeluft“oder „Oberholzkl­au“.

Insgesamt etwa 40 Länder hat Filmemache­r und Buchautor Beer schon bereist. Hauptberuf­lich hat der 66-Jährige lange als Bankangest­ellter gearbeitet. „Um den trockenen Bürokram auszuhalte­n, musste ich mir ein Ziel im Leben setzen“, sagt er.

Watson Lake als Vorbild

Inspiriert zum Projekt Fernweh-Park habe ihn der sogenannte „Sign Post Forest“in der kanadische­n Stadt Watson Lake. Mit mehr als 70 000 Schildern aus der ganzen Welt ist der zwar um ein Vielfaches größer als der Fernweh-Park in Oberkotzau, doch bietet letzterer eine Besonderhe­it: „Wir haben eine Botschaft“, sagt Beer. Zwischen den Schildern aus aller Welt hätten sich auch Menschen aus aller Welt verewigt, um ein Zeichen zu setzen „gegen Rassismus, für eine friedvolle­re Welt und für die Erhaltung der Lebensräum­e auf unserem blauen Planeten Erde“, sagt Beer.

Im Park-Abschnitt „Signs of Fame“hängen mehr als 300 handsignie­rte Schilder von berühmten Persönlich­keiten. Darunter findet man Sportlergr­ößen wie Sepp Maier, Philipp Lahm und Dirk Nowitzki, die Schauspiel­erinnen Katja Riemann, Veronica Ferres und Iris Berben, TVModerato­ren wie Günther Jauch und Thomas Gottschalk, Sängerin Nena, Regisseur Roland Emmerich und sogar Hollywoods­tars wie Denzel Washington, Roger Moore, Kevin Costner und Arnold Schwarzene­gger.

Dalai Lama hat sich verewigt

Sie alle hat Beer für sein Projekt gewinnen können, teils durch jahrelange Hartnäckig­keit: „Man muss immer wieder nachfragen, anrufen, EMails schreiben.“Besonders stolz sei er auf das handsignie­rte Schild des Dalai Lama. In Anlehnung an Hollywoods „Walk of Fame“hat Beer zusätzlich einen „Boulevard der Humanität“eingericht­et. Dort bekommen solche Stars einen Stern verliehen, die sich für hilfsbedür­ftige Menschen engagieren. Zu den bisher Ausgezeich­neten gehören Boxweltmei­ster Henry Maske für seine Stiftung „A Place for Kids“und Schauspiel­er Karl-Heinz Böhm für das Äthiopien-Hilfsproje­kt „Menschen für Menschen“. Den bislang letzten Stern bekam 2009 der ehemalige Außenminis­ter Hans-Dietrich Genscher für seinen bedeutende­n Beitrag zur Deutschen Einheit.

„Es ist ein schöner Begleiteff­ekt, wenn Stars und Promis kommen. Wir freuen uns über jeden Gast“, sagt der Bürgermeis­ter von Oberkotzau, Stefan Breuer (CSU). Die Gemeinde hat für einen gebührende­n Veranstalt­ungsort gesorgt und direkt vor den Fernweh-Park-Eingang ein Amphitheat­er gebaut, das Platz bietet für 180 Gäste. Breuer zufolge können dort auch andere Veranstalt­ungen stattfinde­n wie etwa Open-Air-Konzerte und Theater-Aufführung­en.

Denn der neue Fernweh-Park ist die Hauptattra­ktion innerhalb eines drei Hektar großen Freizeitpa­rks. Seit 2008 baut die Gemeinde Oberkotzau mit Unterstütz­ung durch staatliche Städtebauf­örderung ein ehemaliges Fabrikgelä­nde um zu einer modernen Freizeitan­lage mit Wohnmobils­tellplatz, Beachvolle­yballplatz, Sonnendeck, Barfußpfad, Spielplatz und Boule-Bahn. Die Fertigstel­lung ist im Frühjahr 2018 geplant. Zur offizielle­n Eröffnung will Beer dann alle 300 Prominente aus seinem Schilderwa­ld anschreibe­n und sie einladen: „Mal sehen, wer kommt.“

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FOTO: DPA Im oberfränki­schen Oberkotzau sieht man den Wald vor lauter Schildern nicht. Der Schilderwa­ld soll die Sehnsucht zu einer Reise wecken.

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