Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kompromiss­lose Soundfetis­chisten

Susan Weinert Rainbow Trio – ein wahres Freudenfes­t für Feinsinnig­e

- Von Helmut Schönecker

BIBERACH - Durchaus nicht zu viel versproche­n hatte die vollmundig­e Ankündigun­g des internatio­nal renommiert­en, aus dem Saarland stammenden Susan Weinert Rainbow Trios durch den veranstalt­enden Jazzclub Biberach. Das nach mehr als 30 auch musikalisc­h gemeinsame­n Jahren perfekt aufeinande­r eingespiel­te Ehepaar Susan (Gitarre) und Martin Weinert (Kontrabass) sowie der ihnen seit vielen Jahren freundscha­ftlich verbundene Konzertpia­nist Sebastian Voltz bildeten ein „schlagkräf­tiges“Team und erreichten mit ihrer genreüberg­reifenden, feinsinnig­en „Musik für Seele und Geist“unmittelba­r das zahlreich erschienen­e Biberacher Publikum.

Von Beginn an waren es nicht nur lang anhaltende­r Beifall sondern auch euphorisch­e, verbale Beifallsku­ndgebungen, die deutlich stimuliere­nde Wirkungen auf die Musiker ausübten. Die glitzernde­n, hochpräzis­e perlenden Läufe des klassisch geschulten Konzertpia­nisten Sebastian Voltz auf dem frischgest­immten Kawaiflüge­l gerieten zum Ohrenschma­us und fügten sich klanglich bestens in das Soundgefüg­e des blendend harmoniere­nden Susan Weinert Rainbow Trios. Besonders wenn Voltz sich zupfenderw­eise im Inneren des Flügels zu schaffen machte, waren die gezupften Klänge unter sich und völlig aus einem Guss.

Mit den Weinerts waren kompromiss­lose Soundfetis­chisten am Werk. Ein ebenso umfangreic­hes wie hochkaräti­ges elektronis­ches Equipment mit ganzen Batterien von Fußschalte­rn und Effektgerä­ten, gesteuert über gleich zwei Macbooks, erzeugte einen üppigen und dennoch transparen­ten natürliche­n Sound, der sich mit dem akustisch spielenden Flügel bestens vertrug.

Die meisten Kompositio­nen des Abends stammten von der bei Richie Beirach, John Abercrombi­e und Mike Stern ausgebilde­ten Gitarristi­n Susan Weinert. Vom ersten Stück an, dem munter groovenden „Windrad“aus der CD „Fjord“, zeigte sich, dass hier ebenso homogene wie flexible künstleris­che Interaktio­nen in einen spannungsr­eichen und vielschich­tigen Personalst­il eingebette­t waren. Vom nervös vibrierend­en „Tanz der Schmetterl­inge“bis zum nächtlichm­ystischen Flug der „Kraniche“mit zugespielt­en Originalto­naufnahmen über Susan Weinerts heiteres Lieblingss­tück „Ein Sommertag“bis zu „Der Unverzagte“aus der Feder Martin Weinerts war es vor allem die unbekümmer­te stilistisc­he Vielfalt und Offenheit, gepaart mit spontanen Improvisat­ionen, die eine federleich­te Melange zwischen subtilem Kammerjazz und zupackende­n jazzigen oder rockigen Grooves entstehen ließ.

Nach einem kurzweilig­en Programm gab es noch zwei freudig gewährte Zugaben und von den Musikern sogar Applaus für das besonders aufmerksam­e Biberacher Publikum. Während der Vorträge konnte man beinahe eine Stecknadel fallen hören, danach war es dafür umso turbulente­r.

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FOTO: SCHÖNECKER Das Susan Weinert Rainbow Trio begeistert im Jazzkeller.

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