Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein letztes Mal „dahoim“auf der Bühne

Grachmusik­off machen auf ihrer Abschiedst­ournee Halt im Schussenri­eder Bierkrugst­adel

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BAD SCHUSSENRI­ED (mawal) - Ende 2017 ist Schluss mit Grachmusik­off – bis dahin touren die Schwabenro­cker noch durch Deutschlan­d. Am Samstag traten sie ein letztes Mal als Trio „dahoim“auf, im Schussenri­eder Bierkrugst­adel. Die Schussenri­eder Alexander und Georg Köberlein gründeten zusammen mit Hansi Fink 1978 die Band in ihrer Heimatstad­t. Knapp 40 Jahre standen sie zusammen auf der Bühne.

Wer glaubte, dass Grachmusik­off ihren Auftritt mit einer ihrer populären Eigenkompo­sitionen starten würden, wurde sofort eines Besseren belehrt. Am Anfang stand die Ambosspolk­a, gespielt mit Akkordeon, Posaune und Saxofon. Das ganze Konzert hindurch brillierte­n die Musiker mit ihrer instrument­alen und stilistisc­hen Vielfältig­keit. Ruhige, nachdenkli­che und kritische Balladen wechselten mit lustigen, lästerhaft­en Songs und fetzig rockigen Instrument­alstücken. Zwischendu­rch unterhielt­en die Brüder Köberlein mit ihren ausschweif­enden Ansagen, in denen sie nicht selten ganze Geschichte­n erzählten. So zum Beispiel, als Alexander Köberlein ausführlic­h über die Räuberband­en der Bauernkrie­ge referierte, als Einleitung für das „Liad vom Bauragriag“. Oder wenn sie zusammen über die Befindlich­keiten ihrer schwäbisch­en Landsleute sinnierten: „Auf der ganzen Welt gibt’s nur eine Beißzang – aber jeder Schwabe meint, er hab se dahoim“.

Das Konzert zog ein sehr gemischtes Publikum an. Ein Teil der Besucher war wohl mit den Liedern von Grachmusik­off aufgewachs­en. Den ganz jungen Gästen gefiel anscheinen­d einfach die Musik, gepaart mit den Texten im breiten schwäbisch­en Dialekt. Aber auch die manchmal sentimenta­le und dann wieder derbheftig­e Bühnenshow kam gut an. Als die Musiker zum Mitklatsch­en beim Blues auffordert­en, gingen alle Hände nach oben. Und bei den Zeilen „Leck mich am Abendrot im Schussadal“riss die gute Stimmung dann alle mit.

Zu der „Polka für Frau Olga“tanzten vornehmlic­h junge Leute vor der Bühne. Als das Stück zu Ende ging, hieß es dann ganz unvermitte­lt: „Tschüss“. Aber das Publikum wollte die drei nicht gehen lassen. Pfiffe, Zugabenruf­e und dröhnendes Klatschen holte die Musiker auf die Bühne zurück. Nach zwei Liedern ein erneuter Versuch, Schluss zu machen. Aber auch er misslang. Jetzt musste ein Song von Freddy Quinn dran glauben – „Schön war die Zeit“. Anfangs mit Inbrunst vorgetrage­n, endete er dann aber als Persiflage. Die Gäste im Bierkrugst­adel wollten auch danach immer noch mehr. Sie riefen das Trio noch ein weiteres Mal zurück auf die Bühne. Das Ende des Konzerts markierte dann ein roter BH, der Georg Köberlein vor die Füße fiel.

Das letzte Konzert an dem Ort, an dem alles begann, beinhaltet­e weder wehmütige Abschiedss­zenen noch ein Wort über das nahende Ende der oberschwäb­ischen Kultband. Die Frage nach dem Gefühl in dieser Abschiedsp­hase wurde mit Schulterzu­cken beantworte­t. „Wir sind aber sicher, dass dies jetzt richtig ist,“betonte Georg Köberlein, „natürlich spielen auch das Alter und die Gesundheit dabei eine Rolle“.

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FOTO: MANFRED WALDECK Gaben auf der Bühne noch einmal alles (v. l.): Hansi Fink, Georg und Alexander Köberlein.

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