Schwäbische Zeitung (Biberach)
Arlacher Bahnübergang wird teurer
Deutsche Bahn hat Gemeinde Tannheim über nicht geplante Mehrkosten informiert
TANNHEIM - Die Ertüchtigung des Bahnübergangs in Arlach kostet mehr als geplant. Dies hat die Deutsche Bahn AG der Gemeinde Tannheim mitgeteilt. Statt den angedachten 734 000 Euro soll die Maßnahme, die wegen der Elektrifizierung der Bahnstrecke München – Lindau notwendig wird, knapp eine Million Euro kosten. Satte 34 Prozent mehr. Folglich steigt auch der Kostenanteil der Gemeinde Tannheim – voraussichtlich um 82 000 Euro. Die Deutsche Bahn teilt unterdessen mit, dass unter anderem für den Planfeststellungsabschnitt Tannheim – Leutkirch das Baurecht erteilt wurde. 2018, so die Deutsche Bahn, soll die Hauptbauphase des Großprojekts beginnen.
Es ist nur ein kleiner Bahnübergang, aber der bereitet Verwaltung und Gemeinderat in Tannheim seit Jahren Kopfzerbrechen. Der Bahnübergang im Teilort Arlach in Sichtweite der bayerischen Grenze soll im Zuge der Elektrifizierung umgebaut und modernisiert werden. Die Bahn spricht von einer „Anpassung der Straßenführung im Bereich des Bahnübergangs“und einem „Neubau der Bahnübergangssicherungsanlage“.
Dass Tannnheim sich als Straßenbaulastträger finanziell beteiligen muss, ist gesetzlich geregelt. Doch zum einen ist der ursprüngliche Zeitplan überholt, zum anderen sind die betroffenen Gemeinden entlang der württembergischen Allgäubahn das Auf und Ab in Sachen Kostenbeteiligung langsam leid. Erst im Juli unterschrieben die Bürgermeister der Gemeinden Aitrach (Thomas Kellenberger), Aichstetten (Dietmar Lohmiller) und Tannheim (Thomas Wonhas) eine Kreuzungsvereinbarung, die auch die Kostenberechnungen festhält – die nun aber überholt sind.
Was Tannheims Bürgermeister Thomas Wonhas neulich dem Gemeinderat verkündete, bezeichnet er auf SZ-Nachfrage als „höchst ärgerlich“. Denn statt der angedachten
66 000 Euro müsste sich Tannheim nach der neuen Kostenberechnung mit rund 150 000 Euro beteiligen. Die Bahn begründet dies mit den „starken Preissteigerungen im Straßenbau“, die die Ausschreibungen ergeben hätten. Die Mehrkosten sind nicht förderfähig.
Wonhas, Kellenberger und Lohmiller haben sich in der Zwischenzeit schriftlich an die Bahn gewandt und nochmals an die abgeschlossene Vereinbarung erinnert. Eine weitere Erklärung zur Kostenübernahme wollen sie nicht unterzeichnen. Insbesondere Aitrach ist bei der Modernisierung der Bahnübergänge ohnehin finanziell stark gefordert. 734 000 Euro, die auf die Gemeinde entfallen, standen für die fünf Aitracher Bahnübergänge bislang im
Raum, nun sollen es gar 882 000 Euro sein.
Die Deutsche Bahn hat unabhängig von dieser Kostendiskussion eine Pressemitteilung zum Status quo des Großprojekts veröffentlicht. Darin heißt es, dass Ende März 2018 die Hauptbaumaßnahmen zur Elektrifizierung der Strecke München – Lindau beginnen sollen. Baurecht sei unter anderem bereits für den Planfeststellungsabschnitt Tannheim – Leutkirch erteilt worden.
Verbesserungen im Regionalverkehr
„Wir freuen uns, dass die Baurechtsverfahren im Zeitplan liegen und dem für 2018 geplanten Ausbau von Geltendorf über Memmingen bis Leutkirch nichts mehr im Wege steht“, wird Matthias Neumaier, Projektleiter
für die Ausbaustrecke München – Lindau bei der DB Netz AG, in der Mitteilung zitiert. „Im Frühjahr 2018 möchten wir die Hauptbauphase mit einem feierlichen Spatenstich beginnen.“Zum genauen Bauablauf werde die Deutsche Bahn vorab die Gemeinden und Städte entlang der Bahnlinie noch in diesem Jahr informieren – unter anderem in sogenannten „regionalen Dialogforen“.
Die Inbetriebnahme der elektrifizierten Strecke ist für Dezember 2020 vorgesehen. Die Fahrzeit zwischen München und Zürich wird nach Angaben der Bahn um rund eine Stunde verkürzt. Auch im Regionalverkehr verspricht das Unternehmen „erhebliche Verbesserungen und Reisezeitverkürzungen“.