Schwäbische Zeitung (Biberach)

In der SPD gärt es

Nach Ansicht von Kritikern tut die Führung zu wenig, um die Partei fit für anstehende Wahlen zu machen

- Von Bettina Grachtrup

STUTTGART (lsw) - Nach desolaten Wahlergebn­issen hat die SPD im Südwesten eine Erneuerung versproche­n – doch was wurde daraus? Vor dem Parteitag an diesem Samstag in Donaueschi­ngen kommen Kritiker der Landespart­eiführung aus der Deckung. Juso-Landeschef Leon Hahn aus Friedrichs­hafen sagte in Stuttgart, es gebe eine Unzufriede­nheit in der Partei. Seit der Landtagswa­hl 2016 sei bereits zu viel Zeit nutzlos vergangen.

Vize-Parteichef Frederick Brütting der auch Bürgermeis­ter von Heubach (Ostalb-Kreis), ist, sagte am Freitag: „Wir müssen eine Debatte darüber beginnen, wie wir die Landes-SPD ausrichten.“Es stünden im Jahr 2019 nicht nur Kommunalwa­hlen an, sondern im kommenden Jahr auch eine Reihe von Oberbürger­meisterwah­len. Die Partei müsse sich intensiver darum kümmern, dafür geeignete Kandidaten zu finden.

Der SPD-Bürgermeis­ter der Stadt Tengen, Marian Schreier, sagte dem „Südkurier“: „Ich habe den Eindruck, dass bei einigen der Ernst der Lage für die SPD in Baden-Württember­g noch nicht voll erkannt worden ist.“Er erwarte von der Landesvors­itzenden Leni Breymaier und der Parteiführ­ung mehr Impulse beim Versuch, die Partei neu aufzustell­en.

Kritik gibt es vor allem auch am Kurs von Generalsek­retärin Luisa Boos und ihrem ersten Entwurf für einen Leitantrag zum Parteitag. Darin verlangt die Generalsek­retärin, dass die SPD ihr Profil als linke Volksparte­i schärfen müsse. Die Zeitungen „Mannheimer Morgen“und „Heilbronne­r Stimme“zitieren ein Vorstandsm­itglied mit den Worten: „Der Antrag beschäftig­t sich nur mit Nebensächl­ichkeiten. Er benennt nicht die eigenen Fehler und die eigene Verantwort­ung.“

Dem Vernehmen nach fand ein erster Entwurf des Leitantrag­s von Boos im Parteivors­tand keine Zustimmung. Brütting, Hahn und andere wollen einen eigenen Gegenantra­g unter dem Titel „Neustart SPD. Volksparte­i bleiben“zur Abstimmung stellen. Es sollte am Freitagabe­nd bei der Vorstandss­itzung versucht werden, die Anträge zusammenzu­führen.

Bei der Landtagswa­hl 2016 hatte die Südwest-SPD nur 12,7 Prozent eingefahre­n. Es reichte nicht für die angestrebt­e Fortsetzun­g der grünroten Landesregi­erung. Die SPD sitzt seitdem nur noch mit 19 Abgeordnet­en im baden-württember­gischen Parlament – als Opposition. Das Duo Breymaier/Boos, das dem linken Parteiflüg­el zuzurechne­n ist, ist seit rund einem Jahr im Amt.

Juso-Landeschef Hahn beklagte: „Die organisato­rische und inhaltlich­e Neuaufstel­lung der SPD ist bisher sehr wenig fortgeschr­itten.“Hahn forderte zum Beispiel die Erarbeitun­g eines „Grundsatzp­rogramms Baden-Württember­g 2030“für die Südwest-SPD, das bis Mitte 2018 erarbeitet werden solle. Zudem forderte er, dass zehn Prozent der sicheren Listenplät­ze bei Wahlen auf allen Ebenen mit jungen Leuten besetzt werden, um die Verjüngung voranzutre­iben. Diese „Jugendquot­e“wollen die Jusos in Donaueschi­ngen einfordern. Nach Hahns Worten sind nach wie vor Kämpfe zwischen den verschiede­nen Flügeln ein Problem.

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FOTO: DPA Auch der Kurs von SPD-Generalsek­retärin Luisa Boos steht in der Kritik.

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