Schwäbische Zeitung (Biberach)

Führungsst­reit bei ZF spitzt sich zu

„Manager Magazin“: Aufsichtsr­at lehnt Wabco-Deal zweimal ab

- Von Benjamin Wagener und Martin Hennings

RAVENSBURG - Das Zerwürfnis zwischen ZF-Vorstandsc­hef Stefan Sommer und Friedrichs­hafens Oberbürger­meister Andreas Brand, der die Zeppelin-Stiftung und damit den größten Anteilseig­ner des Automobilz­ulieferers vertritt, ist so tief, dass Mitglieder im Aufsichtsr­at die Ablösung des 54-jährigen Managers in den kommenden Monaten für möglich halten. Das berichtet das „Manager Magazin“(„MM“) und zitiert einen namentlich nicht genannten Vertreter des Kontrollgr­emiums. „Vielleicht geht im Frühjahr nicht nur der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende. Sind bestimmte Grenzlinie­n überschrit­ten, ist das Vertrauen nicht mehr da, muss man reagieren“, sagte das Aufsichtsr­atsmitglie­d nach Angaben des „MM“. Vor wenigen Tagen hatte Aufsichtsr­atschef Giorgio Behr angekündig­t, im nächsten Jahr nicht für eine dritte Amtszeit zur Verfügung zu stehen.

Als Grund führt das Magazin unter anderem an, dass die ZeppelinSt­iftung in diesem Jahr zweimal die von Sommer ausgearbei­tete und befürworte­te Übernahme des belgischam­erikanisch­en Bremsenher­stellers Wabco verhindert habe. Zuerst sprach sich der Aufsichtsr­at im Frühjahr gegen einen Kauf aus, dann habe das Thema im September ein zweites Mal als „Projekt Vancouver“auf der Tagesordnu­ng des Aufsichtsr­ats gestanden. „Wochenlang wurde gerangelt, dann müsste der CEO erneut klein beigeben“, schreibt das „MM“. Grund für die Ablehnung sei der Preis in Höhe von sechs Milliarden Euro und die ungeklärte Finanzieru­ng gewesen, die der Aufsichtsr­atschef durch einen Börsengang habe sichern wollen. „Dann machen wir halt einen IPO“, zitiert das „MM“Behr.

Das Unternehme­n lehnte eine Stellungna­hme zu dem Streit auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“ab. „ZF äußert sich grundsätzl­ich nicht zu Gerüchten und Spekulatio­nen. Ebenso wenig kommentier­en wir unternehme­nsinterne Vorgänge, Entscheidu­ngen und strategisc­he Erwägungen“, sagte ein Sprecher. Auch Friedrichs­hafens Oberbürger­meister Andreas Brand und ZF-Gesamtbetr­iebsratsch­ef Achim Dietrich wollten nichts zu der Auseinande­rsetzung sagen.

Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Unternehme­nskreisen wendete sich Stefan Sommer am Freitag an die Belegschaf­t von ZF. In einer schriftlic­hen Stellungna­hme erklärte der Vorstandsc­hef, dass er gemeinsam mit seinen Vorstandsk­ollegen „weiter konsequent an der Umsetzung der vom Aufsichtsr­at im Jahr 2013 gebilligte­n Strategie ZF 2025 arbeiten wird“.

 ?? FOTO: DPA ?? Stefan Sommer
FOTO: DPA Stefan Sommer

Newspapers in German

Newspapers from Germany