Schwäbische Zeitung (Biberach)
Frauen bauen Brücken zwischen Kulturen
Marlis Glaser präsentiert ihre Ausstellung „Gesicht zeigen“im Rathaus
BIBERACH - Nach Ausstellungen in der Schweiz, in Israel, den USA und in ganz Deutschland zeigt Marlis Glaser einen Teil ihrer Werke in der Ausstellung „Gesicht zeigen“im Rathaus in Biberach. Auf zwei Stockwerken präsentiert die Künstlerin aus Attenweiler Porträts, die im Rahmen ihres Abraham-Projekts entstanden sind.
Vom Interesse für die Ausstellung war man im Rathaus offensichtlich überrascht, war doch nur für 40 Gäste gestuhlt. Fast doppelt so viele Besucher kamen zur Vernissage und nahmen auch in Kauf, während der Ausstellungseröffnung zu stehen.
Diesen Zuspruch erklärt sich Christian Kuhlmann, der in Vertretung des Oberbürgermeisters Norbert Zeidler ein Grußwort sprach, aus den vorangegangenen, wenn auch kleinen, so doch sehr feinen Ausstellungen, in die sich die Porträts und Bilder der Attenweilerin einfügen. Glaser zeige Frauen, die in einem sehr schwierigen Umfeld rechtzeitig Position bezogen haben, die sich der Konsequenz ihres Tuns bewusst waren, so Kuhlmann. Dabei sei es der Künstlerin gelungen, deren Geschichte über die Kunst zu transponieren, das Leben, das dahintersteht, darzustellen und den Betrachter zu erreichen.
Malerei, Skulptur und Musik
Passend zu den stark farbigen und akzentuierten Porträts, für die die Künstlerin Marlis Glaser inzwischen gut bekannt ist, und der Skulptur „Zypressen“, einem Baum-Paar, das ihr Sohn Joshua mit der Kettensäge aus einem Baumstamm heraus entwickelt hat, bereitete die Cellistin Verena Stei den Gästen einen Hörgenuss. Die Cello-Soli von Ernest Bloch und Volker David Kirchner ergänzten wie das i-Tüpfelchen die Kunst, die Farbe in das Rathausfoyer bringt, Geschichten erzählt und zum Nachdenken anregt. „Ist diese Musik schön?“, fragte Stei ihre Zuhörer und folgert: „Sie ist nachdrücklich, schräg, sperrig, insofern passt sie zur Kunst, die wir hier sehen und insofern ist sie schön.“
„Das Gesicht des Menschen bewegt, erfreut, irritiert oder verängstigt sein Gegenüber“, zitiert Edeltraud Wiedmann, Bildungsreferentin der Katholischen Erwachsenenbildung der Dekanate Biberach und Saulgua, die Künstlerin. „Gesicht zeigen“heiße nicht Gleichheit, sondern Buntheit, Vielfalt, so Wiedmann. „Dafür stehen die Initiatorinnen zur Ausstellung.“Sie ist Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen der Lokalen Agenda 21-AG „Geschlechter Gerecht“ und der Katholischen Erwachsenenbildung.
15 Frauen hat Glaser porträtiert, die ein Vorbild für andere sein können – Frauen mit Beharrlichkeit, die Zeugnis geben von ihrem Leben, und Mahnerinnen sind gegen das Vergessen, die Vermittlerinnen und Brückenbauerinnen sind zwischen Kulturen, Religionen, Generationen. Frauen, die Marlis Glaser schwer beeindruckt und inspiriert haben. Dem Betrachter zugewandt, geht der Blickkontakt meist unter die Haut.
Mit dem traditionellen, jüdischen Gebet von Max Bruch schloss Stei den großen musikalischen Bogen um die Ausstellungseröffnung und lud die Besucher zum Mitsingen des israelischen Volkslieds „Shalom chaverim“ein. Unter ihrem Dirigat schafften sie sogar einen Kanon.