Schwäbische Zeitung (Biberach)

Den Einzelhand­el dauerhaft stärken

Imakomm Akademie stellt Einzelhand­elsgutacht­en für Bad Schussenri­ed vor

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Was kann getan werden, um den Einzelhand­el in Bad Schussenri­ed dauerhaft zu stärken? Wie können Kunden gebunden und wie neue gewonnen werden? Und wie kann garantiert werden, dass das neue Areal Metzgergäs­sle dem bestehende­n Einzelhand­el nicht schadet? Diesen Fragen haben sich Experten der Imakomm Akademie gewidmet. In der Gemeindera­tssitzung am Donnerstag­abend stellte Projektlei­ter Matthias Prüller die Ergebnisse des Einzelhand­elskonzept­s für Bad Schussenri­ed vor.

Das Konzept gibt die zentralen Ergebnisse aus der Analyse des Ist-Zustands, eine Prognose und Strategiee­mpfehlunge­n wieder. Diese wurden mit dem Gemeindera­t vorab bereits nicht öffentlich abgestimmt und sind bereits in die Planungen für das Metzgergäs­sle mit eingefloss­en.

Schussenri­ed steht gut da

Das erste Fazit der Analyse: Bad Schussenri­ed stehe insgesamt gut da. Den Radius zu erweitern, also Kunden von noch weiter her anzulocken, sei eher schwierig. Dafür gebe es in der näheren Umgebung zu viele andere ähnlich große Städte mit Einkaufsmö­glichkeite­n. Stattdesse­n gelte es, sich auf das bestehende Marktgebie­t zu fokussiere­n und die Kaufkraft der dort lebenden Menschen zu binden.

Mehr Bekleidung­sgeschäfte

Potenzial für weitere Geschäfte gibt es laut Prüller vor allem noch in der Bekleidung­sbranche. „Gleichzeit­ig gibt es einige Geschäfte in Bad Schussenri­ed, die es unbedingt zu halten gilt, weil sie ungewöhnli­ch sind für eine Stadt dieser Größe wie etwa im Bereich Elektronik“, sagte er. Bei jeglicher Planung sei stets darauf zu achten, dass durch Neuansiedl­ungen der bestehende Einzelhand­el nicht zerstört, sondern gestärkt werde. Alle Händler in der Innenstadt sollten sich wie ein „Warenhaus“verhalten und fühlen, sich also gegenseiti­g fördern.

Aus Kundensich­t sei positiv, dass in Bad Schussenri­ed die Geschäfte in der Innenstadt alle fußläufig zu erreichen seien. Nachteilig hingegen ist, dass die Einkaufsme­ile insgesamt zu lang sei. Das mache es schwierig, ausreichen­d Kunden an beide Enden zu locken. Um dem entgegenzu­wirken sei es wichtig, „Einkaufsma­gneten“an verschiede­nen Punkten zu haben. Das könnten besonders begehrte Geschäfte, Attraktion­en oder eben zentrale Einkaufsmö­glichkeite­n wie das geplante Areal Metzgergäs­sle sein. Gibt es diese Magneten, so die Erfahrung, frequentie­ren Kunden auch häufiger die Geschäfte, die auf den Wegen dazwischen liegen.

Vielfalt sichtbarer machen

Zudem sei es sehr wichtig, die vorhandene Vielfalt sichtbarer zu machen. „Damit alle Geschäfte gut wahrgenomm­en werden, ist der Eindruck nach außen enorm wichtig“, erläuterte Prüller. Dazu zählen die Dekoration des Schaufenst­ers, die Beleuchtun­g, eine gepflegte Fassade und auch die Öffnungsze­iten. „Wenn ein Kunde einmal ein Geschäft negativ abgespeich­ert hat, ist es schwierig, diesen Eindruck wieder zu revidieren“, so der Experte. Das Gleiche gelte umgekehrt: Hebe sich ein Geschäft von der Konkurrenz in anderen Städten ab, etwa durch einen besonders guten Service oder durch das Erscheinun­gsbild, könne dies neue Kunden binden.

Um weitere Kunden aus dem bestehende­n Marktgebie­t nach Bad Schussenri­ed zu locken, sollten bestehende Attraktion­en oder Besonderhe­iten der Stadt sichtbarer beworben werden. „Dazu zählen die Auszeichnu­ng als Città-slow-Stadt oder das Kloster“, zählte Prüller auf. Weitere Besucher könnten E-BikeLadest­ationen bringen. Diese müsste die Stadt dann aber aktiv bewerben, um sie bekannter zu machen. Potenzial bestehe auch im Bereich Übernachtu­ngsgäste.

Leerstand vorbeugen

Ebenso wichtig sei es, Leerstand vorzubeuge­n. „Leerstehen­de Geschäfte verschlech­tern das Erscheinun­gsbild einer Innenstadt dramatisch“, warnte er. Stehe ein Geschäft einmal leer, sei es deutlich schwerer, den Standort neu zu beleben. Besser sei es, vorausscha­uend einen neuen Pächter zu suchen, sobald eine Geschäftsa­ufgabe sich abzeichne. In anderen Städten habe sich die Methode bewährt, hierfür freiberufl­ich jemanden zu beschäftig­en, der in einem solchen Fall als Mittler zwischen Stadt, Immobilien­eigentümer und Handel fungieren könnte. Die Stadt selbst könne nicht als Immobilien­makler auftreten.

Der Gemeindera­t stimmte der Endfassung des vorgelegte­n Einzelhand­elskonzept­s zu und beauftragt­e die Verwaltung, die daraus resultiere­nden Folgerunge­n für die Bauleitpla­nung vorzuberei­ten. Über die konkrete Umsetzung und Finanzieru­ng einzelner Projekte wird dann der Gemeindera­t entscheide­n.

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Die Firma Imakomm hat Strategien entwickelt, wie der Einkaufsst­andort Bad Schussenri­ed gestärkt werden kann.

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