Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nutella- und Marmeladenbrot: Ist das süße Frühstück noch zeitgemäß ?
Ja, sicher, beim Frühstück ist bei mir noch Luft nach oben, unter gesundheitlichen Aspekten. Marmeladentoast, alternativ auch mal ein Croissant, und – horribile dictu – eine Scheibe Zopfbrot mit Butter und Nuss-NougatCreme. Dazu noch Kaffee, mit Milch und Zucker selbstverständlich. Angesichts solcher Fettund-KohlehydrateExzesse wird so manchem womöglich ganz schlecht.
Sicher, um der Unsterblichkeit ein Stück näher zu kommen, wäre es sinnvoller, sich einen Hirse-Quinoa-Grünkernbrei zu kochen, der schmeckt wie drei Jahre eingeweichte Putzlappen mit Sägespänen. Wenn ich das richtig verstanden habe mit den Superfoods, dann wäre es sogar noch besser, allmorgendlich ein halbes Pfund Grünkohl in den Mixer zu werfen, dazu eine Handvoll Chia-Samen, leckere Spirulina-Algen oder zwei fangfrische Laubfrösche. Und sobald ich herausgefunden habe, wie man das alles ohne Weinkrampf runterkriegt, mache ich es auch. Versprochen.
Aber im Ernst: Eine Mahlzeit liefert nicht nur Nährstoffe und Kalorien. Sondern sorgt auch für gute Gefühle, Trost, Aufmunterung. Und deshalb bleibt es auch beim versüßten Schubser in den Tag. Vielleicht werde ich damit keine 150 Jahre alt. Aber das werde ich mit der morgendlichen Aussicht auf ein Glas Gerstengrassaft ganz sicher auch nicht.
p.lawrenz@schwaebische.de
Das Leben ist kein Zuckerschlecken. Schneller als ich sehen konnte, bin ich hier in der genussfeindlichen Gesundheitsecke gelandet. Nur weil ich noch nie Nutella mochte. Immerhin war ich einst das erste Kind in der Klasse, das daheim Butterbrote mit Es- zet-Schnitten zum Frühstück bekam. Und erst die hausgemachte Marmelade, die später die schöne Sylvie, legendäre Austauschschülerin aus Frankreich, mit Leidenschaft und pfundweise verspeiste. Was sie nicht aufs Brötchen strich, löffelte sie anschließend direkt aus dem Glas. Nur die pappsüße Nuss-Nougat-Pampe, die, wie ich heute weiß, kurz zuvor auch in Frankreich Einzug gehalten hatte, die schmeckte uns einfach nicht.
Längst besteht mein bevorzugtes Frühstück aus diversen Vollkornbroten mit Bergkäse von Allgäuer Hochalpen, gerne auch mit Honig. Das ist zugegeben vergleichsweise gesund, aber Hauptsache, es schmeckt. Der Honig ist keine „Mischung aus EULändern und NichtEU-Ländern“, sondern ein echter vom Imker nebenan.
Als meine Söhne klein waren, gab es „daheim insgesamt vielleicht 2x Nutella“. Das hat mir mein Jüngster gerade auf Anfrage erklärt. Damals hätte er das bei einem Mitschüler gesehen – „weißes Toastbrot mit Nutella“. Verboten hätte ich es ihnen auf jeden Fall nicht, schreibt er noch. Das hat mich doch beruhigt.
c.poetsch-ritter@schwaebische.de