Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kinder in faszinierender Vielfältigkeit
Ausstellung des Museums Biberach präsentiert 90 Werke von 51 Künstlern
BIBERACH - Die Ausstellung „Kinder“ist im Museum Biberach eröffnet worden. Kulturdezernent Jörg Riedlbauer und Kurator Uwe Degreif gaben Einblicke in die Kunst- und Literaturgeschichte sowie in die Entstehung der Biberacher Ausstellung.
Jörg Riedlbauer sprach in seiner Begrüßung über historische Darstellungen des Kindes, ging dazu bis in die Antike zurück. Er verwies auf die Figuren der Putti und: „Ab der Barockzeit gesellen sich auch Engelknaben und weltliche Kinder hinzu.“Und Riedlbauer weiter: „Ein feststehender Themenkreis ist dabei mit der Lebensgeschichte Jesu vorgegeben. Die Geburt Christi mit der Anbetung der Hirten und der Könige, die Darstellung Christi im Tempel, der Kindermord zu Bethlehem, die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten, der zwölfjährige Jesus im Tempel. Auch von diesem Themenkreis lässt sich manches in Biberach betrachten und nachvollziehen, vom Chrischtkindle ralau bis zu Schönfelds Bethlehemischen Kindermord.“Später, im 18. Jahrhundert, wurde dann das Bild des Kindes mehr und mehr typisiert als „kleiner Erwachsener“, so der siebenjährige Mozart als Höfling mit Degen.
Riedlbauer zitierte dann einige Dichter mit ihren Formulierungen über Kinder wie Novalis mit „wo Kinder sind, da ist ein goldenes Zeitalter“. Über Eichendorff kam Riedlbauer zu Humperdincks „Hänsel und Gretel“, zitierte den musikalisch ergreifenden „Abendsegen“, sprach über die sozialkritische Reflexion der Oper mit Armut, Kinderarbeit, Ausbeutung.
Dieterich-Bilder gaben Anstoß
In seiner Eröffnungsansprache erzählte Uwe Degreif, stellvertretender Museumsleiter und Kurator der Ausstellung, dass es ein Bilderpaar des Biberacher Malers Johann Friedrich Dieterich war, entstanden 1818 und 1826, das die Idee des Themas „Kinder“befeuerte. Es zeigt ein adeliges Geschwisterpaar in früher Rollenprägung. Das Mädchen steht mit Blumenstrauß in einem Raum, ein dunkelrosa Mädchenreich. Der Knabe mit Fernrohr und in blauer Grundfarbe ist im Freien aufgestellt.
Die Vertreter des Adels werden häufiger in Einzelbildern gezeigt. Das gehobene Bürgertum, so Degreif, habe hingegen mehr das Familienbild mit Eltern oder auch Großeltern gefördert. Er schilderte, wie er in der Region nach Exponaten für die Ausstellung suchte und dass wesentliche Themen seinerzeit nicht gestaltet worden waren. So fehlen Darstellungen von Kindern in der Schule total. Aspekte von Kinderarbeit wurden kaum thematisiert, kranke Kinder fehlten ebenfalls völlig.
Der Kurator erläuterte dann das Bild „Spielende Kinder“des Riedlinger Malers Albert Burkart von 1933, das zum Leitmotiv der Ausstellung gewählt wurde. Es ist auch das Motiv des Plakats. Das Bild vereint zwei damals aktuelle Kunststile, den Expressionismus und die neue Sachlichkeit.
Die Ausstellung bietet einen breiten Rahmen unterschiedlichster Darstellungsstile wie Gemälde, Aquarelle, Skulpturen, Fotografien und Videoarbeiten von 1800 bis heute. Unter anderen sind Werke von Jacob Bräckle, Anton Braith, HAP Grieshaber, Erwin Henning, Rupert Leser, Johann Baptist Pflug zu sehen. Auch Spielsachen und Kindermöbel sind ausgestellt. Die Bilder werden in zwölf unterschiedlichen Aspekten präsentiert wie „Kinderbildnisse“, „Geschwister und Familie“, „spielende Kinder“, Kinder und Tiere“und andere.
Mariana Fedorova las eigene Gedichte in bildhaft schöner Sprache über Gefühle, über Kinder, erzählte, wie sie in der zehnten Klasse des Wieland-Gymnasiums von ihrem Deutschlehrer Heinrich Bock mit der Literatur vertraut gemacht wurde. Viktor Oswald spielte auf dem Akkordeon Volksliedhaftes und Tänzerisches aus Kasachstan, dazu Populäres von „Pippi Langstrumpf“bis „Star Wars“.
Die Ausstellung ist bis 2. April zu folgenden Öffnungszeiten zu sehen: Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 13 und 14 bis 20 Uhr, Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr. Das Museum ist am 24., 25., und 31. Dezember, am 1. Januar und am 30. März geschlossen.