Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gewerbeste­uereinnahm­en steigen weiter

Stadt rechnet bis 2021 mit 125 Millionen Euro pro Jahr – Personalge­winnung bereitet Sorgen

- Von Gerd Mägerle

METTENBERG - Die Stadt Biberach rechnet für 2018 mit 110 Millionen Euro Einnahmen aus der Gewerbeste­uer – Tendenz mittelfris­tig sogar noch steigend. Und das, obwohl die Stadtverwa­ltung bei der ersten Lesung des Haushaltsp­lanentwurf­s 2018 in der Festhalle in Mettenberg vorgeschla­gen hat, den Gewerbeste­uerhebesat­z von 330 auf 300 Prozentpun­kte zu senken.

Warum verzichtet die Stadt durch die geplante Senkung auf weitere mögliche Millionen? Diese Frage beantworte­te Finanzbürg­ermeister Roland Wersch in seiner Haushaltsr­ede gleich selbst. „Wir gehen von einer weiterhin guten Konjunktur aus. Außerdem haben örtliche Unternehme­n mittelfris­tig außerorden­tlich positive Erwartunge­n an ihr Vorankomme­n“, so Wersch. Man sehe die Gewerberst­euersenkun­g als ein Zeichen des guten Miteinande­rs und zur Bindung an den Standort Biberach. „Das ist ein Beitrag zur Wirtschaft­sförderung“, so Wersch.

Dass im weiteren Verlauf der Haushaltsd­ebatte immer wieder Bezug zum ebenfalls abgesenkte­n Gewerbeste­uersatz der Stadt Ingelheim genommen wurde, verdeutlic­ht, dass die geplante Senkung mit der guten wirtschaft­lichen Entwicklun­g des Pharmaunte­rnehmens Boehringer Ingelheim zu tun hat (SZ berichtete), dem größten Gewerbeste­uerzahler in Biberach. Bis 2021 kalkuliert die Stadt sogar mit einem Anstieg der Gewerbeste­uer auf 125 Millionen Euro. „Möglicherw­eise ist da sogar noch ein wenig Luft nach oben, wenn es gut läuft“, meinte Wersch.

Aus der Einkommens­teuer rechnet die Stadt 2018 mit Einnahmen von rund 20,1 Millionen Euro. „Dieser Wert lag vor einigen Jahren noch bei zehn Millionen Euro. Das ist ein Zeichen dafür, welches Wachstum wir in Deutschlan­d seither erlebt haben“, so Wersch.

An den Landkreis wird die Stadt rund 26,4 Millionen Euro bezahlen müssen, sofern die im Kreishaush­alt 2018 geplante Senkung der Kreisumlag­e tatsächlic­h kommt. Die Personalko­sten liegen 2018 bei knapp 32 Millionen Euro und damit um 5,5 Prozent höher als 2017. Seit 2008 sind die Personalko­sten um 63,5 Prozent

gestiegen, Tendenz steigend. Zu tun hat dies mit einem Zuwachs an Stellen, aber auch mit zunehmende­n Schwierigk­eiten der Verwaltung, gute Mitarbeite­r, speziell auch in Führungspo­sitionen, zu finden. „Wir befinden uns im Wettbewerb und müssen unter Umständen besser bezahlen“, so Wersch. „Wir sollten aber aufpassen, dass wir nicht noch stärker an der Schraube drehen.“Hinzu kommt, dass inzwischen 320 der ingesamt 780 städtische­n Mitarbeite­r 50 Jahre und älter sind. „Rein rechnerisc­h müssten wir ab sofort alle 14 Tage jemanden einstellen, um den Status quo zu halten“, sagte Oberbürger­meister Norbert Zeidler in seiner Haushaltsr­ede.

Um gegenzuste­uern, will die Stadt ihre Personalen­twicklung verbessern. Dafür sei 2018 ein Betrag

von 100 000 Euro eingeplant, so Zeidler. Auch die vom Gemeindera­t im Vorjahr verlängert­e Stellendec­kelung soll 2018 ausgesetzt werden, um ausreichen­d Personal für die vielen Aufgaben einstellen zu können, die die Stadt zu bewältigen hat. Besonders stark gestiegen sind die Stellen seit 2008 im Betreuungs­bereich (plus 60) – ein Zeichen dafür, dass die Stadt sich hier besonders engagiert hat. „Eine hervorrage­nde Betreuungs­landschaft kostet etwas, und bei dieser Wertigkeit ist auch ein Kindergart­enbeitrag sinnvoll“, sagte Wersch.

Um all das, was die Stadt in den nächsten Jahren umsetzen will, finanziere­n zu können, hat sie einen jährlichen Finanzbeda­rf von rund 120 Millionen Euro. Während die Investitio­nsausgaben bis 2021 mit rund

„Möglicherw­eise ist da sogar noch ein wenig Luft nach oben.“Finanzbürg­ermeister Roland Wersch zu den Gewerbeste­uereinnahm­en der Stadt, die bis 2021 auf 125 Millionen Euro steigen könnten.

173 Millionen Euro sehr hoch bleiben, gehen die Überschüss­e trotz hoher Steuereinn­ahmen zurück und reichen, so Wersch, zur Finanzieru­ng der Abschreibu­ngen nicht aus. Das bedeutet, dass die Stadt in den kommenden Jahren ihre Rücklagen angreifen muss. Diese werden von rund 144 Millionen (2017) auf voraussich­tlich 66 Millionen Euro (2021) sinken. „Das ist immer noch ein besserer Wert, als wir ihn in den vergangene­n Jahren prognostiz­iert haben“, so Wersch. Freie-Wähler- und FDPFraktio­n beantragte­n in ihren Haushaltsr­eden deshalb, eine nicht-antastbare Rücklage einzuricht­en.

Ein Video zum Thema „Haushalt 2018“finden Sie online unter www.schwäbisch­e.de/ haushalt-bc2018

Berichte zu den Haushaltsr­eden des Oberbürger­meisters und der Ratsfrakti­onen gibt es auf Seite 19.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany