Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zeit der Reformation zum Leben erweckt
Musical der Ummendorfer Schüler und Kirchenchöre zeigt Leben von Martin Luther
UMMENDORF - Schüler der Umlachtalschule sowie die Chöre der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden Ummendorf haben das Musical „Martin Luther“aufgeführt. Tim Hundertmark als Martin Luther und Marianne Hundertmark als seine Ehefrau Katharina spielten die Hauptrollen.
Wie war das denn damals, als Martin Luther vor 500 Jahren die ganze Kirchenwelt mit seinen Ideen auf den Kopf gestellt hat? Wie lebten die Menschen, wie lebte Luther und was fand er falsch an der kirchlichen Lehre? Das Team um Religionslehrerin Marianne Hundertmark, Pfarrerin Andrea Luiking und Organisatorin Sabine Götze vertiefte sich anhand der Musicaltexte von Autor und Theologe Heiko Bräuning in Luthers Themen wie den Ablasshandel oder die Reformen, die er erreicht hat.
In elf Szenen stellten die Akteure den Besuchern die historische Zeit in Luthers Leben und parallel in weiteren Bühnenbildern das Leben in einer heutigen Familie dar. Natürlich ließen sich in diesen gut 90 Minuten nur einzelne Szenen aus dem Leben Luthers anreißen. Der Projektchor, Schülerchor und Kinderchor, Eckard Oertel als Tenorsolist und die Projektband, bestehend aus Ralf Klotz, Hans Narijes und Florian Götze, übernahmen unter der souveränen Leitung von Aline Ehrig-Metz zwischen den Szenen den vokalen Teil des Musicals. Obwohl im Musical Kirchenlieder von Luther enthalten sind, ist es modern gehalten und stellenweise auch rockig.
In der ersten Szene sitzt die Familie Luther am Abendbrottisch, dabei zeigt sich, dass auch schon zu Luthers Zeiten die Kinder am Essen herummeckerten. Nach dem Lied „Erzähl uns von dir“erzählt Luther sinnierend seine Geschichte, vom Weg von Mansfeld nach Erfurt, als er in einen Gewittersturm geriet, wie es dazu gekommen ist, dass er Mönch wurde und vom Leben im Kloster.
Von vielen Leuten umringt, tritt auf einer Nebenbühne der Ablassprediger Johann Tetzel (gespielt von Andrea Luiking) auf. „Kommt her, ihr Leute“, ruft Tetzel der Menschenmenge zu. Ein Bürger hatte eine Kuh gestohlen. „Das ist eine schwere Sünde, aber seid beruhigt und gebt der Kirche 200 Gulden, dann seid ihr vorerst von der Sünde befreit“, ruft Tetzel. Triumphierend schüttelt Tetzel am Schluss seinen mit Geld gefüllten Holzkasten und verabschiedet sich freudig mit seinem Spruch „Nur wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“.
Pfarrer Jürgen Sauter verhört in einer Szene, als Kardinal Thomas Cajetan, Luther im Fuggerhaus. Martin Luther solle seine Thesen widerrufen und dazu gibt er ihm 60 Tage Zeit. Luther denkt nicht daran und geht zurück zu seiner Familie.
Um Mobbing in der Schule, Ausgrenzung eines Behinderten und um Bildung ging es in Bühnenbildern, die zwischen der Historie Luthers das Leben in einer heutigen Familie zeigten. Die Schauspieler waren mit Herzblut dabei und beim Projektchor drückten strahlende Kinderaugen die Begeisterung aus. Diese Begeisterung war auch dem Beifall der gut 500 Besucher zu entnehmen.
Er sei begeistert und dankbar, sagte Bürgermeister Klaus B. Reichert und lobte die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Kirchengemeinden. „Das liegt natürlich an den Personen wie Pfarrerin Luiking und Pfarrer Sauter“, die sich auch in anderen Bereichen gegenseitig ergänzten.
Es sei eine „super Sache“gewesen, alle hätten gut mitgemacht, resümierte Organisatorin Sabine Götze. Und: „Es waren an den wichtigen Stellen die richtigen Leute und damit war für mich die halbe Miete schon eingefahren, um das Ganze umzusetzen.“
Ummendorf habe eine gelebte Ökumene „und das nicht nur bei diesem Luther-Projekt“, lobte Andrea Glasneck, die das Liedgut mit dem Schülerchor eingeübt hatte.
„Nur wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“Ablassprediger Johann Tetzel im Martin-Luther-Musical