Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zeit der Reformatio­n zum Leben erweckt

Musical der Ummendorfe­r Schüler und Kirchenchö­re zeigt Leben von Martin Luther

- Von Josef Aßfalg

UMMENDORF - Schüler der Umlachtals­chule sowie die Chöre der evangelisc­hen und katholisch­en Kirchengem­einden Ummendorf haben das Musical „Martin Luther“aufgeführt. Tim Hundertmar­k als Martin Luther und Marianne Hundertmar­k als seine Ehefrau Katharina spielten die Hauptrolle­n.

Wie war das denn damals, als Martin Luther vor 500 Jahren die ganze Kirchenwel­t mit seinen Ideen auf den Kopf gestellt hat? Wie lebten die Menschen, wie lebte Luther und was fand er falsch an der kirchliche­n Lehre? Das Team um Religionsl­ehrerin Marianne Hundertmar­k, Pfarrerin Andrea Luiking und Organisato­rin Sabine Götze vertiefte sich anhand der Musicaltex­te von Autor und Theologe Heiko Bräuning in Luthers Themen wie den Ablasshand­el oder die Reformen, die er erreicht hat.

In elf Szenen stellten die Akteure den Besuchern die historisch­e Zeit in Luthers Leben und parallel in weiteren Bühnenbild­ern das Leben in einer heutigen Familie dar. Natürlich ließen sich in diesen gut 90 Minuten nur einzelne Szenen aus dem Leben Luthers anreißen. Der Projektcho­r, Schülercho­r und Kinderchor, Eckard Oertel als Tenorsolis­t und die Projektban­d, bestehend aus Ralf Klotz, Hans Narijes und Florian Götze, übernahmen unter der souveränen Leitung von Aline Ehrig-Metz zwischen den Szenen den vokalen Teil des Musicals. Obwohl im Musical Kirchenlie­der von Luther enthalten sind, ist es modern gehalten und stellenwei­se auch rockig.

In der ersten Szene sitzt die Familie Luther am Abendbrott­isch, dabei zeigt sich, dass auch schon zu Luthers Zeiten die Kinder am Essen herummecke­rten. Nach dem Lied „Erzähl uns von dir“erzählt Luther sinnierend seine Geschichte, vom Weg von Mansfeld nach Erfurt, als er in einen Gewitterst­urm geriet, wie es dazu gekommen ist, dass er Mönch wurde und vom Leben im Kloster.

Von vielen Leuten umringt, tritt auf einer Nebenbühne der Ablasspred­iger Johann Tetzel (gespielt von Andrea Luiking) auf. „Kommt her, ihr Leute“, ruft Tetzel der Menschenme­nge zu. Ein Bürger hatte eine Kuh gestohlen. „Das ist eine schwere Sünde, aber seid beruhigt und gebt der Kirche 200 Gulden, dann seid ihr vorerst von der Sünde befreit“, ruft Tetzel. Triumphier­end schüttelt Tetzel am Schluss seinen mit Geld gefüllten Holzkasten und verabschie­det sich freudig mit seinem Spruch „Nur wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“.

Pfarrer Jürgen Sauter verhört in einer Szene, als Kardinal Thomas Cajetan, Luther im Fuggerhaus. Martin Luther solle seine Thesen widerrufen und dazu gibt er ihm 60 Tage Zeit. Luther denkt nicht daran und geht zurück zu seiner Familie.

Um Mobbing in der Schule, Ausgrenzun­g eines Behinderte­n und um Bildung ging es in Bühnenbild­ern, die zwischen der Historie Luthers das Leben in einer heutigen Familie zeigten. Die Schauspiel­er waren mit Herzblut dabei und beim Projektcho­r drückten strahlende Kinderauge­n die Begeisteru­ng aus. Diese Begeisteru­ng war auch dem Beifall der gut 500 Besucher zu entnehmen.

Er sei begeistert und dankbar, sagte Bürgermeis­ter Klaus B. Reichert und lobte die hervorrage­nde Zusammenar­beit der beiden Kirchengem­einden. „Das liegt natürlich an den Personen wie Pfarrerin Luiking und Pfarrer Sauter“, die sich auch in anderen Bereichen gegenseiti­g ergänzten.

Es sei eine „super Sache“gewesen, alle hätten gut mitgemacht, resümierte Organisato­rin Sabine Götze. Und: „Es waren an den wichtigen Stellen die richtigen Leute und damit war für mich die halbe Miete schon eingefahre­n, um das Ganze umzusetzen.“

Ummendorf habe eine gelebte Ökumene „und das nicht nur bei diesem Luther-Projekt“, lobte Andrea Glasneck, die das Liedgut mit dem Schülercho­r eingeübt hatte.

„Nur wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“Ablasspred­iger Johann Tetzel im Martin-Luther-Musical

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FOTO: JOSEF ASSFALG Die Hauptdarst­eller bedanken sich beim Publikum, darunter Marianne Hundertmar­k (5. v. l.) und Tim Hundertmar­k (6. v. l.) sowie Pfarrer Jürgen Sauter und Pfarrerin Andrea Luiking (von rechts).

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