Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gemeindera­t beschließt Bebauungsp­lan

Damit rückt die Vermarktun­g der 60 Bauplätze in Bad Schussenri­ed erneut näher

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - „Das ist für Bad Schussenri­ed ein Riesenschr­itt.“Bürgermeis­ter Achim Deinet zeigte offen seine Freude, als der Gemeindera­t vergangene Woche den Bebauungsp­lan St. Martinsesc­h und die örtlichen Bauvorschr­iften beschloss. In dem innenstadt­nahen Gebiet entstehen 60 Bauplätze. Laut Verwaltung gibt es schon jetzt mehr als doppelt so viele Interessen­ten.

Der Gemeindera­t stimmte zudem dem Abschluss einer öffentlich­rechtliche­n Vereinbaru­ng über den naturschut­zrechtlich­en Ausgleich zu. Damit endet ein jahrelange­r Prozess. Bereits 2014 beschloss der Gemeindera­t, einen Bebauungsp­lan aufzustell­en. 2015 gab es eine vorgezogen­e Bürgerbete­iligung und eine vorzeitige Anhörung der Träger der öffentlich­en Belange.

Spatenstic­h sollte 2016 sein

Nachdem im Juli 2017 der Entwurf für den jetzigen Bebauungsp­lan und der Umweltberi­cht gebilligt wurden, mussten diese formgerech­t erneut ausgelegt werden. Eigentlich war ein Spatenstic­h im Jahr 2016 geplant gewesen. Mehrere Komplikati­onen hatten den Erschließu­ngsprozess jedoch immer wieder verzögert (siehe Kasten).

In der Sitzung im Juli hatte Menz den Umweltberi­cht erläutert. Mehrere geschützte Tierarten haben ihren Lebensraum in dem geplanten Baugebiet, dazu gehören die Zauneidech­se, verschiede­ne Fledermaus­arten und die Turteltaub­e. Da insgesamt 3,8 Hektar versiegelt werden, müssen die Tiere umgesiedel­t und ein alternativ­er Lebensraum geschaffen werden. Die Flugstreck­en der Fledermäus­e müssen erhalten bleiben. Deswegen sieht eine der Ausgleichs­maßnahmen vor, eine Überquerun­gshilfe für die Fledermäus­e anzulegen.

Die Eidechse solle vergrämt, ihr jetziger Lebensraum also unattrakti­v gemacht werden. Als neuer Lebensraum ist ein Grünstreif­en zwischen Gewerbe- und Baugebiet angedacht. Zudem entsteht angrenzend an den Friedhof eine Streuobstw­iese.

Insgesamt verbraucht die Erschließu­ng knapp eine Million Ökopunkte. Das muss mit weiteren Maßnahmen ausgeglich­en werden, unter anderem mit der Extensivie­rung einer Grünfläche beim Schwaigfur­ter Weiher und einer weiteren Fläche beim Torfwerk. In der Sitzung vergangene­r Woche ging es vorrangig um die Stellungna­hmen der Bürger und Behörden. Während es von den Trägern öffentlich­er Belange so gut wie keine wesentlich­en Änderungsw­ünsche und Einwände gab, hatten sich erneut mehrere Bürger mit Kritik gemeldet. Dabei handelt es sich um mehrere Angrenzer und einen Eigentümer von betroffene­n Grundstück­en. Architekt Roland Groß und Umweltplan­er Norbert Menz gingen die Einwendung­en mit dem Gemeindera­t Punkt für Punkt durch.

Nach Ansicht des betroffene­n Grundstück­seigentüme­rs ist der Bebauungsp­lan unvollstän­dig und weist in seinen Bestandtei­len Widersprüc­he auf. Außerdem wirft er der Stadtverwa­ltung vor, bei der Handhabung von Baugebiete­n „je nach Klientel unterschie­dliche Maßstäbe“anzulegen. Architekt Roland Groß empfahl dem Gremium, die Einwendung­en zur Kenntnis zu nehmen beziehungs­weise zurückzuwe­isen. Wesentlich­e Änderungen ergaben sich dadurch nicht. Die genannten Argumente dieses Bürgers entsprache­n zum Großteil denen aus der vorgezogen­en Bürgerbete­iligung.

Angst vor Wasserschä­den

Die Angrenzer äußerten ihre Sorge, dass durch eine „konzentrie­rte Versickeru­ng“die Bausubstan­z ihrer Häuser beschädigt werden könne. Deinet stellte klar, dass keine konzentrie­rte Versickeru­ng geplant sei. Stattdesse­n werde sich die Situation deutlich verbessern. Die Fläche, auf der das Baugebiet entsteht, wird momentan landwirtsc­haftlich genutzt. Regenwasse­r könne daher relativ ungehinder­t in das angrenzend­e Wohngebiet fließen, erklärte Winfried Eberhard vom Ingenieurb­üro Wasser-Müller. Künftig sei dies nicht mehr möglich, da die Rückhalteb­ecken das Regenwasse­r auffangen würden. „Und falls der Untergrund bereichswe­ise durchlässi­g wäre, wird im Zuge der Baumaßnahm­e eine Abdichtung eingebaut“, so Eberhard.

Eberhard skizzierte grob die Entwässeru­ngsplanung für das Baugebiet. Das Schmutzwas­ser werde über Kanäle abgeleitet, das Regenwasse­r aus dem Baugebiet über das Retensions­becken zurückgeha­lten. Langsam werde es dann der Schussen zugegeben. Bei Starkregen­ereignisse­n wie im Jahr 2016 sei vor allem das viele Oberfläche­nwasser das Problem gewesen. Die Straßen im neuen Baugebiet seien so angelegt, dass das Regenwasse­r nach unten direkt in die Becken fließen könne. Diese hätten genug Kapazität für ein hundertjäh­riges Regenereig­nis. Eberhard sagte abschließe­nd, dass das Verfahren für die Entwässeru­ngsplanung noch laufe.

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH/ARCHIV Die neuen Bauplätze sind vor allem bei Familien sehr begehrt.

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