Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gemeinderat beschließt Bebauungsplan
Damit rückt die Vermarktung der 60 Bauplätze in Bad Schussenried erneut näher
BAD SCHUSSENRIED - „Das ist für Bad Schussenried ein Riesenschritt.“Bürgermeister Achim Deinet zeigte offen seine Freude, als der Gemeinderat vergangene Woche den Bebauungsplan St. Martinsesch und die örtlichen Bauvorschriften beschloss. In dem innenstadtnahen Gebiet entstehen 60 Bauplätze. Laut Verwaltung gibt es schon jetzt mehr als doppelt so viele Interessenten.
Der Gemeinderat stimmte zudem dem Abschluss einer öffentlichrechtlichen Vereinbarung über den naturschutzrechtlichen Ausgleich zu. Damit endet ein jahrelanger Prozess. Bereits 2014 beschloss der Gemeinderat, einen Bebauungsplan aufzustellen. 2015 gab es eine vorgezogene Bürgerbeteiligung und eine vorzeitige Anhörung der Träger der öffentlichen Belange.
Spatenstich sollte 2016 sein
Nachdem im Juli 2017 der Entwurf für den jetzigen Bebauungsplan und der Umweltbericht gebilligt wurden, mussten diese formgerecht erneut ausgelegt werden. Eigentlich war ein Spatenstich im Jahr 2016 geplant gewesen. Mehrere Komplikationen hatten den Erschließungsprozess jedoch immer wieder verzögert (siehe Kasten).
In der Sitzung im Juli hatte Menz den Umweltbericht erläutert. Mehrere geschützte Tierarten haben ihren Lebensraum in dem geplanten Baugebiet, dazu gehören die Zauneidechse, verschiedene Fledermausarten und die Turteltaube. Da insgesamt 3,8 Hektar versiegelt werden, müssen die Tiere umgesiedelt und ein alternativer Lebensraum geschaffen werden. Die Flugstrecken der Fledermäuse müssen erhalten bleiben. Deswegen sieht eine der Ausgleichsmaßnahmen vor, eine Überquerungshilfe für die Fledermäuse anzulegen.
Die Eidechse solle vergrämt, ihr jetziger Lebensraum also unattraktiv gemacht werden. Als neuer Lebensraum ist ein Grünstreifen zwischen Gewerbe- und Baugebiet angedacht. Zudem entsteht angrenzend an den Friedhof eine Streuobstwiese.
Insgesamt verbraucht die Erschließung knapp eine Million Ökopunkte. Das muss mit weiteren Maßnahmen ausgeglichen werden, unter anderem mit der Extensivierung einer Grünfläche beim Schwaigfurter Weiher und einer weiteren Fläche beim Torfwerk. In der Sitzung vergangener Woche ging es vorrangig um die Stellungnahmen der Bürger und Behörden. Während es von den Trägern öffentlicher Belange so gut wie keine wesentlichen Änderungswünsche und Einwände gab, hatten sich erneut mehrere Bürger mit Kritik gemeldet. Dabei handelt es sich um mehrere Angrenzer und einen Eigentümer von betroffenen Grundstücken. Architekt Roland Groß und Umweltplaner Norbert Menz gingen die Einwendungen mit dem Gemeinderat Punkt für Punkt durch.
Nach Ansicht des betroffenen Grundstückseigentümers ist der Bebauungsplan unvollständig und weist in seinen Bestandteilen Widersprüche auf. Außerdem wirft er der Stadtverwaltung vor, bei der Handhabung von Baugebieten „je nach Klientel unterschiedliche Maßstäbe“anzulegen. Architekt Roland Groß empfahl dem Gremium, die Einwendungen zur Kenntnis zu nehmen beziehungsweise zurückzuweisen. Wesentliche Änderungen ergaben sich dadurch nicht. Die genannten Argumente dieses Bürgers entsprachen zum Großteil denen aus der vorgezogenen Bürgerbeteiligung.
Angst vor Wasserschäden
Die Angrenzer äußerten ihre Sorge, dass durch eine „konzentrierte Versickerung“die Bausubstanz ihrer Häuser beschädigt werden könne. Deinet stellte klar, dass keine konzentrierte Versickerung geplant sei. Stattdessen werde sich die Situation deutlich verbessern. Die Fläche, auf der das Baugebiet entsteht, wird momentan landwirtschaftlich genutzt. Regenwasser könne daher relativ ungehindert in das angrenzende Wohngebiet fließen, erklärte Winfried Eberhard vom Ingenieurbüro Wasser-Müller. Künftig sei dies nicht mehr möglich, da die Rückhaltebecken das Regenwasser auffangen würden. „Und falls der Untergrund bereichsweise durchlässig wäre, wird im Zuge der Baumaßnahme eine Abdichtung eingebaut“, so Eberhard.
Eberhard skizzierte grob die Entwässerungsplanung für das Baugebiet. Das Schmutzwasser werde über Kanäle abgeleitet, das Regenwasser aus dem Baugebiet über das Retensionsbecken zurückgehalten. Langsam werde es dann der Schussen zugegeben. Bei Starkregenereignissen wie im Jahr 2016 sei vor allem das viele Oberflächenwasser das Problem gewesen. Die Straßen im neuen Baugebiet seien so angelegt, dass das Regenwasser nach unten direkt in die Becken fließen könne. Diese hätten genug Kapazität für ein hundertjähriges Regenereignis. Eberhard sagte abschließend, dass das Verfahren für die Entwässerungsplanung noch laufe.