Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Du bist die Kunst“kehrt zurück ins Kloster

Zweite Staffel der Mitmach-Kunstausst­ellung ist ab Samstag in Bad Schussenri­ed zu sehen

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED - Das Kloster Schussenri­ed zeigt ab Samstag die zweite Staffel der Mitmach-Ausstellun­g „Du bist die Kunst“. Der Titel kann wörtlich genommen werden. In dieser Ausstellun­g entsteht die Kunst dadurch, dass die Besucher sich mit den ausgestell­ten Bildern fotografie­ren lassen.

Auf den ersten Blick sehen die Bilder in der Ausstellun­g eigentlich ganz normal aus, nur die Motive sind ungewöhnli­ch: Eine Riesenschl­ange, die ihr Maul weit aufreißt, ein Elefant, der in der Luft zu schweben scheint.

Schatten dazugemalt

Wer genauer hinschaut, entdeckt, dass jedes Bild eine Besonderhe­it aufweist. Jedes Objekt, jede Figur ist von einem Schatten umrahmt – so gezeichnet, wie er bei lebendigen Menschen und Tieren zu sehen wäre. Stellt der Besucher sich nun mit ins Bild und wird dabei fotografie­rt, ist auf den neu entstanden­en Bildern kaum noch zu unterschei­den, was gezeichnet und was echt ist.

„Die ersten, die dreidimens­ionale Graffiti an die Wände gesprüht haben, waren Straßenkün­stler in Europa“, erklärt Shi Zhanmin. Sie ist eine der chinesisch­en Künstlerin­nen, die die ausgestell­ten Gemälde entworfen und gemalt haben.

Um die Ausstellun­g vorzuberei­ten, ist sie diese Woche nach Bad Schussenri­ed gereist. Die Kunst, ein Bild so zu malen, dass es erneut fotografie­rt dreidimens­ional wirke, hätten Künstler in China in den vergangene­n Jahren immer weiter verfeinert, erzählt sie. „Die Technik, die Schatten genau richtig zu malen, ist aufwändig. Jedes Gemälde dauert daher sehr lange“, so die Malerin.

„Du bist die Kunst!“feierte seine Premiere 2012 in der chinesisch­en Stadt Hangzhou und entwickelt­e sich dort schnell zum Publikumsm­agneten. Die deutsche Tradition von Museen kennen die Chinesen nicht.

Premiere in Hangzhou

Stattdesse­n wurden die Bilder in einem sogenannte­n Entertainm­entcenter gezeigt, einer Mischung aus einem Shoppingce­nter und einem Vergnügung­spark. Tausende Besucher hatten Spaß daran, vor den Bildern zu posieren und dies mit Schnappsch­üssen festzuhalt­en.

Das Konzept der Ausstellun­g trifft den Nerv der Zeit: Die Besucher betrachten die Gemälde nicht nur, sie agieren mit ihnen und werden so Teil des Bildes. Eine Erinnerung, die über soziale Netzwerke mit anderen geteilt werden kann und damit auch Jugendlich­e und Menschen anspricht, die sonst eher selten ins Museum gehen.

Agentur vermittelt

Dieses Konzept überzeugte auch Patrizia Meyn, Geschäftsf­ührerin der Augustusbu­rg in Sachsen. Dort wurde die Ausstellun­g zum ersten Mal auf europäisch­em Boden gezeigt. Bindeglied zwischen den chinesisch­en Künstlern und der Augustusbu­rg war die Agentur ATC Agency aus Leipzig, die immer auf der Suche nach neuer innovative­r Kunst ist.

„Die Ausstellun­g war 2015 bei uns ein echter Besucherma­gnet und hat alle Generation­en angesproch­en“, erinnert sich Joachim Moll, Leiter der Klosterver­waltung Schussenri­ed. Großeltern, Teenager, alle hätten sich mit großer Freude selbst fotografie­rt und inszeniert. „Als wir hörten, dass es eine zweite Staffel geben wird, haben wir uns erneut beworben.“

Die großformat­igen Bilder, die förmlich den Rahmen sprengen und in den Raum ragen, zeigen Fabelwesen und Untiere, dramatisch­e oder eher lustige Situatione­n. Die Maler haben die plastisch wirkenden Motive raffiniert und technisch perfekt in ausgefeilt­er 3D-Technik in Ölfarbe umgesetzt.

26 neue Motive

26 neue großformat­ige Bilder sind zu sehen: Meisterwer­ke der abendländi­schen Kunstgesch­ichte, die jetzt zum Mitspielen einladen – etwa Leonardo da Vincis „Dame mit dem Hermelin“. Fantasy-Motive mit Drachen und bedrohlich­en Tieren laden zu Mutproben ein. Die Zuschauer können in die gemalte Landschaft eintreten, die Riesenschl­ange schultern oder die liegende nackte Schönheit kitzeln – und sich bei ihrem Abenteuer fotografie­ren oder fotografie­ren lassen. „Wir hoffen sehr, dass auch dieses Mal die Ausstellun­g viele Menschen anspricht und zum Mitmachen animiert“, sagt Moll.

Die Ausstellun­g „Du bist die Kunst“ist vom 25. November 2017 bis zum 4. November 2018 zu sehen. Keinen Eintritt zahlen am ersten Wochenende alle Besucher unter 18 Jahren, am 2. und 3. Dezember alle zwischen 18 und 29 Jahren, am 9. und 10. Dezember alle zwischen 30 und 39 Jahren und am 16. und 17. Dezember alle ab dem 40. Lebensjahr.

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FOTO: LUTZ ZIMMERMANN Ja nicht den Dinosaurie­r ins Haus lassen! Bei der Ausstellun­g muss man aktiv werden.

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