Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Du bist die Kunst“kehrt zurück ins Kloster
Zweite Staffel der Mitmach-Kunstausstellung ist ab Samstag in Bad Schussenried zu sehen
BAD SCHUSSENRIED - Das Kloster Schussenried zeigt ab Samstag die zweite Staffel der Mitmach-Ausstellung „Du bist die Kunst“. Der Titel kann wörtlich genommen werden. In dieser Ausstellung entsteht die Kunst dadurch, dass die Besucher sich mit den ausgestellten Bildern fotografieren lassen.
Auf den ersten Blick sehen die Bilder in der Ausstellung eigentlich ganz normal aus, nur die Motive sind ungewöhnlich: Eine Riesenschlange, die ihr Maul weit aufreißt, ein Elefant, der in der Luft zu schweben scheint.
Schatten dazugemalt
Wer genauer hinschaut, entdeckt, dass jedes Bild eine Besonderheit aufweist. Jedes Objekt, jede Figur ist von einem Schatten umrahmt – so gezeichnet, wie er bei lebendigen Menschen und Tieren zu sehen wäre. Stellt der Besucher sich nun mit ins Bild und wird dabei fotografiert, ist auf den neu entstandenen Bildern kaum noch zu unterscheiden, was gezeichnet und was echt ist.
„Die ersten, die dreidimensionale Graffiti an die Wände gesprüht haben, waren Straßenkünstler in Europa“, erklärt Shi Zhanmin. Sie ist eine der chinesischen Künstlerinnen, die die ausgestellten Gemälde entworfen und gemalt haben.
Um die Ausstellung vorzubereiten, ist sie diese Woche nach Bad Schussenried gereist. Die Kunst, ein Bild so zu malen, dass es erneut fotografiert dreidimensional wirke, hätten Künstler in China in den vergangenen Jahren immer weiter verfeinert, erzählt sie. „Die Technik, die Schatten genau richtig zu malen, ist aufwändig. Jedes Gemälde dauert daher sehr lange“, so die Malerin.
„Du bist die Kunst!“feierte seine Premiere 2012 in der chinesischen Stadt Hangzhou und entwickelte sich dort schnell zum Publikumsmagneten. Die deutsche Tradition von Museen kennen die Chinesen nicht.
Premiere in Hangzhou
Stattdessen wurden die Bilder in einem sogenannten Entertainmentcenter gezeigt, einer Mischung aus einem Shoppingcenter und einem Vergnügungspark. Tausende Besucher hatten Spaß daran, vor den Bildern zu posieren und dies mit Schnappschüssen festzuhalten.
Das Konzept der Ausstellung trifft den Nerv der Zeit: Die Besucher betrachten die Gemälde nicht nur, sie agieren mit ihnen und werden so Teil des Bildes. Eine Erinnerung, die über soziale Netzwerke mit anderen geteilt werden kann und damit auch Jugendliche und Menschen anspricht, die sonst eher selten ins Museum gehen.
Agentur vermittelt
Dieses Konzept überzeugte auch Patrizia Meyn, Geschäftsführerin der Augustusburg in Sachsen. Dort wurde die Ausstellung zum ersten Mal auf europäischem Boden gezeigt. Bindeglied zwischen den chinesischen Künstlern und der Augustusburg war die Agentur ATC Agency aus Leipzig, die immer auf der Suche nach neuer innovativer Kunst ist.
„Die Ausstellung war 2015 bei uns ein echter Besuchermagnet und hat alle Generationen angesprochen“, erinnert sich Joachim Moll, Leiter der Klosterverwaltung Schussenried. Großeltern, Teenager, alle hätten sich mit großer Freude selbst fotografiert und inszeniert. „Als wir hörten, dass es eine zweite Staffel geben wird, haben wir uns erneut beworben.“
Die großformatigen Bilder, die förmlich den Rahmen sprengen und in den Raum ragen, zeigen Fabelwesen und Untiere, dramatische oder eher lustige Situationen. Die Maler haben die plastisch wirkenden Motive raffiniert und technisch perfekt in ausgefeilter 3D-Technik in Ölfarbe umgesetzt.
26 neue Motive
26 neue großformatige Bilder sind zu sehen: Meisterwerke der abendländischen Kunstgeschichte, die jetzt zum Mitspielen einladen – etwa Leonardo da Vincis „Dame mit dem Hermelin“. Fantasy-Motive mit Drachen und bedrohlichen Tieren laden zu Mutproben ein. Die Zuschauer können in die gemalte Landschaft eintreten, die Riesenschlange schultern oder die liegende nackte Schönheit kitzeln – und sich bei ihrem Abenteuer fotografieren oder fotografieren lassen. „Wir hoffen sehr, dass auch dieses Mal die Ausstellung viele Menschen anspricht und zum Mitmachen animiert“, sagt Moll.
Die Ausstellung „Du bist die Kunst“ist vom 25. November 2017 bis zum 4. November 2018 zu sehen. Keinen Eintritt zahlen am ersten Wochenende alle Besucher unter 18 Jahren, am 2. und 3. Dezember alle zwischen 18 und 29 Jahren, am 9. und 10. Dezember alle zwischen 30 und 39 Jahren und am 16. und 17. Dezember alle ab dem 40. Lebensjahr.