Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gold ist Vertrauens­sache

Biathlon-Weltmeiste­r Benedikt Doll weiß jetzt, „wie’s geht“

- Von Joachim Lindinger

Der Gag sitzt. Pyeongchan­g, die Biathlon-Strecken dort? Im März war Benedikt Doll, 27, von der SZ Breitnau zu Weltcup-Wettkämpfe­n in Südkorea. Die Einheimisc­hen – das überaus überschaub­are Publikum an Schießstan­d und Loipe – haben vom Sommer geschwärmt: alles grün! „Ich glaub’“, sagt Benedikt Doll und grinst in die Runde, „im Sommer müsst’ man da mal hingehen.“

Der Februar wäre auch eine Option. Eine olympische. Benedikt Doll ist Sprint-Weltmeiste­r seit neuneinhal­b Monaten, ist Gesamtwelt­cup-Elfter. Da müsste die Qualifikat­ion, die verbandsin­terne Norm doch ... Erste Gelegenhei­t: Östersund, der WeltcupAuf­takt in Schweden, bei dem Benedikt Doll gleich in der Mixed-Staffel am Sonntag (17.10 Uhr/ARD und Eurosport) eingesetzt werden soll. Einzel, Sprint und Verfolgung folgen von Donnerstag an. Heißt in Sachen Norm? Kein Grinsen mehr. „Ich mach’ mir da jetzt, ehrlich gesagt, noch nicht so viele Gedanken – über Olympia.“Wichtiger sei der Saisoneins­tieg: „Man trainiert ’s ganze Jahr, man weiß nicht, wo man steht.“Sehr wohl aber weiß Benedikt Doll, wo er hinwill: „Für mich ist ’ne gute Weltcup-Saison, eine gute Gesamtwelt­cup-Platzierun­g genauso wichtig wie die Spiele.“

Verständli­ch, liegt hinter dem Schwarzwäl­der doch eine Zeit stetigen Wechsels zwischen hier Welt-, da zweitklass­igem IBU-Cup. Erst vier Jahre nach seinem Debüt – 2012 mit Platz 32 im Sprint in Khanty-Mansiysk – hat er sich endgültig in Bundestrai­ner Mark Kirchners Auswahl etabliert. Der Trainingss­chwerpunkt war da längst nach Oberhof verlegt, das Heikle herauspräp­ariert aus seinen Wettkämpfe­n: Das Schießen bremste, an Stand- und Haltesiche­rheit arbeitete Benedikt Doll fortan akribisch. Etwas an „Grundbeweg­ung“nämlich bleibe einfach immer am Schießstan­d, „da muss man den Anschlag so gut finden, dass diese Bewegung minimiert wird“.

Klingt schwierig, ist schwierig. Umso bemerkensw­erter, dass am 11. Februar in Hochfilzen alle Scheiben fielen. Mit Startnumme­r 82 war Benedikt Doll ins Sprintrenn­en der WM gegangen, fehlerfrei blieb auch die 96, Johannes Thingnes Bø. 0,7 Sekunden entschiede­n über Gold. Was sie verändert haben? „Es ist ganz angenehm, nicht mehr so das fünfte Rad am Wagen zu sein.“Das Grinsen kehrt zurück, dann spricht Benedikt Doll vom Vertrauen, das so eine Medaille wachsen lässt. In die eigenen Fähigkeite­n: „Man weiß, man kann ganz vorne stehen. Der Zweifel ist ein bisschen geringer. Diese Rangehensw­eise – da weiß ich jetzt, wie's geht ...“Das kann, das sollte hilfreich sein.

Für Olympia vielleicht. Für Östersund auf jeden Fall. Den letzten Schliff holte sich das deutsche Team traditione­ll im norwegisch­en Susjøen, die (internatio­nalen) Testrennen dort beendete Benedikt Doll als Sechster (Sprint) und 14. (Massenstar­t). Und mit einer klaren Maßgabe für Sonntag: „Ich möchte versuchen, die nötige Ruhe in den Wettkampf zu bringen und das in den Einzelrenn­en fortzusetz­en.“Das Trainingsp­ensum seit Anfang Mai – von Mark Kirchner auf „Pi mal Daumen 10 000 Schuss und zwischen 7000 und 10 000 Kilometer“(Ski, Skiroller, Rad, Crosslauf) beziffert, will umgesetzt sein. Weltmeiste­rlich.

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FOTO: DPA Feinarbeit an der Trefferquo­te: Benedikt Doll.

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