Schwäbische Zeitung (Biberach)

Joss Stone wandelt auf ungewohnte­n Pfaden

Die Musikerin hat mit dem „Project Mama Earth“ein spannendes Album eingespiel­t

- Von Ingrid Augustin

Sicherlich versuchen sich nicht zum ersten Mal Musiker und Sänger an afrikanisc­hen Rhythmen – und sicherlich haben auch zuvor die meisten gute Ergebnisse zuwege gebracht. Doch was das ungewöhnli­che „Project Mama Earth“mit seinem Debüt „Mama Earth“(Provogue/ Mascot Label Group /Rough Trade) zustande gebracht hat, ist besonders hörenswert. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass die elf Tracks in nur zehn Tagen entstanden sind und noch dazu im britisch-ländlichen Devon aufgenomme­n wurden.

Möglich war das wohl nur aufgrund der außergewöh­nlichen Künstler des Projektes hinter denen sich die Sängerin Joss Stone, Nitin Sawhney (Gitarre), Jonathan Joseph (Schlagzeug), Étienne M’Bappé (Bass) und Jonathan Shorten (Keyboards) verbergen. Der Kopf hinter dem ganzen ist Joseph, der bereits 2003 die Idee zu diesem Album hatte. Damals arbeitete er gemeinsam mit Stone an ihrem Debüt – der Beginn einer langjährig­en Freundscha­ft. Joseph beschäftig­te sich zu dieser Zeit mit den zwei kamerunisc­hen Rhythmen, Mangambe und Bikutsi, die die Grundlage der Songs auf „Mama Earth“bilden. Das klingt anfangs ungewohnt – vor allem aufgrund der zahlreiche­n Brüche und Tempiwechs­el. Und dann doch wieder bekannt, weil es den Musikern gelingt, diese Rhythmen verschmelz­en zu lassen mit Rock („Waterfall“), Funk („Entangleme­nt“) und Soul („What Would She Say“). So gelingt es ihnen, nicht einfach nur die Stile zu kombiniere­n, sondern vor allem auch die Kulturen auf eindrucksv­olle Weise zu vermengen.

Atmosphäri­sche Klangteppi­che

Das zeigt sich auch bei den Interludes – atmosphäri­sche Klanglands­chaften, in denen ethnische Instrument­e mit modernen Soundeffek­ten verschmelz­en. Das klingt dann mal ein wenig nach arabischen Sound, mal hispanisch angehaucht, dann auch nach einer plätschern­den Wasserquel­le.

Ein Ausdruck des Themas um das sich alle Texte auf dem dynamische­n Album drehen: Mutter Natur und ihre Sicht der Dinge, denn „sie ist wichtiger als der ganze Bullshit“, meint Joss Stone. Sie war als einzige aus der Gruppe nie bei der Entstehung der Songs dabei, erlebte nicht den Moment des Erschaffen­s, den M'Bappé als „atemberaub­end“bezeichnet­e. Der Grund ist einfach: „Sonst wäre nur Hip-Hop und R'n'B rausgekomm­en“, meint Stone. Und so bekam sie stets abends den neuesten Track, für den sie und ihre Mutter dann Texte und Melodien schrieben.

Wohl die einzige Routine, die sich für dieses Album eingespiel­t hatte, denn ansonsten wurden die mitreißend­en Songs impulsiv und ohne irgendeine Strategie eingespiel­t. Entstanden ist starker, unverfälsc­hter Sound, der weit entfernt von Durchschni­ttsmusik ist und dem Begriff Weltmusik mehr als gerecht wird.

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FOTO: PR Sängerin Joss Stone belebt die Weltmusik, unterstütz­t von kreativen Künstlerko­llegen.

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