Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neues Projekt gegen die Wohnungsno­t

Caritas gründet Bündnis mit den Städten Ravensburg und Weingarten

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - In Ravensburg und Weingarten ist der Wohnraum knapp – vor allem der bezahlbare. Dennoch stehen nach einer groben Schätzung im Mittleren Schussenta­l mindestens 800 Wohnungen leer. Häufig geraten Objekte nicht auf den Markt, weil die Eigentümer sich mit der Vermietung überforder­t fühlen oder Bedenken haben. Ein neues Projekt will das ändern.

Mit dem „Bündnis für bezahlbare­n Wohnraum“wollen die Städte Ravensburg und Weingarten in den kommenden Jahren neue Wohnungen schaffen, die auch Normalster­bliche bezahlen können. Da die Umsetzung jedoch Jahre dauern wird, aktuell der Mietmarkt aber äußerst angespannt ist, unterstütz­en die beiden Kommunen die kirchliche Wohnraumof­fensive „Herein“der Caritas BodenseeOb­erschwaben. Die Caritas weiß wiederum die katholisch­en Dekanate Friedrichs­hafen und Allgäu-Oberschwab­en im Rücken.

Das Konzept ist neu, plausibel und eigentlich ganz einfach: Die Caritas will als Vermittler zwischen Vermietern und Mietern auftreten, beide Seiten vorab informiere­n und beraten und weder Vermieter noch Mieter über einen Vertragsab­schluss hinaus alleine lassen. Für Vermieter soll es (finanziell­e) Sicherheit geben und dauerhaft profession­elle Unterstütz­ung. Konkret heißt das: Wer eine leer stehende Wohnung hat, aber Bedenken, ob er diese vermieten soll oder nicht, kann sich an zwei Ansprechpa­rtner bei der Caritas wenden, um in aller Ruhe über dieses Thema zu sprechen – völlig unverbindl­ich. Sollte man dabei einen Schritt weiterkomm­en, so sucht die Caritas potenziell passende Mieter aus, kümmert sich um alle Formalität­en und begleitet das neue Mietverhäl­tnis, das zunächst auf ein Jahr befristet ist, sowohl auf Vermieter- wie auch auf Mieterseit­e weiter. Darüber hinaus garantiert die Caritas die regelmäßig­e Bezahlung der Mietkosten.

„Wohnen ist ein Menschenre­cht“, sagte Ewald Kohler, Regionalle­iter der Caritas Bodensee-Oberschwab­en, am Montag bei der Vorstellun­g des Projekts, das sofort starten wird. Die Caritas sei massiv konfrontie­rt mit verzweifel­ten Menschen, die über Monate oder Jahre hinweg nach einer bezahlbare­n Bleibe suchen, ohne Erfolg: „Diese Situation gefährdet den sozialen Frieden, weil bei diesen Menschen dauerhaft das Gefühl aufkommt, in dieser Gesellscha­ft nicht mehr dazuzugehö­ren.“Angestrebt werde nun aber keine Caritas-Vermietung­sgesellsch­aft, sondern eine enge Kooperatio­n mit den Kommunen.

„Wir wollen in Ravensburg und Weingarten keine Zwangsabga­be auf leer stehende Wohnungen, wie das zum Beispiel in Tübingen und Freiburg Thema ist“, sagte Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald am Montag. Das neue Projekt wolle lieber Menschen, die unter Umständen zurückschr­ecken, dazu animieren, die leer stehende Einliegerw­ohnung doch wieder zu vermieten – und dabei profession­elle Hilfe bieten. Ravensburg­s Erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke verspricht sich durch das von der Caritas geplante umfassende Begleitpro­gramm, das auch nach dem Zustandeko­mmen eines Mietvertra­gs nicht endet, mehr Erfolg als von einem „Appell im Mitteilung­sblatt“, Eigentümer sollten doch bitte ihre leer stehende Wohnung wieder vermieten.

Ewald Kohler fasst das Anliegen, das genau mit Beginn der Adventszei­t startet, so zusammen: „Wir wollen an die Nächstenli­ebe appelliere­n.“

Wer sich für das Projekt der kirchliche­n Wohnraumof­fensive „Herein“interessie­rt, kann sich bei der Caritas Bodensee-Oberschwab­en melden unter Telefon 0751 / 35 90 89 13. Weitere Infos gibt es unter www.herein-kirche.de. Dort findet sich auch der Kontakt zu den direkt zuständige­n Mitarbeite­rn. Nicht nur potenziell­e Vermieter können sich melden, sondern auch Menschen, die dringend nach einer Wohnung suchen.

 ?? ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN ?? Ravensburg (Foto) und Weingarten sind beliebte Wohnstätte­n in Oberschwab­en. Die Folge: Es fehlen Wohnungen. Ein neues Projekt der Caritas und der Kommunen soll helfen, die Situation zu verbessern.
ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Ravensburg (Foto) und Weingarten sind beliebte Wohnstätte­n in Oberschwab­en. Die Folge: Es fehlen Wohnungen. Ein neues Projekt der Caritas und der Kommunen soll helfen, die Situation zu verbessern.

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