Schwäbische Zeitung (Biberach)
Gesprächskreis feiert 30. Geburtstag
Einmal im Monat treffen sich pflegende Angehörige in Ochsenhausen im katholischen Gemeindehaus
OCHSENHAUSEN - Vor 30 Jahren haben Diakonie und Caritas in Ochsenhausen den Gesprächskreis für pflegende Angehörige ins Leben gerufen. Am kommenden Dienstag wird das im Rahmen des Adventsfests gefeiert. Neben einem offiziellen Teil mit Reden von Bürgermeister Andreas Denzel und Vertretern der Diakonie und Caritas wird auch eine Betroffene aus ihrem Alltag als pflegende Angehörige berichten.
„Viele ältere Menschen haben den Wunsch, zu Hause alt zu werden“, sagt Irene Richter von der Diakonie Biberach. Um diesen Wunsch zu erfüllen, braucht es Angehörige, die sich die Zeit nehmen, sich um die Pflegebedürftigen zu kümmern. Für die Pflegenden ist das oft ein Kraftakt, da sie tagtäglich das Auf und Ab der Angehörigen unmittelbar miterleben. Die Gesprächskreise für pflegende Angehörige wollen da Abhilfe schaffen und ein Ort sein, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. „Für viele sind es zwei Stunden Auszeit von der Pflege“, sagt Richter.
Jeden Monat ein anderes Thema
Jeden ersten Dienstag im Monat treffen sich die Teilnehmer des Gesprächskreises von 14 bis 16 Uhr im katholischen Gemeindehaus in Ochsenhausen. Jeder Nachmittag hat ein bestimmtes Thema. Im November wurde zum Beispiel das Thema „Loslassen – sich Gutes tun“behandelt. „Das fällt pflegenden Angehörigen besonders schwer“, sagt Richter. Sie hätten oft ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich Zeit für sich nehmen. Doch laut Irene Richter sei das der falsche Weg. „Nur wenn es den Pflegenden gut geht, geht es auch den Pflegebedürftigen gut.“
Doch das sei nicht das Einzige, womit pflegende Angehörige zu kämpfen haben, so Richter. Besonders rechtliche Themen beschäftigten viele. Zum Beispiel abgelehnte Bescheide von Pflegekassen für ein Pflegebett oder eine höhere Pflegestufe sei in den Gesprächskreisen immer mal wieder Thema. „Viele geben nach einem abgelehnten Bescheid auf“, sagt die Diakonie-Mitarbeiterin. Doch in vielen Fällen sollten die Betroffenen mutiger sein, und eventuell einen Widerspruch einlegen, oder auch einen neuen Antrag stellen. „Grundsätzlich sollte alles dafür getan werden, dass man den pflegenden Angehörigen die Pflege so leicht wie möglich macht.“
Ein Thema, bei dem die Gemüter in einer Sitzung ebenfalls hochkochen, seien Entlassungen aus dem Krankenhaus. Einige Pflegende beklagen, zu wenig von den Kliniken darauf vorbereitet zu werden, dass der Pflegebedürftige wieder nach Hause komme. Ob sich das mit dem neuen Entlassmanagement, das seit Oktober jedes Krankenhaus organisieren muss, ändern wird, bleibe abzuwarten.
Eine Geschichte, die sie in der jüngsten Vergangenheit besonders bewegt habe, sei die eines Mannes gewesen, erzählt Richter. Seine Mutter sei schwer erkrankt und deshalb im Krankenhaus gewesen. Danach stellte er sich die Frage, ob er sie anschließend zu Hause weiter betreuen sollte oder nicht. „Wir haben hier im Gesprächskreis ganz offen über den Fall gesprochen, und er hat viele gute Tipps von den anderen Teilnehmern bekommen“, sagt Irene Richter. Er habe sich dann Hilfe bei der Sozialstation geholt und seine Mutter schließlich zu sich genommen. Inzwischen sei die Frau verstorben, aber für den Pflegenden und seine Familie sei es die beste Entscheidung gewesen, den Wunsch der Mutter, zu Hause zu sterben, zu erfüllen.
Um Anmeldung für die Feier unter Telefonnummer 0174/5836736 oder per Mail an richter@diakoniebiberach.de wird gebeten.