Schwäbische Zeitung (Biberach)

Advent – Warten worauf?

- Von Wolfgang Mast

Advent – das ist die Zeit des Wartens. Warten auf das Christkind? Zumindest die Kinder warten darauf und können es kaum erwarten, bis endlich Heiligaben­d ist und sie ihre Geschenke auspacken können. Unendlich lang fühlt sich das für ein Kind an. Warten ist ja so anstrengen­d und braucht Geduld. Adventskal­ender sollen da helfen, diese Wartezeit zu verkürzen.

Und wir Erwachsene­n, worauf warten wir? Auf die Feiertage, auf ein paar Tage Erholung, auf ein friedliche­s Familienfe­st oder auf Entspannun­g im Winterurla­ub? Wer von uns aber wartet im Advent wirklich und bewusst auf die Menschwerd­ung Gottes, auf das Licht vom Himmel, das unsere Welt ein bisschen freundlich­er machen will. Herrscht nicht gerade im Advent in uns selbst und um uns herum eine außerorden­tliche Betriebsam­keit. Warten, ist das nicht eher vertane Zeit, als Vorfreude auf das Kommende? Wer von uns wartet schon gern. Trotzdem sollten auch wir Erwachsene wieder lernen zu warten und die Adventzeit dazu zu nutzen, uns nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich auf Weihnachte­n, das Fest der Geburt Jesu, der Ankunft Gottes in unserer Welt, vorzuberei­ten.

Warten auf das Christkind ist auch heute noch das, was den Advent eigentlich ausmacht. Nehmen wir uns deshalb auch im Stress der Vorweihnac­htszeit die Zeit, uns auf das Wesentlich­e zu besinnen. Uns auszuricht­en auf das, was vor 2000 Jahren mit der Geburt Jesu in Bethlehem geschah und auch heute noch geschieht: Gottes Sohn ist Mensch geworden, um die Welt zu verändern und uns zu erlösen.

In jedem Advent will sich das Reich Gottes weiter ausbreiten. Das geschieht, wo Liebe den Hass überwindet, Vergebung statt Vergeltung geübt wird, wo allen Gerechtigk­eit widerfährt und man über banale Neuigkeite­n hinweg eine frohe Botschaft verkündet, die das Leben erfüllt und auf ein letztes Ziel verweist.

Worauf sollen wir im Advent also warten? Warten, dass Gott uns näherkommt, sichtbar, spürbar, menschlich, ganz nah, so wie das Kind in der Krippe.

Vielleicht wird uns dabei bewusst, wie sehr Gott selbst schon auf uns wartet; geduldig, aber voller Sehnsucht und Liebe.

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FOTO: PRIVAT Wolfgang Mast, Diakon katholisch­e Kirchengem­einde Sankt Martin, Biberach

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