Schwäbische Zeitung (Biberach)
Neues Ärztehaus ist elementar
St.-Elisabeth-Stiftung treibt ihre Planungen beim Gesundheitscampus voran – Erwartungen an die Stadt Riedlingen
RIEDLINGEN - Die St.-Elisabeth-Stiftung (SES) drückt bei ihren Vorhaben auf dem Riedlinger Krankenhausareal aufs Tempo. Die Stiftung will ein Pflegeheim sowie pflegenahe Wohnungen auf dem künftigen Gesundheitscampus bauen. Dabei hat die SES auch klare Erwartungen an die Stadt: Dass ein neues Ärztehaus kommt und dass eine städtebauliche Entwicklung forciert wird.
Bei der großen Informationsversammlung im Juli in Ertingen zum aktuellen Stand der Gesundheitsversorgung in Riedlingen hatte der Vorstand der SES, Matthias Ruf, als Einziger eine habhafte Botschaft im Gepäck: Die SES wird auf dem Krankenhausareal bauen. Auch ein städtebaulicher Entwurf ist von der Stiftung in Auftrag gegeben worden. In Ertingen wurde erstmals gezeigt, wie die Gebäude auf dem Campus angeordnet werden können. Der Plan wird und wurde in den vergangenen Monaten immer wieder fortgeschrieben, doch die Grundelemente bleiben.
Auf der Fläche des Krankenhausareals, die der Stiftung vom Kreis in Erbpacht überlassen worden ist, plant die Stiftung mehrere Projekte: ein Pflegeheim und Einheiten für pflegenahes Wohnen. Für den Pflegeheimneubau ist der Zeitdruck groß. Die Klienten sind derzeit im fünften und sechsten Stock des Krankenhauses untergebracht, doch die Zimmer entsprechen nicht mehr den Vorgaben der Landesheimbauverordnung. Daher soll für rund 45 pflegebedürftige Menschen ein Neubau direkt neben der bisherigen Krankenhauskapelle entstehen.
Geplant sind auch acht bis zehn Einheiten pflegenahes Wohnen: kleine Appartements, in denen Menschen mit höherem Unterstützungsbedarf so eigenständig wie möglich, aber in der Sicherheit der direkten Nähe zum Pflegeheim leben können.
Zudem sind in direkter Nachbarschaft zum künftigen Pflegeheim Wohnungen geplant. Im ersten Schritt sollen dort 35 Wohnungen entstehen. Die Bewohner dieses Konzepts „Wohnen mit Service“könnten den Service und die Infrastruktur des Heims gegen Entgelt nutzen, müssen aber nicht. „Kurze Wege“, so das Motto. Die Wohnungen werden nicht sehr groß geschnitten – bewusst: „100 Quadratmeter können im Alter auch eine Belastung sein“, so Ruf. „Der Bedarf ist da“, ist Ruf überzeugt. Aber noch ist nicht endgültig entschieden, ob die Wohnungen verkauft oder vermietet werden. Tendenz: Verkauf. Denn im ländlichen Raum wird dies eher gewünscht.
Auch die Zeitachse ist so weit klar: Das Baugesuch wird vorbereitet, die Detailpläne werden gemacht. Die Stadt ist derzeit dabei, den Bebauungsplan zu entwickeln. Ein sogenannter Scoping-Termin mit den Beteiligten hat vergangene Woche stattgefunden. Dies hatte Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft in der jüngsten Ratssitzung verkündet. Bei einem solchen Termin werden Aufgaben- oder Untersuchungsumfänge aufgenommen. Die SES rechnet für ihre Vorhaben mit einer Baufreigabe Ende 2018 und einem Spatenstich im Frühjahr 2019. Im Sommer oder Herbst 2020 könnten das Pflegeheim und die Wohnungen bezogen werden.
Schlüssel sind die Ärzte
Damit hat oder wird die SES erste Pflöcke auf dem Gesundheitscampus einschlagen. Doch sie blickt auch mit einer deutlichen Erwartungshaltung in Richtung Stadt – dass ein neues Ärztehaus realisiert wird. Dass ein solches kommt, ist für die Stiftung elementar. Die Koordination dafür hat die Stadt übernommen. „Der Schlüssel sind die Ärzte, die müssen überzeugt werden“, so Ruf. Wobei einige Ärzte bereits am Campus praktizieren – Gynäkologen, Hausärztin, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Augenärztin sowie die chirurgische Praxis. Allerdings im alten Krankenhausgebäude, wo die Mieten geringer sind als in einem geplanten Neubau. „Das Problem der Mieten ist zu lösen“, sagt Ruf.
Dementsprechend ist in der Diskussion in Riedlingen immer wieder die Rede von Mietkostenzuschüssen durch die Stadt und die Hospitalstiftung, um Ärzte in einen Neubau zu locken. Der Gemeinderat hat im Grundsatz auch schon beschlossen, sich wenn nötig finanziell zu engagieren. Auch Investitionskostenzuschüsse durch den Landkreis werden erhofft, um die Baukosten und damit indirekt die Mieten niedriger zu halten.
Eine stationäre Einheit – wie im Runde-Konzept vorgesehen – ist auf dem städtebaulichen Entwurf nicht eingezeichnet. Aber das sei kein Problem, der Platz sei vorhanden, so Ruf. Und die Planung ist modular angelegt: Die Bausteine können auch in unterschiedlicher Geschwindigkeit umgesetzt werden.
Quartiersentwicklung
Stattdessen sind auf dem Entwurf bereits Räume für andere Dienstleister eingezeichnet: etwa eine Apotheke, ein Sanitätshaus oder ein Frisör. Wenn das Ärztehaus umgesetzt ist, ist die Frequenz am Standort hoch genug, dass sich auch diese medizinnahen Dienstleistungen ansiedeln, so die Erwartung.
Doch Ruf geht einen Schritt weiter. In den Plänen finden sich auch ein Hotel und ein Supermarkt. Denn Ruf könnte sich eine städtebauliche Quartiersentwicklung an diesem Standort in Nachbarschaft zum Baugebiet Klinge II vorstellen. Aber auch das ist letztlich Aufgabe der Stadt Riedlingen.