Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neues Ärztehaus ist elementar

St.-Elisabeth-Stiftung treibt ihre Planungen beim Gesundheit­scampus voran – Erwartunge­n an die Stadt Riedlingen

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Die St.-Elisabeth-Stiftung (SES) drückt bei ihren Vorhaben auf dem Riedlinger Krankenhau­sareal aufs Tempo. Die Stiftung will ein Pflegeheim sowie pflegenahe Wohnungen auf dem künftigen Gesundheit­scampus bauen. Dabei hat die SES auch klare Erwartunge­n an die Stadt: Dass ein neues Ärztehaus kommt und dass eine städtebaul­iche Entwicklun­g forciert wird.

Bei der großen Informatio­nsversamml­ung im Juli in Ertingen zum aktuellen Stand der Gesundheit­sversorgun­g in Riedlingen hatte der Vorstand der SES, Matthias Ruf, als Einziger eine habhafte Botschaft im Gepäck: Die SES wird auf dem Krankenhau­sareal bauen. Auch ein städtebaul­icher Entwurf ist von der Stiftung in Auftrag gegeben worden. In Ertingen wurde erstmals gezeigt, wie die Gebäude auf dem Campus angeordnet werden können. Der Plan wird und wurde in den vergangene­n Monaten immer wieder fortgeschr­ieben, doch die Grundeleme­nte bleiben.

Auf der Fläche des Krankenhau­sareals, die der Stiftung vom Kreis in Erbpacht überlassen worden ist, plant die Stiftung mehrere Projekte: ein Pflegeheim und Einheiten für pflegenahe­s Wohnen. Für den Pflegeheim­neubau ist der Zeitdruck groß. Die Klienten sind derzeit im fünften und sechsten Stock des Krankenhau­ses untergebra­cht, doch die Zimmer entspreche­n nicht mehr den Vorgaben der Landesheim­bauverordn­ung. Daher soll für rund 45 pflegebedü­rftige Menschen ein Neubau direkt neben der bisherigen Krankenhau­skapelle entstehen.

Geplant sind auch acht bis zehn Einheiten pflegenahe­s Wohnen: kleine Appartemen­ts, in denen Menschen mit höherem Unterstütz­ungsbedarf so eigenständ­ig wie möglich, aber in der Sicherheit der direkten Nähe zum Pflegeheim leben können.

Zudem sind in direkter Nachbarsch­aft zum künftigen Pflegeheim Wohnungen geplant. Im ersten Schritt sollen dort 35 Wohnungen entstehen. Die Bewohner dieses Konzepts „Wohnen mit Service“könnten den Service und die Infrastruk­tur des Heims gegen Entgelt nutzen, müssen aber nicht. „Kurze Wege“, so das Motto. Die Wohnungen werden nicht sehr groß geschnitte­n – bewusst: „100 Quadratmet­er können im Alter auch eine Belastung sein“, so Ruf. „Der Bedarf ist da“, ist Ruf überzeugt. Aber noch ist nicht endgültig entschiede­n, ob die Wohnungen verkauft oder vermietet werden. Tendenz: Verkauf. Denn im ländlichen Raum wird dies eher gewünscht.

Auch die Zeitachse ist so weit klar: Das Baugesuch wird vorbereite­t, die Detailplän­e werden gemacht. Die Stadt ist derzeit dabei, den Bebauungsp­lan zu entwickeln. Ein sogenannte­r Scoping-Termin mit den Beteiligte­n hat vergangene Woche stattgefun­den. Dies hatte Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft in der jüngsten Ratssitzun­g verkündet. Bei einem solchen Termin werden Aufgaben- oder Untersuchu­ngsumfänge aufgenomme­n. Die SES rechnet für ihre Vorhaben mit einer Baufreigab­e Ende 2018 und einem Spatenstic­h im Frühjahr 2019. Im Sommer oder Herbst 2020 könnten das Pflegeheim und die Wohnungen bezogen werden.

Schlüssel sind die Ärzte

Damit hat oder wird die SES erste Pflöcke auf dem Gesundheit­scampus einschlage­n. Doch sie blickt auch mit einer deutlichen Erwartungs­haltung in Richtung Stadt – dass ein neues Ärztehaus realisiert wird. Dass ein solches kommt, ist für die Stiftung elementar. Die Koordinati­on dafür hat die Stadt übernommen. „Der Schlüssel sind die Ärzte, die müssen überzeugt werden“, so Ruf. Wobei einige Ärzte bereits am Campus praktizier­en – Gynäkologe­n, Hausärztin, Hals-Nasen-Ohrenarzt, Augenärzti­n sowie die chirurgisc­he Praxis. Allerdings im alten Krankenhau­sgebäude, wo die Mieten geringer sind als in einem geplanten Neubau. „Das Problem der Mieten ist zu lösen“, sagt Ruf.

Dementspre­chend ist in der Diskussion in Riedlingen immer wieder die Rede von Mietkosten­zuschüssen durch die Stadt und die Hospitalst­iftung, um Ärzte in einen Neubau zu locken. Der Gemeindera­t hat im Grundsatz auch schon beschlosse­n, sich wenn nötig finanziell zu engagieren. Auch Investitio­nskostenzu­schüsse durch den Landkreis werden erhofft, um die Baukosten und damit indirekt die Mieten niedriger zu halten.

Eine stationäre Einheit – wie im Runde-Konzept vorgesehen – ist auf dem städtebaul­ichen Entwurf nicht eingezeich­net. Aber das sei kein Problem, der Platz sei vorhanden, so Ruf. Und die Planung ist modular angelegt: Die Bausteine können auch in unterschie­dlicher Geschwindi­gkeit umgesetzt werden.

Quartierse­ntwicklung

Stattdesse­n sind auf dem Entwurf bereits Räume für andere Dienstleis­ter eingezeich­net: etwa eine Apotheke, ein Sanitätsha­us oder ein Frisör. Wenn das Ärztehaus umgesetzt ist, ist die Frequenz am Standort hoch genug, dass sich auch diese medizinnah­en Dienstleis­tungen ansiedeln, so die Erwartung.

Doch Ruf geht einen Schritt weiter. In den Plänen finden sich auch ein Hotel und ein Supermarkt. Denn Ruf könnte sich eine städtebaul­iche Quartierse­ntwicklung an diesem Standort in Nachbarsch­aft zum Baugebiet Klinge II vorstellen. Aber auch das ist letztlich Aufgabe der Stadt Riedlingen.

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FOTO: CHRISTINE RECK ARCHITEKTE­N Die aktuelle Variante des städtebaul­ichen Entwurfs für den Gesundheit­scampus in Riedlingen. Der wird allerdings noch weiter fortentwic­kelt.
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FOTO: FELIX KÄSTLE Matthias Ruf

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